Heißer als der Wuestenwind
verstecken, aber diese Option zog er nicht mehr in Erwägung. Vielmehr würde er seine moderne Sheika der Welt zeigen, bis er eine Entscheidung über ihre Zukunft getroffen hatte.
Die Musik pulsierte im Rhythmus mit den Lichtern, und Zoe spürte das Vibrieren auf der Tanzfläche. Die Menschen um sie herum schwangen Arme und Hüften, während Zoe sich noch enger an Nadir schmiegte. Was er mit leuchtenden Augen belohnte.
Freude erfüllte sie. Die Woche in Singapur war die glücklichste seit Langem gewesen. Selbst die Arabischstunden hatten ihre Laune nicht trüben können, denn niemand erwartete sofort Resultate. Sie hatte das Gefühl, als ob ihre Welt mit jedem Tag größer und weiter wurde …
Zoe hatte die Gewänder von Jazaar durch hellere, moderne Kleidung ersetzt, die zeigte, wer sie war, und nicht, was andere von ihr erwarteten. Sie hatte interessante Menschen kennengelernt und Singapur erkundet. Doch die liebsten Momente waren ihr die mit Nadir. Und auch er schien fasziniert von ihr.
Aber jetzt war es an der Zeit zu verschwinden. Nadirs Geschäftsverhandlungen waren abgeschlossen, und sie hatte einen Fluchtplan ausgearbeitet. Den musste sie nun umsetzen, wenn sie nicht nach Jazaar zurückkehren wollte.
Sie musste gehen, um ihren Träumen eine Chance zu geben. Dennoch verspürte sie eine seltsame Wehmut.
„Danke, dass du mir diesen Nachtclub gezeigt hast“, sagte sie zu Nadir. Sie war noch nie in einem solchen Club gewesen, weil sie bis jetzt auch keinerlei Lust gehabt hatte zu tanzen.
„Dein Wunsch ist mir Befehl“, murmelte er in ihr Ohr.
Wenn es nur so wäre. „Es fällt mir schwer, Singapur zu verlassen.“ Ihn zu verlassen. „Es war wunderschön.“
Nadir sah sie an. „Hast du kein Heimweh nach Jazaar?“
„Nein, überhaupt nicht.“ Ihre Miene war bewusst ausdruckslos.
Nadirs dunkle Augen leuchteten auf. „Dann begleitest du mich nach Athen. Ich habe dort einiges zu erledigen und weiß nicht, wie lange ich bleiben muss.“
Zoe war begeistert. „Liebend gern“, sagte sie. „Wusstest du, dass Griechenland die Wiege der westlichen Medizin ist?“
„Zoe …“
Die sanfte Warnung in seiner Stimme dämpfte ihre Begeisterung. Doch als er ihre Hand nahm, um mit ihr zum Hotel zurückzugehen, hob sich ihre Laune wieder. Sie fühlte sich sicher bei ihm. Begehrt. Und nicht länger allein.
Obwohl das nur eine Illusion war, wie sie sich in Erinnerung rief. Und wenn sie Nadir erst verlassen hatte, wäre sie wieder allein.
Aber noch wollte sie nicht gehen. Versonnen starrte sie auf das verschlungene Muster aus Henna, das ihre Hand immer noch zierte. In ein oder zwei Wochen waren die Flitterwochen vorbei. Wenn das Henna erst einmal verblasst war, war es an der Zeit für sie zu gehen und ein neues Leben zu beginnen.
11. Kapitel
„Bist du sicher, dass du es wissen willst?“, fragte Zoe zögernd.
Neugierig sah Nadir sie an. „Deshalb habe ich doch gefragt.“
Weshalb hatte er gerade jetzt diese Frage gestellt? Sie lagen nackt und befriedigt im Bett. Und plötzlich kannte Zoe die Antwort. Ihr krampfte sich der Magen zusammen. Nadir hatte die Frage deshalb gerade gestellt, weil sie endlich ihre Abwehr aufgegeben hatte.
Die letzten anderthalb Wochen waren sie durch Europa gereist und wie Frischverliebte aufgetreten. Und Nadir hatte es mit seinen Schmeicheleien geschafft, dass sie sich ihm nach und nach öffnete.
Sie wollte wütend auf sich sein, weil sie an eine Illusion glaubte. Aber seltsamerweise bedauerte sie ihr Verhalten nicht. Verblüfft war ihr klar geworden, dass sie sich noch nie einem Menschen so nahe gefühlt hatte wie Nadir.
Irgendwann im Laufe der Flitterwochen, die sie nun nach London geführt hatten, begann sie, Nadir zu vertrauen. Ein wenig.
„Du musst es mir nicht sagen“, meinte Nadir und sah zur Decke.
Ihr war gar nicht bewusst, dass sie lange geschwiegen hatte. „Tut mir leid. Ich habe nur überlegt, welcher meiner Fehler der schlimmste war“, sagte Zoe leichthin. „Es gibt so viele.“
Es war eine Sache, über die Lieblingsfarbe zu sprechen oder Kindheitserinnerungen auszutauschen. Aber es war etwas ganz anderes, Schwächen, Fehler und Ängste zu gestehen. Vor allem gegenüber einem Mann, der die Macht hatte, diese Informationen gegen sie zu verwenden.
„Mein schlimmster Fehler …“ Plötzlich war Zoe kalt, und sie atmete tief durch. „Das war vermutlich Musad Ali. Der Sohn unseres Nachbarn.“
Zoe spürte, dass die Atmosphäre in dem luxuriösen
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