Heiße Naechte im Strandhaus
sinken. „Wir haben noch eine gute Stunde, dann kommt Arnold uns abholen.“ Sie griff nach der Speisekarte. „Was essen wir?“
Am Ende bestellten sie Kräuteromeletts mit einem schlichten grünen Salat und für jede ein Glas Chablis. Sophia sagte, ungläubig den Kopf schüttelnd: „Francesco heiratet – ich kann es immer noch nicht fassen. Dabei wäre ich jede Wette eingegangen, dass er sein Leben lang Junggeselle bleibt. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie ich mich freue.“ Sie lächelte strahlend. „Und dass er dann auch noch so eine gute Wahl getroffen hat! Ich bin sicher, du wirst ihn sehr glücklich machen.“
Anna konzentrierte sich auf ihr Omelett. Glücklich? Wohl kaum. Sie konnte ihm höchstens sexuelle Befriedigung verschaffen, bis er sie satthatte. Mehr Glück konnte sie nicht erwarten.
Sie legte ihre Gabel ab und erkundigte sich scheinbar beiläufig: „Wieso sollte er sein Leben lang Junggeselle bleiben? Er hatte doch immer die freie Auswahl.“ Und war imstande, sogar die Vögel in den Bäumen mit seinem Charme zu bezirzen.
„Tja … genau das war ja das Problem.“
Sophias ernster Tonfall ließ Anna aufhorchen.
„Normalerweise reden wir nicht darüber.“ Sophia seufzte. „Aber du gehörst jetzt zur Familie, und ihr habt zusammen ein Kind.“ Sie trank ihr Glas aus. „Mein Bruder weigert sich darüber zu sprechen, aber ich finde, in einer Familie sollte es keine Geheimnisse geben.“
Ihre dunklen Augen verschleierten sich, und Anna wurde klar, dass es ihr schwerfiel, ein Thema anzuschneiden, dem ihr Bruder so hartnäckig aus dem Weg ging.
„Weißt du, als wir Kinder waren, ist etwas Schlimmes passiert“, fuhr Sophia ruhig fort. „Es ist traurig, das sagen zu müssen, aber unsere Mutter war herzlos und konnte keine Liebe geben. Sie war eine Schönheit, ein Liebling der Gesellschaft, und unser Vater hat sie vergöttert, er war regelrecht besessen von ihr. Als sie uns verließ, war er ein gebrochener Mann. Er veränderte sich praktisch über Nacht und wurde kalt und distanziert. Es war fast, als könnte er es nicht mehr ertragen, seine Kinder um sich zu haben.“
„Eure Mutter hat euch im Stich gelassen?“ Anna konnte es nicht fassen. „Sie hatte zwei bildhübsche Kinder, die sie liebten und brauchten, und einen Mann, der sie vergötterte. Wie konnte sie da einfach weggehen? Hat sie sich in einen anderen verliebt?“ Was für eine tragische Geschichte!
„Nein. Aber inzwischen sehe ich klarer. Ich war noch nicht mal vier, als sie uns verließ, deshalb erinnere ich mich kaum an sie. Aber Francesco war schon zehn, für ihn war es wirklich hart. Er hat sie sehr geliebt. Und Papa war ab diesem Zeitpunkt für uns ein Fremder. Er begann zu trinken und hat es so weit wie möglich vermieden, mit uns in Berührung zu kommen. Francesco musste mir beide Eltern ersetzen, und ich kann nur sagen, dass er sich rührend um mich gekümmert hat.“
Sie drehte ihr Weinglas in Händen und signalisierte einem Kellner, das Glas nachzufüllen. „Also, passiert war Folgendes: Irgendwann begannen Papas Geschäfte zu stagnieren, sodass er unserer Mutter den verschwenderischen Lebensstil, an den sie gewöhnt war, nicht mehr bieten konnte. Da hat sie sich kurz entschlossen einen anderen gesucht. Mit Liebe hatte das nichts zu tun, es war reine Berechnung. Das haben Francesco und ich später aus dem Abschiedsbrief erfahren, den sie Papa geschrieben hat. Wir fanden ihn, als wir nach seinem Tod seine Sachen durchsahen.“
Sie machte eine hilflose Handbewegung. „Damals war Francesco zwanzig, und die Mädchen waren schon lange verrückt nach ihm. Du ahnst nicht, auf welche Weise manche von ihnen versucht haben, auf sich aufmerksam zu machen. Eine hat sich sogar mal heimlich in unser Haus geschlichen und sich splitternackt in sein Bett gelegt, dabei kannte er sie gar nicht. Aber er hat sie alle ignoriert. Er hat immer darauf geachtet, einer Frau nie irgendwelche Hoffnungen auf eine feste Beziehung zu machen, und eigentlich waren Frauen nie ein Thema für ihn. Er hat sich nur für den Konzern interessiert und seine gesamte Energie in die Umstrukturierung gesteckt.“
„Dann waren also alle Frauen für ihn so etwas wie Wiedergängerinnen eurer Mutter? Habgierig und nur auf sein Geld aus?“, vermutete Anna, die mit dem zehnjährigen, im Stich gelassenen Jungen fühlte. Kein Wunder, dass er sich mit diesen Erfahrungen nicht vorstellen konnte, um seiner selbst willen geliebt zu werden.
„ Precisamente!
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