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Heißer Schlaf

Heißer Schlaf

Titel: Heißer Schlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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Mund. Er stand aus dem Bett auf, um sich auf schmerzenden Beinen etwas zu trinken zu holen.
    »Ich weiß nicht, was die Leute glauben«, sagte Cirith.
    Billin sah sie vom Tisch her an, wo er sich aus einem Krug Wasser einschenkte. »Was glaubst du denn?«
    »Erzähl’ mir bloß nicht, daß du nach zwei Ehejahren plötzlich meine Meinung haben willst.«
    »Ich will deine Meinung nicht haben, ich will sie nur hören.«
    Cirith zuckte die Achseln. »Stipock hat recht. Es macht uns stark.«
    »Quatsch.«
    Sie hielt den Arm hoch und ließ die Muskeln spielen. »Sieh nur«, sagte sie. »Stark.«
    »Ich habe also ein Rindvieh geheiratet«, sagte Billin. »Es ist und bleibt eine Wüste, und ich habe einen Ort gefunden, wo unsere Kinder lächeln können, ohne den Mund voll Sand zu bekommen.«
    Er ging zu Cirith zurück und setzte sich neben ihrem Schemel auf den Fußboden. Sie legte die Arme um ihn. »Billin, ich glaube dir, und ich will mit dir in dieses Land gehen. Aber ich glaube nicht, daß Stipock jemals sein Erz aufgibt. Er will Wagen machen, die sich bewegen, ohne daß man sie zieht oder schiebt. Er will eine Mühle bauen, die keinen Fluß braucht. Er glaubt, daß ihm das mit Eisen gelingt.«
    »Und ich glaube, er ist verrückt«, sagte Billin.
    »Ich denke, du liebst Stipock.«
    »Wie einen Bruder«, sagte Billin. »Wie einen dummen, starrsinnigen, liebenswerten Bruder, der so kalt ist wie ein Fisch. Es ist noch früher Morgen, und schon ist mir der Tag verleidet.«
    »Ich will ihn schöner für dich machen«, sagte sie, und er gestattete es ihr; und obwohl er sich von den Anstrengungen des letzten Monats noch nicht erholt hatte, war es wunderbar.
    »Ich nehme alles zurück«, sagte er anschließend. »Die Gegend war nicht vollkommen – ohne dich.«
    Sie blieben noch eine Weile liegen, und dann war es Zeit, für den kleinen Dem das Frühstück zuzubereiten, während Blessin an Ciriths Brüsten sog. Billin versuchte aufzustehen, aber er schaffte es nicht. »Vielleicht heute nachmittag«, sagte er.
    Aber am Nachmittag war er wieder eingeschlafen, und als er aufwachte, sah er Hoom neben seinem Bett.
    »Hallo, Hoom. Wie lange hast du schon gewartet?«
    »Nicht lange.«
    »Gut.«
    Eine lange Pause. Billin war überzeugt, daß Hoom nichts sehr Angenehmes zu sagen hatte, denn sonst hätte er es schon getan.
    »Sag’s schon«, drängte Billin.
    »Wir haben darüber gesprochen …«
    »Mit wir meinst du die vier Aufseher von Stipockstadt …«
    Hoom richtete sich kerzengerade auf. »Wie kommst du dazu, uns so zu bezeichnen?«
    »Du bist gekommen, es mir zu sagen«, meinte Billin. »Also sag es mir. Ihr vier habt darüber gesprochen und beschlossen – oder vielmehr Stipock hat beschlossen, und ihr habt gezwitschert, was er hören wollte – und jetzt willst du mich ermahnen, den Leuten nicht zu erzählen, was ich im Süden gefunden habe.«
    »So häßlich mußt du es nicht unbedingt sehen.«
    »Soll ich die Augen schließen? Ich sehe, was ist.«
    Hoom lächelte. »Wer sieht schon, was ist?«
    »Am allerwenigsten du, selbst, wenn es vor deiner Nase liegt.«
    »Manchmal«, antwortete Hoom nachsichtig (er begreift einfach nicht, dachte Billin verächtlich), »tun nur die Blinden so, als ob sie sehen könnten. Wenn du darauf bestehst, den Leuten zu erzählen, was du behauptest, gefunden zu haben – was du glaubst, gefunden zu haben – schadest du dir nur selbst. Nein, das stimmt nicht – du schadest ihnen auch, denn sie werden nur allzu gern an einen solchen Ort glauben wollen.«
    »Natürlich werden sie daran glauben wollen.«
    »Nur dir zuliebe«, sagte Hoom. Und er ging.
    So gut hatte sich Billin seit seiner Rückkehr noch nicht gefühlt – dennoch, er wäre im Bett geblieben, wenn nicht seine Wut ihn getrieben hätte, aufzustehen, sich anzuziehen und das Haus zu verlassen.
    »Wohin gehst du?« fauchte Cirith, als sie seine Absicht erkannte.
    »Besuche machen.«
    »Abends um diese Zeit will dich niemand sehen«, sagte sie.
    »Kümmere dich um deine Küche, Frau«, antwortete Billin. Sie murrte noch, als er schon fort war.
    Zuerst ging er zu Serrets und Rebos Haus. Sie waren gerade dabei, die Kinder ins Bett zu bringen (sie hatten, seit sie nach Stipockstadt gekommen waren, zweimal Zwillinge bekommen), aber sie begrüßten ihn freundlich.
    Billin fing sofort an, ihnen zu erzählen, was er auf seiner Reise gefunden hatte. Sie hörten ihm höflich zu, lächelten, nickten, beantworteten seine Fragen, stellten selbst einige

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