Heiße Nächte in Mexiko - Roberts, N: Heiße Nächte in Mexiko
es, einfach zu erstarren. Doch bevor sie überhaupt auf irgendeine Art und Weise reagieren konnte, fand sie sich auch schon unter Wasser wieder.
Wie konnte sie Jonas warnen? Hektisch trat sie im Wasser, während über ihr auf der Oberfläche Scheinwerferstrahlen schwenkten. Sie hatte weder eine Sauerstoffflasche noch eine Maske. Sie war absolut schutzlos. Jonas konnte jeden Moment auftauchen, völlig ahnungslos, welche Gefahr ihn erwartete. Der einzige Schutz, den er hatte, war sie.
Doch ohne Ausrüstung würde sie innerhalb von wenigen Momenten ebenso hilflos sein. Sie blieb unter Wasser, hielt sich so nahe, wie es ihr möglich wahr, in der Nähe der Leiter auf. Ihre Lungen brannten schon, wollten schier platzen, als sie die Bewegung hinter sich im Wasser spürte. Liz drehte sich zu dem dünnen Lichtstrahl um.
Als Jonas sie erblickte, setzte sein Herz einen Schlag lang aus. Sie sah aus wie ein Geist, der um den Kiel des Bootes schwamm. Ihr Haar floss in der Strömung um ihr bleiches Gesicht, das im Licht fast weiß erschien. Sein Instinkt reagierte schneller als sein Verstand. Noch bevor er sich Fragen ausdenken konnte, hatte er ihr schon sein Mundstück zwischen die Lippen gezwängt und ließ sie seinen Sauerstoff atmen. Für Worte war kein Raum, aber für Emotionen. Er fühlte ihre Angst. Einen Moment lang blickte er auf die Harpune in seiner Hand, dann tauchte er auf.
„Mr Sharpe.“ Moralas fing ihn mit dem Scheinwerferstrahl ein. Liz kam an seiner Seite an die Wasseroberfläche. „Wir haben alles unter Kontrolle.“ Auf dem Deck ihres Bootes sah Liz Manchez in Handschellen zwischen zwei Tauchern in voller Montur stehen. „Vielleicht sind Sie so freundlich und nehmen meine Männer und den Gefangenen mit zurück nach Cozumel.“
Liz konnte spüren, wie Jonas sich verspannte. Die Harpune war entsichert und auf ein eindeutiges Ziel gerichtet. Hinter der Tauchermaske konnte sie seine Augen brennen sehen, so intensiv, wie nur Hass brennen konnte. „Jonas, bitte.“ Doch er kletterte bereits die Leiter empor. Liz zog sich am Bootsrand hoch, ließ sich über die Reling fallen, taumelte über Deck zu ihm. Sie war durchnässt, und sie fror erbärmlich. „Jonas, nicht. Jonas, es ist vorbei.“
Er hörte sie kaum. Alle seine Sinne, alle seine Emotionen waren auf den Mann gerichtet, der nur wenige Schritte vor ihm stand. Ihre Blicke bohrten sich ineinander. Es verschaffte Jonas keine Genugtuung, das Blut aus Manchez’ Gesicht weichen zu sehen. Oder das Flackern von jäher Angst in dessen Augen zu erkennen. Dafür war er hergekommen, das Versprechen hatte er sich selbst gegeben. Die Goldmünze an der Kette um seinen Hals wog plötzlich tonnenschwer. Sie erinnerte ihn an seinen Bruder. Sein Bruder war tot. Keine Befriedigung. Jonas ließ die Harpune sinken.
Manchez warf den Kopf zurück. „Ich bin bald wieder draußen“, sagte er leise. Ein dünnes Lächeln zeigte sich auf seinem Gesicht. „Ich bin sogar sehr bald wieder draußen.“
Die Harpune schoss aus ihrer Halterung und grub sich in die Holzplanken genau zwischen Manchez’ Füßen. Liz konnte mitverfolgen, wie das Lächeln auf seinem Gesicht gefror, nur einen Sekundenbruchteil, bevor es sich auf Jonas’ Gesicht ausbreitete.
„Ich warte.“
Sollte es wirklich endlich vorbei sein? Das war der erste und einzige Gedanke, den Liz hatte, als sie aufwachte, trocken und warm in ihrem eigenen Bett. Sie war in Sicherheit, Jonas war in Sicherheit, und der Schmugglerring auf Cozumel war zerschlagen. Natürlich war Jonas wütend gewesen. Manchez war beobachtet worden, sie beide waren observiert worden, aber die Polizei war erst aufgetaucht, nachdem eine Pistole auf Liz gerichtet worden war.
Er hat bekommen, weshalb er hergekommen ist, dachte sie. Der Mörder seines Bruders saß hinter Gittern. Manchez würde vor Gericht gestellt und verurteilt werden. Sie hoffte, dass Jonas sich damit zufriedengeben konnte.
Sie gab sich auf jeden Fall mit dem neuen Morgen zufrieden. Mit der Normalität, die er mit sich brachte. Glücklich drehte sie sich auf die andere Seite und schmiegte sich an Jonas. Er legte den Arm um sie und zog sie noch näher heran.
„Lass uns bis Mittag im Bett bleiben.“
Lachend knabberte sie an seinem Hals. „Ich habe doch …“
„Ein Geschäft zu führen“, beendete er den Satz für sie.
„Genau. Und zum ersten Mal seit Wochen kann ich es führen, ohne diesen ständigen Drang zu verspüren, mich verstohlen und misstrauisch umsehen zu
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