Heißer Schlaf
hat Rapth Ihnen gesagt, Farl?«
»Was ich Ihnen gesagt habe. Daß das Kabinett überwacht wird.«
»Und in Ihrem Edelmut wollten Sie das stoppen, indem Sie versuchten, mich zu ermorden.«
»Nein, Worthing, ganz und gar nicht. Es ist mir völlig gleichgültig, wer die Regierung kontrolliert. Wohl aber interessiert es mich, wer die Vergabe von Somec kontrolliert …«
Damit endete die Unterhaltung, denn ein halbes Dutzend Wachen, mit Lasern bewaffnet und zum Töten bereit, stürmte in den Raum. Drei von ihnen packten Jason und hielten ihn fest. Nur einer von ihnen hielt es für nötig, sich um Hop zu kümmern. Hop war ein wenig gekränkt, daß sie ihn für so ungefährlich hielten. Nun ja.
»Wenn Sie für mich arbeiteten«, sagte Jazz, »würde ich Sie alle feuern. Er hat den Knopf schon vor zehn Minuten gedrückt, und so lange mußte er mich hinhalten.«
Farl preßte nur die Lippen zusammen und stand auf, um etwas zu holen, womit er sein Nasenbluten stillen konnte. Auch Arran setzte sich in Bewegung. Sie ging auf Jason zu, der wußte, was ihm bevorstand, es aber nicht verhindern konnte. Sie hob das Knie und stieß es ihm hart zwischen die Beine. Jason schrie auf und sackte in den Armen der Wachen zusammen. Dann riß er sich wieder hoch, und sie tat es noch einmal. Noch härter. Diesmal schrie sogar Hop auf, und Farl rief aus der Küche, wo er das Tuch anfeuchtete: »Das reicht, Arran.« Der Kabinettsminister betrat den Raum und hielt sich das Tuch vor die Nase. »Schlimm für Sie, Hop, daß Sie mit Worthing hergekommen sind. Wir sind früher immer gut miteinander ausgekommen, aber diesmal muß Jazz sterben, und ich habe wirklich keine Angst vor den Aufzeichnungen auf Ihrem Schiff, Worthing, wenn es die überhaupt gibt.«
Jazz antwortete nicht. Arrans Kniestöße verursachten grauenhafte Schmerzen.
»Jason Worthing ist kein Verräter, Baak«, sagte Noyock.
»Himmel, nein«, antwortete Baak. »Wie könnte ich so etwas denken? Hören Sie zu, Noyock, was würden Sie davon halten, wenn Sie wüßten, daß jemand sich dafür bezahlen läßt, daß er Leuten aufgrund ihrer Verdienste zu einer hohen Somec-Ebene verhilft – Männern und Frauen, die keine Verdienste aufzuweisen haben?«
»Ich würde das Schwein umbringen. Aber Jazz ist seit vierzig Jahren nicht in Capitol gewesen!«
»Die Leute bekommen aber diese Vergünstigungen, Hop. Jemand kontrolliert den Somec-Prüfungsausschuß, genauso wie er das Kabinett kontrolliert. Und Jazz Worthing hat damit zu tun. Wollen Sie den Beweis sehen? Den würde ich Ihnen liebend gern zeigen.« Farl Baak trat an ein Vorführgerät – es war eines dieser unglaublich teuren Heimmodelle – und legte ein Band ein. Sofort erschien auf dem Schirm ein Abbild von Jason Worthing, in halber Lebensgröße und voller Raumpilotenuniform. Baak drückte den Startknopf und stellte die richtige Lautstärke ein.
»Soldaten des Reiches«, begann die holographierte Szene mit Jazz als Mittelpunkt, und dann ging die Rede weiter, eine Erinnerung daran, auf wie mannigfaltige Weise die Truppen von höchsten Regierungsstellen unterdrückt und ignoriert wurden. Diese Rede, vor Soldaten abgespielt, würde die Männer schon in zehn Minuten so weit bringen, den ganzen Regierungsapparat in Stücke zu reißen. Und dann ließ Jason Worthings Hologramm die Stimme sinken und sagte: »Aber, Brüder, das alles hat noch wenig zu bedeuten. Es hat überhaupt nichts zu bedeuten. Diese Leiden sind nichts, verglichen mit dieser ungeheuerlichen Schweinerei:
Ihr bekommt kein Somec, meine Freunde.
Außer wenn sie euch in den Bauch eines Schiffes verfrachten und zum Sterben in irgendeine vergessene Kolonie schicken, bekommt ihr als einfache Soldaten niemals Somec. Diese unsere Freunde aus Regierung und Beamtenschaft streiten sich auf widerlichste Weise darum, für jeweils fünf, zehn oder zwanzig Jahre Schlaf Somec zu bekommen. Und was bekommt ihr? Und wie lange lebt ein Soldat?
In diesem Reich gibt es Männer und Frauen, die ewig leben. Und ihr erlebt, wenn ihr Glück habt, ein Jahrhundert. Und während der letzten fünfzig Jahre bekommt ihr eine Pension, für die ihr euch nicht einmal eine Flasche im Monat kaufen könnt.« Und so ging es weiter. Ein Soldat, der diese Aufzeichnung sah, würde sofort bereit sein, jeden zu töten, der ihm Somec vorenthielt. Und die Ansprache endete damit, daß Jason Worthing die Arme hochreckte und ausrief: »Aber es gibt einen Mann – nein, nicht ich – einen Mann, der dies ändern
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