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Heißer Schlaf

Heißer Schlaf

Titel: Heißer Schlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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kannst.«
    »Nein, bring mich jetzt hinüber.«
    »Dein Bein ist geschient und verbunden. Du wirst monatelang nicht gehen können, Hoom.«
    »Dann bitte meine Freunde, mich zu tragen. Bring mich aus Himmelsstadt fort. Ich will nicht mehr in Himmelsstadt bleiben. Selbst wenn ich im Freien in einem Zelt leben muß. Bring mich hier weg. Bring mich hier weg.« Und Hooms Stimme verlor sich, und er schlief wieder ein.
    Stipock saß da und betrachtete das ruhige, weiche, aber vom Schmerz gezeichnete Gesicht des Jungen.
    Die Lippen waren nach unten gezogen, und selbst im Schlaf krauste er die Stirn. Die Augen waren vor Erschöpfung gerändert und hatte keine kleinen Lachfältchen, wie es eigentlich sein müßte.
    »In Ordnung«, flüsterte Stipock. »Ja. Jetzt. Das ist ei ne gute Idee, Hoom. Eine sehr gute Idee.«

    Zwei Tage später zogen zwei Pferde den Karren, der Hoom über Noyocks Weg nach Linkerees Bucht trug. Dann schafften sie Hoom vor mehreren hundert Zuschauern, die sich versammelt hatten, auf einer Planke zum Boot hinaus, das einige Meter vom Ufer entfernt lag. Und das Boot breitete diesmal bei Tageslicht seine weißen Schwingen aus und tanzte aus der Bucht über das Wasser in die Strömung hinaus. Hoom lachte vor Vergnügen – er freute sich über seine Freiheit, über das leichte Dahingleiten des Schiffs und darüber, daß seine Freunde einen Beweis wahrer Freundschaft erbracht hatten. Dilna saß am Ruder, und sie lächelte ihn an. Wix stieß ihn hin und wieder mit den Füßen an, wenn er vorbeiging, um die Segel zu bedienen, nur um ihm zu zeigen, daß er beachtet wurde. Und dann erreichten sie das andere Ufer und setzten ihn an einem Baum ab, so daß er zuschauen konnte, wie sie ein Stück Grund rodeten und die Wände einer groben Holzhütte aufrichteten. Der Boden bestand aus Planken, die einen Tag vorher zurechtgesägt worden waren, und die Tür und die Fenster waren klaffende Löcher. Das Dach schafften sie vor Einbruch der Dunkelheit nicht mehr, aber alle versprachen, am nächsten Morgen wiederzukommen, und dann trugen sie Hoom hinein. Er sah sich um und betrachtete die Wände seines Hauses.
    »Nun«, fragte Wix, »wie gefällt es dir?«
    »Häßlich wie die Hölle«, sagte Hoom. »Ich liebe jeden Zoll.« Und bevor er ihnen danken konnte, rannten sie unter lautem Geschrei aus dem Haus und hinunter zum Boot.
    Es wurde dunkel, aber er hatte sich mit genügend Wolldecken zugedeckt, und die Sterne leuchteten. Das Frühstück stand in einer Tasche auf dem Fußboden neben ihm, und Hoom lauschte dem entfernten Geräusch des Boots, als es wieder ins Wasser geschoben wurde.
    Als das Geräusch verstummte, hörte er den Wind in den Zweigen über sich. Träge schwebten Blätter herab; bald würden alle Blätter bunt sein und abfallen, und es würde Schnee geben. Hoom fühlte sich plötzlich einsam – aber das Gefühl wurde von der Freude darüber verdrängt, daß er nicht mehr in Himmelsstadt war. Ein Blatt landete auf seinem Gesicht, und er wartete einen Augenblick, bevor er es wegwischte. War das alles für Linkeree genauso gewesen, als er Himmelsstadt verließ, um sich im Wald ein Haus zu bauen, wie es in der alten Geschichte geschrieben stand? Das Gefühl, nicht mehr zu einer Stadt zu gehören, sondern sich im Wald wie ein Eindringling zu fühlen?
    Er hörte Schritte im Gras und im Laub, das draußen lag. Er fuhr zusammen und hatte ein wenig Angst. Wer mochte das sein? Das Boot war weg – war jemand hiergeblieben? Und warum?
    Dilna stand in der Tür.
    »Dilna«, rief Hoom und seufzte erleichtert.
    »Hallo«, sagte sie.
    »Ich dachte, du seist mit den anderen zurückgefahren.«
    »Ich habe es mir anders überlegt. Ist es bequem für dich?«
    Hoom nickte. »Es ist ein gutes Haus.«
    »Du hast mir versprochen, ich könnte einziehen, wenn das Haus fertig ist«, sagte Dilna.
    Hoom lachte. »Sobald du willst«, sagte er.
    »Noyock hat versprochen, daß er morgen über den Fluß kommt, um uns zu trauen. Wenn du es willst.«
    »Ich will es.«
    »Darf ich eintreten?«
    »Natürlich, komm rein. Ich wußte nicht, daß du eine Einladung brauchst.«
    Dilna trat ein, und das Licht der Sterne lag auf ihrem Gesicht, und sie kniete sich neben ihn. »Schläfst du immer in deinen Kleidern?« fragte sie.
    »Nein«, sagte er und lachte bei der Vorstellung. »Aber wenn man mir einen ganzen Holzstoß ans Bein bindet, habe ich gewisse Schwierigkeiten.«
    »Ich helfe dir«, sagte sie. Hoom war überrascht darüber, daß er überhaupt

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