Heiße Sonne der Verführung
lächelnd, die Stufen hinaufstieg. »Tragt Ihr diese Kleider denn überhaupt nicht?«
»Sie erschienen mir ein wenig zu fein, um damit in der Erde herumzugraben, M’lady.« Sie zuckte mit den Schultern und schaute auf das weiße Kleid, das Ransom ihr an Bord der Lion gegeben hatte. »Ich möchte sie nicht ruinieren. Und ich entschuldige mich dafür, dass ich das andere hier nun beschmutzt habe.«
Sayidda winkte ab und verzog die Lippen. »Wir werden schon etwas Passendes finden, womit Ihr im Schlamm spielen könnt.« Sie trafen sich auf der Treppe. »Abgewetzt und zu groß«, schmunzelte sie, wobei sie an dem Kleid zupfte. Plötzlich wurde ihr schwindelig, und sie griff zum Geländer.
»Sayidda? Geht es Euch nicht gut?«
»Es ist nichts.« Sie schüttelte ihren Kopf, um so die Trübung in ihrem Blick wieder fortzubekommen.
»Kommt die Treppe hinunter und setzt Euch hin«, versuchte Aurora sie zu überreden.
»Mir geht es gut«, wiederholte Sayidda und atmete tief ein. »Aber Ihr? Ihr habt Euch mit meinem Sohn gestritten?« Sayidda hatte den Verdacht, dass es dabei um sie gegangen war. »Es kann nicht besonders erfreulich gewesen sein.«
Auroras Gesichtsausdruck veränderte sich. »Ich habe mich in ein Gebiet gewagt, in dem ich nichts zu suchen habe, Sayidda. Und ich habe Male auf seinem Rücken hinterlassen, denke ich.«
»Liebt Ihr meinen Sohn, Aurora?«, kam es frei heraus.
Aurora schaute Sayidda in die Augen. »Ja«, sagte sie nachdrücklich. »Ja. Aber ein Mann kann nicht mit halbem Herzen zurücklieben.«
»Vielleicht hat er ja gar nicht mehr«, flüsterte Sayidda und gab sich selbst dafür die Schuld.
»Nein«, antwortete Aurora bestimmt und drehte sich um, um die Treppe hinunterzugehen, als Ransom gerade das Haus betrat. »Das glaube ich nicht.«
Sie kam aus dem Gleichgewicht und stolperte einige Stufen hinunter.
»Kassir!«, schrie Sayidda und machte einen Satz nach vorn.
Aurora fing sich wieder und verhinderte so einen Sturz, stieß jedoch hart gegen Rans Brust; seine Kraft hielt sie davon ab, mit mehr als nur einem gestockten Atem und einem riesigen Schrecken davonzukommen.
Sein Arm umgriff ihre Taille, und schwer atmend drückte er sie an sich. Sie rückwärts die Stufen hinunterstürzen zu sehen, hatte ihm sein Herz in die Kniekehlen sinken lassen, und er brauchte nun einen Moment, um seine Haltung wiederzuerlangen.
»Aurora«, keuchte er und erhob kurz seinen Blick zu seiner Mutter.
Sayidda war bleich geworden, und sie hielt sich die Hand aufs Herz, während sie flüsterte: »Allah sei gepriesen.«
Ran riss Aurora in seine Arme, drehte sich dann um und trug sie den Rest der Treppe hinunter in sein Studierzimmer. Sanft, als würde er einen Kristallsplitter halten, legte er sie auf das Sofa und kniete sich dann neben sie hin.
Sofort schoss sie hoch und stützte ihren Körper mit ihren Ellbogen ab. »Ich danke dir, Ransom, aber ich bin unverletzt.« Er warf ihre Röcke zurück und untersuchte ihr Fußgelenk, indem er mit seinem Daumen über den Fußrücken und die Wölbung fuhr. Sie kicherte und wand sich. »Siehst du nun?«, fragte sie und warf den verschmutzten Saum wieder herunter. Das Gewand glitt ihr von den Schultern, und sie schob es mit einem Achselzucken wieder hoch. »Du machst aus einer Mücke einen Elefanten, Ransom, ich bin ausgerutscht, das ist alles.« Er starrte sie mit einer Intensität an, die ihr Angst machte. Langsam schwang sie ihre Beine über die Sofaseite hinüber. »Warum schaust du mich so an?«
Das Hämmern in seiner Brust hatte sich wieder gelegt, in seinem Kopf jedoch spielte sich ihr Stolpern wieder und wieder ab. Wie leicht hätte sie sterben können, erkannte er, und als sie versuchte aufzustehen, hielt er sie auf. »Nein! Du bleibst sitzen!«, befahl er, und bevor sie noch antworten konnte, hatte er schon den Raum verlassen und brüllte nach der Hausangestellten.
Ran kniete sich auf die Treppe und ließ suchend seine Hand über jede einzelne Stufe gleiten. Das Holz glänzte und der Geruch von Bienenwachs hing noch schwer in der Luft. Aurora war keine unbeholfene Frau; Ran richtete sich auf und benutzte seine Stiefelspitze dazu, jede Stufe, auf der sie gestanden hatte, anzustoßen. Er klopfte, und Sayidda, die noch immer über ihm auf der Treppe stand, beobachtete ihn, wie er mit noch mehr Kraft trat und das Holz auseinanderbrach.
Sayidda schnappte nach Luft, und Ran richtete seinen Blick zu ihr hin. »Wer könnte denn so etwas tun?«, flüsterte
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