Heißer Engel
zu entlocken, hatte sich als echte Herausforderung herausgestellt. Jedes Mal, wenn er Dereks Namen erwähnte, wurden sie furchtbar bedrückt, überwältigt vom Schmerz des Verlustes. Die gesamte Übernahme von
Aeric
schien seltsam still im Hintergrund verlaufen zu sein.
“Wie dem auch sei … Man kann wahrscheinlich sagen, dass es zwischen deiner Schwester und mir gleich gefunkt hat. Ich mag sie wirklich sehr.”
Genau wie die Firma, dachte Dane, sagte jedoch nichts dazu. Seine Schwester war alt genug und ganz sicher auch klug genug, um sich ihren Ehemann allein auszusuchen.
“Hatte Derek denn bei
Aeric
noch mit jemandem außer dir regelmäßigen Kontakt?”
Raymond zuckte die Achseln. “Mit so ziemlich allen Vorstandsmitgliedern, den Managern, den …”
“Nein, ich meine zwischenmenschlich.”
“Na ja, da gab es eine Frau, Sekretärin in der F&E-Abteilung.”
Forschung und Entwicklung. Dane wusste bereits, welche Position Angel in dem anderen Unternehmen innegehabt hatte. Irgendwie war Derek über sie an Informationen gekommen, die es ihm ermöglicht hatten, die Firma zu übernehmen.
Und dann hatte er Angel eiskalt fallen lassen.
“Waren sie eng befreundet?”
Wieder zuckte Raymond die Schultern und blickte nachdenklich vor sich hin. “Alle dachten das. Sie hatte sich sonst nicht oft mit Männern verabredet und plötzlich schien sie einen festen Freund zu haben. Zu der Zeit ahnte noch niemand, dass Derek es auf die Firma abgesehen hatte. Doch eigentlich hätte es klar sein müssen, dass er sie nur benutzt hat. Diese Angel Morris war ein Mauerblümchen, nicht sehr gesprächig, verschlossen, aber offensichtlich gut in ihrem Job. Gut genug jedenfalls, dass der Leiter der F&E-Abteilung ihr per Postfach oft streng geheime Daten zukommen ließ, die sie dann zu Hause bearbeiten sollte.”
“Ein Postfach? Das ist ungewöhnlich.” Dane erinnerte sich an die Adresse, die Angel ihm gegeben hatte – es war nicht ihre eigene, sondern die anonyme Adresse eines Postamtes gewesen.
“Ihr Vorgesetzter war ein Mann der alten Schule und traute den Computern in der Firma nicht. Er behauptete, es wären schon zu viele Geheimnisse gestohlen worden. Doch stattdessen setzte er sein Vertrauen in die falsche Person. Morris bekam brühwarm die letzte Information über einen großen Durchbruch – ein Vermögen wert –, der den Übernahmeversuch zum Scheitern gebracht hätte. Und sie hat dieses Wissen an Derek weitergegeben. Natürlich haben wir das alles herausgefunden, nachdem Derek sie hat fallen lassen.” Er lachte. “Ihr wurde fristlos gekündigt. Fast alle anderen konnten ihre Jobs behalten.”
“Ich verstehe.”
“Warum fragst du?” Raymond straffte die Schultern. “Sie hat dich doch nicht etwa um einen Job gebeten, oder?” Schon beim bloßen Gedanken daran wirkte Raymond entsetzt.
“Nein, natürlich nicht. Ich überlege nur, ob ich Kontakt zu ihr aufnehmen sollte, um mit ihr über Derek zu reden.”
“Warum?” Raymond kniff ganz leicht die Augen zusammen und beugte sich etwas nach vorn. “Was hast du vor?”
In einem ruhigen, fast gelangweilten Tonfall entgegnete Dane: “Nichts. Ich habe meinen Bruder eine ganze Weile nicht gesehen. Ich würde gern mit den Leuten sprechen, die ihm nahe standen und ihn kannten.” Raymond entspannte sich, und Dane fragte: “Was ist aus ihr geworden? Weißt du das?”
Seine Hände musste er unter dem Schreibtisch verstecken. Er hatte sie zu Fäusten geballt, als Raymond geredet hatte und er sich Angels Demütigung und ihren Schmerz vorgestellt hatte. Es fiel ihm nicht leicht, so wütend auf einen Toten zu sein – vor allem nicht, wenn dieser Tote sein Zwillingsbruder war. Die widersprüchlichen Empfindungen nagten an seiner Selbstbeherrschung.
“Ich habe keine Ahnung. Ich habe sie nicht mehr gesehen, seit ich
Aeric
verlassen habe. Und Derek hat die Affäre mit ihr während einer Vorstandssitzung beendet. Jeder hat es mitbekommen. Er hat sie gebeten, beim Meeting dabei zu sein, und dann ganz offen allen Anwesenden erklärt, woher er seine Informationen bekommen hat. Das war der Beweis, dass sie für die Firma untragbar geworden war und dass man ihr nicht vertrauen konnte.”
“Mein Gott.” Vor Entsetzen drehte sich Dane der Magen um.
Raymond lachte. “Ja, sie war gelinde gesagt erstaunt. Aber vermutlich war ihr das eine Lehre, Geschäftliches vertraulich zu behandeln. Wie du sicherlich weißt – auch wenn du eine ganze Weile weg warst –, ist in der
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