Heiße Tage auf Hawaii
durchsucht hatten, fuhren endlich ab. Eine halbe Stunde später brachte ein anderer Streifenwagen Miriam und Norma zurück.
Ich war gerade im Begriff, die beiden aufzusuchen, als ein Wagen um die Ecke bog und vor dem Hause hielt. Als erster kletterte der gebrechliche Stephenson Bicknell heraus, der trotz seiner Arthritis versuchte, den Ritter ohne Furcht und Tadel zu spielen, und Bertha beim Aussteigen behilflich war.
Es war ein seltsamer Anblick. Bertha bemühte sich, weiblich und hilflos zu erscheinen, und ergriff seine stützende Hand. Die dicke Bertha, die ihn hätte unter den Arm klemmen können, überließ Bicknell die Rolle des starken Mannes.
Das entlockte mir ein Grinsen, und ich zog mich auf meinen Beobachtungsposten zurück. Vermutlich hatten Bertha und Bicknell ebenfalls die Wohnung beobachtet und auf die Rückkehr der Mädchen gewartet.
Etwa eine halbe Stunde später verließen Bertha und Bicknell das Haus wieder. Ich wartete, bis sie abgefahren waren, und ging dann hinüber. Auf mein Klingeln öffnete Miriam mit den Worten: »Wer will denn nun schon wieder etwas? Ach, Donald, Sie sind es! Ich habe mich schon gefragt, wo Sie eigentlich stecken.«
»Wie Sie sehen, bin ich hier.«
»Kommen Sie herein.«
Ich deutete auf das Schlafzimmer, und sie führte mich dorthin. Wir saßen eng nebeneinander auf dem Bett und unterhielten uns mit leiser Stimme. »Müde?« fragte ich.
»Müde«, bestätigte Miriam. »Diese Affen im Polizeipräsidium haben versucht, uns fertigzumachen.«
»Hat man Sie gemeinsam oder einzeln verhört?«
»Erst einzeln, dann gemeinsam, dann wieder einzeln.«
»Wie wär’s, wenn Sie mir jetzt erzählten, was eigentlich geschehen ist?«
»Also - nachdem Sie uns heute früh verlassen hatten, gingen wir hinunter zum Strand.«
»Zusammen?« fragte ich.
»Zuerst ja.«
»Und dann?«
»Dann traf Norma einen Passagier von der Lurline, jemanden, der ihr den Hof gemacht hatte und recht gut aussah.«
Ich blickte kurz zu Norma hinüber.
»Ich dachte mir, ich sollte mich ein wenig mit ihm unterhalten«, erklärte Norma. »Er sah so einsam aus und...«
»Wer war es?«
»Er heißt Ray Geary.«
»Wie lange waren Sie mit ihm zusammen?«
»Ich fürchte, länger, als ich vorhatte«, antwortete Norma und lachte nervös. »Zuerst sind wir gemeinsam ein Stück geschwommen. Dann haben wir uns von der Sonne trocknen lassen, und er bemühte sich sehr um mich. Dabei dachte ich ständig daran, daß ich nun endlich wieder Miriam suchen müßte. Aber Ray Gearys Komplimente gefielen mir so sehr, daß ich noch mehr Zeit vertrödelte.«
»Wie lange etwa?«
»Das kann ich nicht sagen.«
»Und was folgte dann?«
»Nun ja, schließlich riß ich mich los und ging auf der Suche nach Miriam am Strand entlang, aber sie war schon fort. Ich bin den ganzen Strand zweimal ’rauf- und ’runtergelaufen. Miriam war nicht zu sehen, Bicknell ebenfalls nicht.«
»Und wo waren Sie, Miriam?«
»Ich hatte es satt, den. Strand auf und ab zu spazieren und Bicknell zu suchen. Schließlich dachte ich, jetzt könne er mich mal eine Weile suchen.«
»Er war nicht da?«
»Wirklich nicht, er war nicht aufzufinden.«
»Und was haben Sie dann gemacht?«
»Ich habe mich in den Schatten eines Auslegerboots gelegt und auf Norma gewartet. Ich wollte ihr Tête-à-tête nicht stören.«
»Und danach?«
»Ach, es lag sich so schön auf meinem Plätzchen im Schatten. Das Wasser plätscherte so friedlich, und schließlich bin ich fest eingeschlafen.«
»Und weiter?«
»Als ich aufwachte, wußte ich nicht, wie lange ich geschlafen hatte.«
»Hatten Sie keine Uhr bei sich?«
»Natürlich nicht. Wenn ich schwimmen gehe, trage ich keine Armbanduhr.«
»Und was dann?«
»Dann bin ich den Strand entlanggegangen, um Norma zu suchen. Ich ging zu der Stelle, wo wir uns getrennt hatten, aber Norma war schon fort.«
»Weiter bitte!«
»Ich ging nach Hause, duschte und legte mich ein wenig auf die Couch.«
»Wie lange etwa?«
»Bis die Beamten kamen.«
»War Norma inzwischen zurückgekommen?«
»Ja.«
»Wann?«
»Etwa eine halbe Stunde, bevor die Beamten erschienen.«
»Wo sind Sie gewesen, Norma?«
»Ich habe Mira gesucht. Mein Gewissen begann mich zu plagen. Ich suchte den ganzen Strand nach Mira ab, konnte sie aber nicht finden. Ich ärgerte mich teils über mich selbst, teils auch darüber, daß ich durch die Suche um die Gelegenheit gebracht wurde, noch ein paar Komplimente mehr von meinem neuen Kavalier zu hören.
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