Heißer Flirt mit dem Feind
„Vertraulich“ gekennzeichnetes Memorandum an Adam, in dem er über die Gründe informiert wurde, aus denen das Gebäude abgerissen werden sollte. Offenbar war das Gelände mehrere Millionen Dollar wert, das Gebäude selbst schien aber eine regelrechte Bruchbude zu sein. Eine Restaurierung würde sich laut Gutachter nicht rentieren, hieß es weiter. Bei den Mietern handelte es sich größtenteils um Rentner, die sich eine Mieterhöhung nicht würden leisten können, weswegen es sinnvoller wäre, sie einfach aus dem Haus zu jagen.
Mit zitternden Händen legte Trish das Schreiben vor sich auf den Tisch und starrte es an, als wäre es ein Vertrag mit dem Teufel. Ganz unten in dem kleinen Papierstapel befand sich ein Bauplan für eine luxuriöse Ferienwohnanlage, zusammen mit einer Auflistung der Einnahmen, die man damit erzielen könnte.
Später wusste Trish nicht mehr, wie lange sie so dagesessen hatte. Wie versteinert, zutiefst erschüttert und sprachlos hatte sie immer wieder den Text auf der Räumungsaufforderung durchgelesen. Das war es, wonach sie all die Zeit über gesucht hatte. Aus diesem Grund hatte sie angefangen, für Adam Duke zu arbeiten.
Ein Teil von ihr wäre am liebsten in lautes Triumphgeheul ausgebrochen, doch ein anderer forderte sie leise, aber bestimmt dazu auf, so zu tun, als hätte sie diese Unterlagen nie zu Gesicht bekommen. Wie leicht wäre es gewesen, sich einzureden, dass all das nicht ihr Problem war, und die Papiere einfach in einer Schublade verschwinden zu lassen.
Doch das konnte sie ihren Freunden aus dem Village nicht antun.
Vor ihr lag der eindeutige Beweis, dass Duke Development schon wieder vorhatte, ein Gebäude abzureißen und die Bewohner ihrem Schicksal zu überlassen. Ein ganzes Haus voller wehrloser Senioren, die einer gewinnträchtigen Reiche-Leute-Ferienanlage weichen sollten.
Trishs Magen zog sich schmerzhaft zusammen. Sie hatte die Macht, all das zu verhindern. Für die Presse wären diese Informationen ein gefundenes Fressen. Wie die Hyänen würden sich die Reporter darauf stürzen und Duke Development an den Pranger stellen. Damit wäre Adams Saubermann-Image immerhin deutlich angeschlagen. Um seinen Ruf zu retten, würde er ganz sicher versuchen, den Abriss der alten Wohnanlage zu verhindern.
In ihren Händen lag die perfekte Waffe. Doch wie sollte sie den Pistolenlauf auf einen Mann richten, den sie liebte?
Trish erstarrte. „Nein!“, sagte sie verzweifelt. Nein, das konnte, das durfte nicht sein.
Langsam stand sie auf und begann, in ihrem Büro auf und ab zu laufen wie ein gefangenes Tier. Fast schien sich alles zu drehen.
„Nein, nein, nein“, flüsterte sie immer wieder, während sie auf den Ozean hinabblickte, der gegen die Küste brandete, als wäre nichts geschehen.
Den Ozean kümmerte es nicht, dass Trishs Welt gerade kopfstand.
Es gab keinen Ort, an dem sie sich vor der unumstößlichen Wahrheit verstecken konnte. Eine Tatsache, die sie bis eben erfolgreich verdrängt hatte.
Sie liebte Adam Duke.
Ohne es zu merken, war sie in sein Büro getreten, in dem sie so oft miteinander geschlafen hatten. Verzweifelt sank sie auf der Couch zusammen. Auf der Couch, auf der sie ihre Jungfräulichkeit verschenkt hatte.
Wie konnte es sein, dass sie ihn liebte? Stöhnend vergrub sie ihr Gesicht in den Händen und rieb sich die Augen. Es konnte, es durfte nicht sein! Jeder, nur nicht Adam Duke! Trotz all seiner guten Seiten, trotz der Tatsache, dass sie eine Affäre mit ihm hatte, war er der Grund dafür, dass ihre Familie zerbrochen war und Trish und ihre Freunde ihr Zuhause verloren hatten! Und was er mit dem Victorian Village angerichtet hatte, war kein Einzelfall, kein Ausrutscher gewesen. Denn er plante, genau dasselbe wieder zu tun. Und nur Trish konnte ihn aufhalten.
Unruhig sprang sie auf und sah sich um. Vielleicht würde sie ja eine gute Erklärung für seine Pläne finden. Womöglich wusste er einfach nicht über alles Bescheid! Als ihr bewusst wurde, wie lächerlich ihre Hoffnungen waren, sank sie wieder auf das Sofa zurück. Die Akte hatte auf seinem Tisch gelegen. Also musste er auch wissen, was es damit auf sich hatte. Adam arbeitete mit absoluter Sorgfalt. Was er las, las er von vorne bis hinten. Die Akte musste ihm vertraut sein.
Es führte kein Weg mehr daran vorbei: Adam Duke war genau der gnadenlose Immobilienhai, für den sie ihn von Anfang an gehalten hatte. Keine süßen Küsse, keine zärtlichen Berührungen konnten daran etwas
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