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Heiße Sonne der Verfuehrung

Heiße Sonne der Verfuehrung

Titel: Heiße Sonne der Verfuehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy J. Fetzer
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untersuchen. Rans Blick schweifte vom weichen Sand zu der Stelle hin, wo diese vor dem Felsblock endeten. Die Flut hatte noch keine Chance gehabt, sie wegzuspülen, aber noch während Ran bewegungslos dastand, strömte das Meer zwischen die Felsblöcke und ließ sie im Sand verschwinden.
    Wut jagte durch Rans Blut, pochte in seinen Schläfen und beengte seine Atmung. Verrat. Seine Familie wurde bedroht, verletzt, lag blutend und ums Überleben kämpfend danieder.
    Lockewood und Lougière.
    Er würde sie töten.
    Und Gefallen daran finden.

35
    Ran hatte sich noch nicht wieder beruhigt, als er den Kamm des Hügels erreichte. Das Pferd spürte seine Erregung und bäumte sich angesichts der schlechten Behandlung auf. Er lockerte sofort seinen Griff am Zügel und beruhigte das Tier.
    Ran konnte nicht zum Haus hinüberschauen. Er wollte seinen Zorn frisch und beißend halten, er wollte Blut für Blut fließen sehen, konnte jedoch nichts anderes tun, als sich an Dahreins Gesicht erinnern, an seine seltsam blauen Augen, die ihn schweigend um Hilfe gebeten hatten, die ihn angefleht hatten, ihn nicht sterben zu lassen. Ran schluckte. Er hörte, wie der Junge aufschrie. Ran schaute weg und biss knirschend die Zähne zusammen.
    Das hatte Dahrein nicht verdient. Niemand hatte das, am allerwenigsten jedoch dieser weichherzige Junge. Das Schicksal hatte ihm seine Kindheit gestohlen, das halb englische, halb indische Baby war verlassen worden, und die Waisenhäuser hatten es von einer grausamen Hand in die nächste abgeschoben. So lange, bis er alt genug gewesen war, eine Spitzhacke halten zu können, und in die Diamantenminen, oder besser gesagt in die Dunkelheit geschickt werden konnte. In einen vergessenen Winkel der Hölle.
    Ran erinnerte sich an das schmutzige Kind, das er erwischt hatte, als es ihm in Bombay seinen Geldbeutel stehlen wollte; hellblaue Augen hatten tapfer in sein wütendes Gesicht geschaut. Er nannte sich selbst Dahrein, kein Nachname, lediglich Dahrein, und er bestand darauf, dass das genügen würde, da er … zu klein und unbedeutend war, um mehr zu haben. Seitdem befand Dahrein sich in seiner Obhut.
    Und nun würde er sterben. Ohne jemals erfahren zu haben, wie stark er werden konnte, ohne die Welt hinter Maghreb gesehen zu haben, ohne die Herrlichkeit der Liebe zu einer Frau wie Aurora erfahren zu haben.
    Verdammt.
    Ran gab sich selbst die Schuld, denn wenn er die Unfälle der letzten Monate als zusammenhängend erkannt hätte, so hätte er wahrnehmen müssen, dass hinter seinem Rücken Verrat existierte und Aurora die Zielscheibe war.
    Langsam hob er seinen Kopf. Sein Blick war messerscharf vor Gehässigkeit. Er wusste, wo er die Antworten finden würde.
     
    Auf seinen Waden sitzend rückte Shokai die bratende Taube über dem niedrigen Feuer zurecht. Fett tropfte in die Flammen, und es spritzte. Das Zischen durchbrach die Stille, weißer Rauch schoss zu der zerklüfteten Decke hoch.
    »Mylord«, begrüßte Shokai ihn, ohne aufzuschauen, während er den Vogel auf dem Spieß drehte.
    »Habt Ihr eigentlich hinten im Kopf Augen, alter Mann?« Ran ging gebückt in die Höhle hinein, er spürte sofort die kühlere Temperatur.
    »Nur Narren und Väter hören die Schritte eines wohlgestalteten Mannes nicht.«
    Rans Lippen spitzten sich und seine Stimmung verbesserte sich ein wenig. Man konnte sich auf Shokai verlassen, wenn es darum ging, ein wenig angestrengter nachdenken zu wollen.
    »Setzt Euch, Mylord.« Shokai wies auf die Stelle neben sich, und Ran erkannte den eleganten Brokat, der seinen Körper umhüllte. Wer hatte wohl die Gewänder entworfen, die in diesem Land Tradition waren? Es konnte ja kaum Aurora gewesen sein, denn die hatte Rachel beim Nähen von Dahreins neuer Kleidung um ihre Hilfe gebeten, um die Frau enger in die Familie mit einzubeziehen.
    »Der Junge?«
    Rans Blick verlagerte sich. »Aurora bemüht sich um ihn.«
    Shokai winkte seine Besorgnis ab. »Dann brütet auch nicht wie ein einsamer Hengst. Oft werden die Besiegten zu Rebellen.«
    Ran lächelte schwach. Ja, Dahrein hatte die innere Stärke dazu, wenn er überlebte.
    »Ich weiß, dass Ihr nicht wegen meines Tees zu mir gekommen seid, Mylord.« Shokai goss etwas aus seinem gesprungenen Kessel ein und reichte Ran dann die Tasse.
    Ran drehte diese in seiner Handfläche, nippte daran und stieß einen langen Seufzer aus. »Erinnert Ihr Euch noch an die Nacht in dem Gasthof?«, fing er an, klar und präzise seine Ergebnisse und Theorien

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