Heiße Tage auf Hawaii
faltete sie zusammen und steckte sie ein.
Dann sagte er grinsend: »Ich bin schuld daran. Mir wurde gesagt, Larson sei ein Mann mit einer bewegten Vergangenheit, der interessante Geschichten über seinen Beruf erzählen könnte, etwas, was sich im Funk sehr gut machen würde.«
»Und wer gab Ihnen diesen Tip?«
»Sidney Selma«, sagte der Steward. »Und wenn ich ihn sehe, werde ich ihm selbst ein paar Fragen stellen.«
Ich nickte.
»Noch etwas?« fragte der Steward.
»Das ist alles, was ich brauche«, antwortete ich.
9
Bicknell hatte die Zimmerbestellung für uns alle arrangiert, so daß er uns unterbringen konnte, wo er wollte.
Offensichtlich hatte er angenommen, Miriam Woodford wohne immer noch im >Royal Hawaiian<. Wie sich aber herausstellte, hatte sie ein Apartment im Waikiki-Bezirk gemietet, wenige hundert Meter vom >Royal Hawaiian< entfernt. Sie veranlaßte Norma Radcliff, zu ihr zu ziehen.
Bicknell quartierte Bertha im >Royal Hawaiian< ein, wo er selbst auch logierte. Mir hatte er ein Zimmer im >Moana< besorgt.
Bevor wir zu unseren Quartieren aufbrachen, gab Bertha mir mit leiser Stimme einige Instruktionen. »Unser Klient ist verärgert«, flüsterte sie.
»Warum denn?«
»Miras Verhalten ärgert ihn; er hat das Gefühl, sie wolle ihn hin- halten. Anscheinend will sie ihm nicht erzählen, was sie bedrückt. Sie sagte ihm nur, sie würde später mit ihm darüber sprechen.«
»Sonst noch was?«
»Er möchte nicht, daß du dich zu sehr in den Vordergrund spielst. Er meint, du solltest alle Auskünfte über Miriam von mir bekommen.«
»Das kommt mir sehr gelegen«, antwortete ich, »vorausgesetzt, der Knabe ist bereit, unsere Spesen und Tagesgelder zu zahlen, während du das Material zusammenträgst. Am Ende wird er schon herausfinden, daß ihn das eine schöne Stange Geld kostet.«
»Es wird schon klappen«, meinte Bertha.
»Wie lange wirst du deiner Ansicht nach dazu brauchen, um herauszufinden, was gespielt wird?«
»Wie, zum Teufel, soll ich das wissen?« fuhr Bertha mich giftig an. »Du redest ja beinahe wie ein Klient. Wir werden doch bezahlt. Also haben wir es nicht so eilig.«
»Du wirst Honolulu noch richtig lieben lernen«, antwortete ich.
»Ich hasse diesen Ort«, brummte Bertha. »Dieser Berg von Blumengirlanden bringt mich beinahe zum Dampfen. Das Zeug regt mich auf.«
»Denk doch mal, wie es jetzt zu Hause aussieht. Eisiger Wind, kalter Regen prasselt an die Fensterscheiben des Büros, die Straßen sind naß und schmutzig, die Menschen drängen sich mit feuchten Kleidern in den Straßenbahnen, überall riecht es unangenehm und...«
»Halt den Mund!« fuhr Bertha mich an und ging auf das nächste Taxi zu.
Ich ging zum >Moana< und stellte fest, daß Bicknell in bezug auf die Wahl der Zimmer nicht kleinlich gewesen war. Ich hatte einen Raum mit Blick auf den weißen Sand des Waikiki-Strandes, so daß ich vom Zimmer aus das Badeleben, die langsam anrollenden Wellen und die Kanus der Eingeborenen beobachten konnte. Soweit war für mich also alles in bester Ordnung. Irgendwie hatte ich das Gefühl, es würde noch recht lange dauern, bis Miriam sich Bertha Cool anvertraute. Genaugenommen bezweifelte ich, ob sie sich so schnell überhaupt jemandem anvertrauen würde, ausgenommen vielleicht Norma Radcliff.
Dabei kam mir der Gedanke, daß es eine großartige Hilfe wäre, wenn man die Unterhaltung der beiden Mädchen, die sich nach langer Zeit zum erstenmal wiedersahen, auf Band aufnehmen könnte. Und dann fragte ich mich, ob nicht auch jemand anders vielleicht auf diese glänzende Idee gekommen war. Ich versuchte herauszufinden, wo sich Sidney Selma aufhielt, was mir aber nicht gelang.
Edgar Larson war, wie ich wußte, im >Surfrider< abgestiegen. Dorthin hatte man jedenfalls sein umfangreiches Gepäck gebracht.
Ich beschäftigte mich in Gedanken beharrlich weiter damit, worüber Miriam Woodford und Norma Radcliff jetzt wohl sprechen würden und ob irgendein cleverer Zeitgenosse es wohl geschafft hatte, ein Mikrophon in Miriams Apartment einzubauen. Ich selbst hätte es getan, wäre ich ein Erpresser.
Während ich begann, meine Sachen auszupacken, fragte ich mich, ob Bertha wohl auch daran gedacht hatte, mein Badezeug einzupacken.
Sie hatte es tatsächlich.
Die Ankunft und der Trubel am Pier hatten mich sehr erhitzt, und der Strand sah kühl und einladend aus. Deshalb zog ich kurz entschlossen meine Badehose an, lief zum Strand hinunter und tauchte mit einem Sprung in die
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