Heißer Engel
Raymond: “Einer von deinen Kumpanen?”
“Einer meiner besten Männer.”
Kurz huschte ein ungläubiger oder vielleicht verärgerter Ausdruck über Raymonds Gesicht. “Arbeitet er gerade an einem Fall?” Ehe Dane ihm antworten konnte, fuhr Raymond fort: “Ich halte diesen Job als Privatdetektiv für faszinierend – egal, wie deine Schwester darüber denkt.”
“Ach?” Dane hob eine Augenbraue und wünschte sich, er könnte Raymond mit der Faust ins Gesicht schlagen. “Und was genau denkt Celia?”
Er lachte leise. “Dass du diese Phase irgendwann einmal überwinden wirst. Sie scheint zu glauben, dass du jetzt, da du wieder zurück in der Firma bist, auch bleiben wirst.”
In seinen Worten schwang eine unausgesprochene Frage mit. Dane wollte dem Mann schon versichern, dass er nach der Hochzeit mit Celia seinen Segen habe, die Firma zu übernehmen. In Wahrheit wollte Dane gar keinen Anteil an dem Unternehmen. Er war schon jetzt gelangweilt vom endlosen Papierkram und den ermüdenden Vorstandssitzungen. Aber er entschied sich dagegen. Sollte Raymond ruhig noch ein bisschen schmoren. Sollte er sich doch fragen, ob die Firma Teil der Aussteuer war.
“Celia fand es nie gut, dass ich mich aus den Familienangelegenheiten zurückgezogen habe.”
“Ich finde es unglaublich, dass du ganz in der Nähe wohnst und ich dich trotzdem noch nie getroffen habe.”
“Meine eigenen Büroräume sind nicht weit von hier entfernt, das stimmt, aber ich bin vor allem in den letzten Jahren sehr viel gereist. Einige Fälle bedürfen ständiger Kontrolle, und das bedeutet, dass man jeder Spur folgen muss – egal, wohin sie einen führt.” Er fügte nicht hinzu, dass er den Kontakt zu seiner Familie absichtlich nicht aufrechterhalten hatte. Dass er ihnen absichtlich nicht verraten hatte, wo er war und wie lange er dort bleiben würde.
Und jetzt war sein Bruder tot, und er war nicht einmal zu seiner Beerdigung da gewesen.
Eilig schob er den Gedanken beiseite und wandte sich einem anderen Thema zu. “Ich habe dich hierher gebeten, weil ich weiß, dass du aus der
Aeric Corporation
herübergewechselt hast.”
Raymond straffte stolz die Schultern. “Das stimmt. Derek war oft da, nachdem seine Absichten klar waren. Dort haben er und ich uns auch kennengelernt. Ich war genau wie er der Meinung, dass es eine beinahe unvermeidliche Übernahme war: eure Produktion von Gesundheitsprodukten und die Forschungsmöglichkeiten von
Aeric
haben sich einfach perfekt ergänzt. Als Derek das Geschäft abgeschlossen hatte, bat er mich, ihn hier zu unterstützen.”
“Warst du auf der Beerdigung?”
Kopfschüttelnd senkte Raymond fast reumütig den Blick. “Nein. Leider habe ich es auch verpasst.” Er blickte wieder auf und wirkte niedergeschlagen. “Ich habe erst eine Woche später erfahren, was passiert war. Derek hatte mir Zeit gegeben, um meine Angelegenheiten zu regeln. Ich habe noch zwei letzte Wochen bei
Aeric
verbracht und dann eine Pause gemacht, um mein Haus zu verkaufen und mir näher bei der Firma etwas Neues zu suchen. Als ich mich hier gemeldet habe, um die Stelle anzutreten, wurde ich über Dereks Tod informiert. Und an dem Tag habe ich auch deine Schwester kennengelernt.” Ein leichtes Lächeln umspielte seine Mundwinkel.
“Ich verstehe.”
“Als ich um einen Termin bei Derek bat, wurde ich an Celia verwiesen. Es war noch immer alles in Aufruhr, deine Mutter war außer sich und Celia stand ständig kurz davor, in Tränen auszubrechen. Sie konnten dich nicht finden und sie wollten, dass über die ganze schreckliche Angelegenheit Stillschweigen bewahrt wurde. Dereks Tod hat sie alle schwer getroffen …” Raymond verstummte. “Es tut mir leid. Das sollte kein Vorwurf sein. Ich weiß ja, dass es für dich bestimmt auch sehr schwer war.”
“Ja.” Dane wusste, dass Raymond aufgetaucht war, als die Firma ihn am dringendsten gebraucht hatte. Dank seiner Erfahrung und der Tatsache, dass er nicht in das emotionale Chaos von Dereks Tod verstrickt war, war er der ideale Mann gewesen, um vorübergehend die Leitung des Unternehmens zu übernehmen. Außerdem hatte er eine schriftliche Empfehlung von Derek vorgelegt. Es waren keine Mühen gescheut worden, um zu verhindern, dass die Aktionäre in Panik gerieten. Zumindest dafür schuldete er Raymond ein bisschen Dankbarkeit.
Doch Dane verlor bewusst kein Wort zu viel, denn er hoffte, dass Raymond dadurch mehr sagen würde. Seiner Schwester oder seiner Mutter Informationen
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