Heißer Engel
überrascht.
Dane nahm ihr den Ring aus der Hand und steckte ihn ihr an. Er schien sehr zufrieden zu sein, dass das Schmuckstück so gut passte. “Ich werde dein Postfach kündigen. Es ist einfach zu weit von hier entfernt. Und im Übrigen …” Herausfordernd blickte er sie an. “Im Übrigen will ich, dass alles, was dich betrifft, über mich läuft – zumindest, bis die Gefahr vorüber ist.”
Angel ballte die Hand mit dem Ring zur Faust. “Das ist in Ordnung. Ich habe das Postfach sowieso seit Ewigkeiten nicht mehr benutzt. Zuletzt, als ich noch für
Aeric
gearbeitet habe. Ich suche dir gleich den Schlüssel aus meinen Sachen.”
Dane konnte seine Zufriedenheit nicht verhehlen. Doch in dieser Angelegenheit sah sie keinen Grund, ihm zu widersprechen, da sie das Postfach sowieso nicht mehr benutzte. “Also, was wolltest du mir sagen?”
Ich brauche mehr Zeit, dachte sie. Heute Abend, beim Essen und ohne Störungen oder die Ablenkung durch Hochzeitstermine oder erstickende Schuldgefühle, würde sie ihm sagen, dass sie ihn liebte. Doch nicht im Augenblick, nicht, wenn sie beide verwirrt waren und er schon mit einem Fuß aus der Tür war.
“Angel?”
“Ich will nicht, dass Grayson ein Einzelkind bleibt.”
Überrascht blinzelte Dane sie an. “Was hast du gesagt?”
Hitze stieg ihr in die Wangen, aber zumindest sagte sie ihm schon mal einen Teil der Wahrheit. “Ich hatte keine Brüder oder Schwestern und fand es grauenvoll. Ich … ich weiß, dass wir nur aus praktischen Gründen heiraten, aber ich will noch ein Kind. Ich dachte, du solltest das wissen, ehe wir heiraten. Nur damit du … vorbereitet bist.”
Schweigend betrachtete Dane einige Augenblicke lang ihr Gesicht und wirkte eher erschrocken als bestürzt. Ganz allmählich erstrahlte ein Lächeln auf seinem Gesicht. Er sah Grayson an und lachte leise, als der Kleine grunzende, schmatzende Geräusche von sich gab, während er nuckelte. “Nichts würde mich glücklicher machen, Süße. Solange wir noch etwas warten, damit du nicht überlastet wirst. Ich möchte, dass dein Bein vollkommen gesund wird, und ich will nicht, dass Grayson um sein Babysein betrogen wird. So, wie du keine Geschwister hattest, hatte ich einen Bruder, der die Hälfte der elterlichen Aufmerksamkeit für sich beansprucht hat. Ich will mich nicht beklagen, aber ich denke, es muss eine goldene Mitte geben. Und vergiss nicht, dass die Möglichkeit besteht, von mir Zwillinge zu bekommen. Drei Babys in Windeln wären selbst für die entschlossensten Eltern zu viel.”
Er hatte die praktischen Gründe für die Hochzeit nicht bestritten, doch dadurch ließ sie sich nicht entmutigen. Die praktischen Gründe bestanden nun einmal, aber da war noch die Liebe, die sie spürte. Und heute Abend würde sie es ihm sagen.
10. KAPITEL
D ane stand unter dem Vordach des Postamtes, während der eiskalte Wind ihn umwehte, in seinen offenen Mantel blies und sein Gesicht mit Schneeflocken bedeckte, die von den eisigen Böen aufgewirbelt wurden. Nichts konnte die Hitze seines Zorns durchbrechen.
Bedächtig öffnete er die Faust und starrte wieder auf den Namen, der auf dem großen braunen Briefumschlag stand. Sein Bruder hatte Angel eine letzte Nachricht geschickt.
Dem überwältigenden Drang, den Umschlag aufzureißen, konnte Dane nur schwer widerstehen. Doch tief in seinem Inneren wusste er, dass er den Umschlag zu Angel bringen musste. Es wäre nicht nur ein Eingriff in ihre Privatsphäre, den Brief zu öffnen. Sie könnte es auch als ein Zeichen von Misstrauen verstehen. Immerhin war es möglich, dass es sich um einen Liebesbrief handelte. Oder aber er konnte die Informationen beinhalten, den fehlenden Hinweis, den sie suchten.
Er wollte nicht, dass sie verletzt wurde.
Er wollte nicht, dass das, was sein Bruder in den Umschlag getan hatte, Angel noch mehr Kummer bereitete. Und er wollte die glühend heiße Eifersucht nicht spüren, die er im Moment empfand und die ausreichte, um das Schlimmste abzuwehren, was der Winter zu bieten hatte.
Verdammt
. Er wollte nicht, dass sein Bruder doch noch einen besonderen Platz in Angels Herz einnahm, wenn es ein letzter Gruß war.
Widersprüchliche Gefühle von Trauer, Schuld und Besitzansprüchen verwirrten ihn.
Der Postbeamte hatte ihn argwöhnisch angeschaut, als Dane kurzerhand den Inhalt des Faches in eine große Postkiste geworfen hatte. Dane hatte die unzähligen Anzeigen, Magazine und Angebote nur flüchtig betrachtet, ehe ihm Dereks Brief
Weitere Kostenlose Bücher