Heißer Engel
eine Erleichterung, abgelenkt zu werden. Sie liebte ihn, und er hatte es verdient, das zu erfahren. Andererseits gingen ihm gerade so viele Dinge durch den Kopf, dass es möglicherweise leichter für ihn war, wenn er nicht auch noch mit ihrer Liebe belastet wurde. Er heiratete sie schließlich nicht aus Liebe, also würde er ihre Gefühle vielleicht gar nicht gern sehen.
Sie musste erst noch einmal über alles nachdenken, bevor sie irgendwelche großen Erklärungen machte. Ein guter Zeitpunkt dazu wäre, nachdem die Drohungen aus der Welt geschafft wären – aber da Dane nun auf eine schnelle Hochzeit drängte, stand das nicht länger zur Diskussion.
Sie wechselte Graysons Windel, während das Baby vor sich hin brabbelte und es kaum erwarten konnte, endlich gestillt zu werden. Dann zog sie den Schaukelstuhl in seinem Zimmer hervor. Sie hatte den Kleinen gerade angelegt, als Danes Stimme erklang.
“Er ist ein kleiner Nimmersatt.”
Dane stand in der Tür und sah besser und verführerischer aus, als erlaubt sein dürfte – vor allem in diesem Moment, mit dem jungenhaften verwunderten Ausdruck auf dem Gesicht, als er zusah, wie das Baby gierig saugte. Er hatte sein Hemd wieder angezogen, die Knöpfe geschlossen und die Ärmel bis zum Ellbogen aufgerollt.
Als sie schwieg, kam er ins Zimmer und kniete sich neben dem Schaukelstuhl auf den Boden. “Ich fühle mich so schuldig, Angel, wenn ich darüber nachdenke, was Derek alles verpassen wird.”
Wortlos betrachtete Angel ihn, als er mit dem Finger ganz sacht über Graysons Wange strich. “Abgesehen von der Art, wie er dich behandelt hat – was ich übrigens nicht verstehen kann –, war er ein guter Mensch. Und er war ein verdammt guter Bruder. Er hat mich nie aufgegeben und hat sich nie gegen mich auf die Seite der Familie geschlagen. Als wir aufwuchsen, waren wir meist unzertrennlich und nicht nur Brüder, sondern auch beste Freunde. Ich habe ihn sehr geliebt. Doch ich kann es nicht ändern, dass ich verdammt froh bin, dass
ich
hier mit dir und Grayson zusammen sein kann.”
“Oh, Dane.” Angel spürte, wie Tränen in ihr aufstiegen. Sie konnte sich vorstellen, was er gerade durchmachte, und sie konnte ihm nicht helfen.
Er schloss die Augen und sein Kiefer spannte sich. “Ich muss herausfinden, was ihm zugestoßen ist. Das ist das Mindeste, was ich für ihn tun kann, und ich schulde es ihm – dafür, dass ich mein Leben noch habe, während seines verloren ist, und dafür, dass ich dort übernehme, wo er aufhören musste.”
“Derek hat seine eigenen Entscheidungen getroffen, seine eigenen Wege gewählt. Du kannst dir nicht die Schuld dafür geben.”
Er wandte den Blick ab, und seine Miene wirkte finster. “Wenn ich zurückgekommen wäre, statt so stur zu sein, hätte ich ihm vielleicht helfen können. Er könnte noch leben.”
Und wir hätten einander nie gefunden
. Angel erschauderte bei dem Gedanken und fühlte, wie Schuldgefühle sie ergriffen.
Das Baby, das Danes Stimme erkannte, ließ Angels Brustspitze los und wandte den Kopf um. Der Kleine starrte Dane an. Seine blauen Augen wirkten wachsam. Dane lächelte, obwohl seine Miene noch immer traurig war. “Ich liebe ihn, weißt du?”
Angel nickte und spürte einen Kloß im Hals.
Dane erhob sich und schob die Hand in die Hosentasche. “Ich habe dir heute das hier gekauft. Diesmal kannst selbst du keine Einwände haben, dass ich Geld für dich ausgegeben habe – immerhin ist es das traditionelle Recht des Bräutigams.” Er reichte ihr eine kleine schwarze Schatulle und richtete seine Aufmerksamkeit dann auf Grayson. Das Baby sah ihn noch einen Moment lang an, ehe es sich wieder dem Trinken widmete. Einige Dinge waren einfach wichtiger als andere.
Verlegen öffnete Angel die kleine Schachtel. Ihre Hände zitterten, und es war schwierig, sich mit dem Baby auf dem Schoß zu bewegen. In der Schatulle, in cremefarbenen Samt eingebettet, befand sich der schönste diamantene Verlobungsring, den sie je gesehen hatte. Er war groß, aber nicht
zu
groß. Ein ovaler Diamant, umgeben von kleinen Rubinen. Atemlos flüsterte sie: “Er ist unglaublich.”
“Dann gefällt er dir?”
“Dane …” Sie streckte den freien Arm nach ihm aus, und irgendwie gelang es ihm, sie beide zu umarmen. Grayson schien das nicht zu gefallen, denn er begann zu zappeln.
“Warum erzählst du mir nicht das, was du mir eigentlich hattest sagen wollen, ehe ich wieder weg muss?”
“Wohin musst du?”, fragte sie
Weitere Kostenlose Bücher