Heisser Deal mit dem coolen Rockstar
Weg zu seiner Wohnung ging er erneut die Möglichkeiten durch, fühlte tiefe Sehnsucht und gleichzeitig Angst. Aber würde sich je wieder die Chance bieten, Russel zu sehen, vielleicht sogar mit ihm - zu schlafen?
Oder galt die Einladung nur für Russels Freund? Würde er allein sein mit diesem unangenehmen Typen? Was fand Russel nur an dem Kerl? Toby zermarterte sich sein Gehirn und war zu keinem Entschluss gekommen, als er seine kleine Wohnung im Hamburger Stadtteil Barmbek erreichte.
In seinem Wohnzimmer stapelten sich Bilder, es roch nach Ölfarbe und Terpentin. Ein Geruch, den Toby als anheimelnd empfand, normalerweise. Heute stank es, schnell öffnete er seine Balkontür und trat hinaus. Es empfing ihn ein lauer Sommerabend, ausnahmsweise ohne Regen, eine Seltenheit für Hamburg. Nur zu gern wäre er zu dem Konzert gegangen, hätte wieder in der ersten Reihe gestanden und sein Idol angehimmelt. Sein Idol und den empfindsamen Mann, der dahinter stand. Mein Gott, Russel hatte sich wirklich in sein Herz geschlichen, wie eine Zecke, die sich in die Haut fraß: mit dem Stachel voran, gleich einer Schraube. Kein schöner Vergleich, aber er passte leider.
Toby hatte zwar den Körper entfernt, war am Morgen kopflos geflohen, aber der Stachel saß immer noch in seinem Herz und brannte jetzt. Blicklos sah er in den Innenhof, registrierte kaum, dass sein Handy vibrierte. Dann nahm er es doch wahr, starrte die unbekannte Rufnummer an.
"Ja?"
"Toby Schmitt?"
"Ja, das bin ich."
"Sie stehen heute Abend auf der Gästeliste für "the holy Shitheads". Kommen Sie zum VIP-Bereich, dann bekommen Sie einen Platz direkt vor der Bühne."
Es knackte, dann war die Verbindung unterbrochen. Toby ließ sein Handy sinken und schluckte. Hatte eine gute Fee ihn erhört? Und - sollte er wirklich hingehen? Zwei Fragen und nur eine Antwort: ja.
**
Nervös zupfte sich Russel die Haare zurecht, besah sich noch einmal im Spiegel. Er wurde grau, fühlte sich auch so. Die Jahre auf Tournee, die Groupies und allen voran Marvin - es stank ihm. Gerade Marvin stank ihm jetzt, als der sich erneut an ihn presste. Himmel, noch vor zwei Stunden hatte ihn der Körperkontakt mit Marvin erregt, hatte er gerne mit ihm Zärtlichkeiten ausgetauscht. Wobei - zärtlich war Marvin eher selten, dafür war er zu - emotionslos? Russel starrte in den Spiegel und überlegte, wieso ihm sein Freund plötzlich so zuwider war.
Er brauchte nicht weit zu denken, um auf die Lösung zu kommen. Sie hieß Toby und war plötzlich zum Greifen nah. Na ja, jedenfalls körperlich. Würde das reichen? Und - würde Toby wirklich Marvins Angebot annehmen? Russel hörte das Kreischen seiner Fans und drehte sich in Marvins Umarmung um, küsste ihn kurz.
"Es geht los."
"Hals- und Beinbruch", kam die übliche Antwort von Marvin, bevor der durch die Garderobentür verschwand.
Nachdenklich sah Russel ihm nach, seufzte dann aber und folgte ihm. Er musste performen, sich seinem Publikum stellen, war Profi genug, für den Moment seine Emotionen zu unterdrücken. Er trat hinaus auf die Bühne, in das helle Scheinwerferlicht, lächelte seinen Fans zu. Die ersten Akkorde erklangen, dann seine Stimme, während seine Augen die erste Reihe absuchten. Da. Da stand Toby und sah zu ihm hoch, lächelte ihm zu. Russels Herz schwoll an vor Freude, dass er gekommen war, um ihn zu sehen. Vergessen war der Schmerz, es galt nur der Augenblick. Er sang nur für ihn.
**
Mit großen Augen starrte Toby auf die Bühne, hatte das Gefühl, Russel würde nur für ihn singen. Während die Menge um ihn ihre Feuerzeuge hochhielt, verlor sich Toby in Russels Augen und die Zeit stand still. Nein, sie lief rückwärts, bis zu jenem Moment, der alles verändert hatte.
Groupie Toby
Er hatte damals sein ganzes Geld zusammengekratzt, sich die Karte praktisch vom Mund abgespart, aber er musste sein Idol einfach sehen. Er stand in der ersten Reihe, fixierte Russel die ganze Zeit, versuchte, dessen Augen mit den seinen einzufangen. Dann war das Konzert zuende und Russel verbeugte sich, fixierte Toby mit seinem Blick und sein Mund formte ein Wort, während er auf ihn zeigte.
"Du."
Ungläubig starrte Toby auf sein Idol, den Mund weit offen. Er lächelte und nickte leicht, folgte dem Securitymann, der ihm auf die Schulter tippte und hinter die Bühne führte. Mein Gott, Russel hatte ihn aus der Menge gewählt. Dabei war er mit seinen 1,75 m und seinen langen, braunen Haaren doch eher unscheinbar, ging fast unter in der Masse. Im
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