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Heisser Draht nach Paradiso

Heisser Draht nach Paradiso

Titel: Heisser Draht nach Paradiso Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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steigen,
werden wir sie suchen und finden und kaltstellen, Plätschls Schmuck retten und
die Unverschämtheit rächen, die sie Gaby angetan haben. Ist doch tierisch,
Pfote, dich hier bis Montagfrüh einzukerkern. Bei Wasser und Bro... und Keksen.
Was ja auch nicht viel besser ist.“
    „Außerdem sind die
Illustrierten“, meinte Karl, nachdem er einen Blick darauf geworfen hatte,
„Schnee von gestern. Uralt. Das hätte Langeweile bedeutet für Gaby. Und das ist
seelische Folter.“
    Gaby seufzte, lehnte ihren Kopf
an Tims Schulter und fühlte sich müde. Nach Aufregung und Schrecken ließ jetzt
die Anspannung nach.
    „Daß ihr mich gefunden habt“,
sagte sie, „freut mich nicht nur meinetwegen. Sondern vor allem für uns vier.
Jetzt können wir wirklich am Sonntag abreisen. Dem steht nichts mehr im Weg.“
    „Nichts!“ nickte Tim und hielt
inne. „Pst! War da eben ein Geräusch?“
    Er drehte sich um und lauschte
die Treppe hinauf.
    Erst als er einen Schritt
machte, konnte er auch hinaufsehen.
    Am Ende der Treppe, in der
Schalterhalle oben, war jetzt rabenschwarze Finsternis. Jemand hatte dort das
Licht gelöscht.
    „O Grausen!“ flüsterte
Klößchen. „Die Ganoven sind zurückgekommen. Natürlich! Weil der eine das
Schiffsbillett vermißt.“
    Tim sprang zur Seite. Dort an
der Wand war der Lichtschalter für die Kellerräume. Tim drückte aufs Plastik.
    Im nächsten Moment wurden sie
umhüllt von Dunkelheit.
    Wenn’s wirklich die Typen sind,
dachte Tim, und sie mitgehört haben — verdammt, dann müssen sie uns beseitigen.
Sonst sind sie nicht mehr sicher, weder in Lugano noch sonstwo.
    „Bleibt hier!“ hauchte er. „Ich
schleiche mal hoch.“
    Gaby hielt ihn am Arm fest.
Behutsam löste er ihre Finger — nicht ohne sie auch zärtlich zu streicheln.
    Dann glitt er die Steinstufen
hinauf — so leise, daß er sich selbst nicht hörte. Nur aufgeregtes Blut toste
in den Ohren.
    Die halbe Treppe lag hinter
ihm. Noch eine Stufe...
    Grell flammte oben ein
Lichtkegel auf.
    Tim stand mitten in der
Helligkeit und schloß geblendet die Augen.
    „Stehenbleiben!“ rief eine
Männerstimme. „Hände hoch und... Tiim? Bist du das?“

    „Von Kopf bis Fuß, Herr
Knotinger“, erwiderte der TKKG-Häuptling. „Meine Freunde sind auch hier. Wir
haben Gaby gefunden.“

12. Sonderbare Florentine
     
    Es geht zu wie auf dem Rummel,
dachte Tim. Aber wir sind immer noch in der Bank.
    Etwa eine halbe Stunde war
vergangen. In der Schalterhalle herrschte Auftrieb. Polizisten, viele
Polizisten. Knotinger und Sägebrecht vom 15. Revier, Kripo, Fachleute von der
Spurensicherung. Und Kommissar Glockner.
    Außerdem Bankdirektor Alois
Zinsler. Er war der Hausherr. Erschüttert schüttelte er immer wieder den Kopf.
    Pauline Angermann, die genauso
aussah wie auf ihrem Paßfoto, saß auf einem Schreibtischstuhl und lächelte.
    „War doch gut, nicht wahr“,
sagte sie freundlich zu Knotinger, „daß ich die Explosion gemeldet habe. Was
wären wir Bürger ohne unsere Polizei.“
    Knotinger schluckte. Er sah
erbärmlich aus, schwitzte kalten Schweiß und wünschte sich ein Mauseloch zum
verkriechen. Stattdessen wußte er, was auf ihn zukam: Mindestens ein
Disziplinarverfahren wegen laxer Dienstauffassung.
    „Wie bringe ich das nur meinen
Kunden bei“, murmelte Bankdirektor Zinsler verzweifelt. „Die Schließfächer
waren alle gefüllt, Vermögen, Vermögen. Besonders der Baron Plätschlweiher hatte
dort — wie er mir sagte — Familienschmuck. Ach, ich wage nicht, dem Baron in
die Augen zu sehen. Hoffentlich ist er versichert.“
    „Hoffentlich“, nickte Glockner
und wandte sich der TKKG-Bande zu. „Eure Festbeleuchtung“, erklärte er leise,
„hat einen Passanten aufmerksam gemacht. Der wunderte sich, was da wohl los sei
nach Mitternacht in der Schalterhalle. Hat beim Revier angerufen; und Knotinger
ist munter geworden. Ungefähr fünf Stunden zu spät.“
    „Nach 18mal falschem Alarm“,
sagte Tim, „wird man sich beim 19. Mal kein Bein ausreißen. Ich glaube nicht,
daß irgendwer pflichtbewußter reagiert hätte. Trotzdem trifft den armen
Knotinger die Schuld.“
    „Nach dem Trio wird bereits
gefahndet“, sagte Glockner. „Besonders auf den Bahnhöfen. Im Flughafen wird man
sich morgen die Passagiere genau ansehen. Gut, daß wir eure Beschreibung haben
von Narbengesicht. Plätschlweiher habe ich eben telefonisch aus dem Bett
gescheucht. Er versichert hoch und heilig, daß er kein Sterbenswörtchen erwähnt
habe

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