Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Heißer Schlaf

Heißer Schlaf

Titel: Heißer Schlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
Vom Netzwerk:
haben verloren.«
    »Das wär’s, kurz gesagt«, antwortete Jazz. »Obwohl es da zahlreiche Verästelungen gibt, die Sie wahrscheinlich nicht interessieren.«
    »Sie interessieren mich brennend. Wen hat man sonst noch erwischt?«
    »Alle.«
    Stipock wandte sich ab. Er wurde sich plötzlich seiner Nacktheit bewußt, erkannte seine Verletzlichkeit. »Bekomme ich Kleidung?«
    »Das Schiff hält sie für Sie bereit.« Das Bündel Kleidung landete am Fußende des Sarges. Stipock stieg aus dem länglichen Kasten.
    »Kann ich erst duschen?«
    Der Raumschiffpilot zeigte ihm den Weg. Stipock ging hinein, duschte, urinierte und kam angezogen wieder heraus. Sein Verstand arbeitete wieder normal. Kolonien. Tod. Kein Somec mehr.
    Aber seine Emotionen erreichten zu keiner Sekunde die Panikschwelle; statt dessen fing er an nachzudenken: Sich fügen. Sich anpassen. Zurechtkommen. Überleben.
    »Welche Art Planet ist dies?«
    »Landwirtschaftlich«, antwortete Jazz.
    »Das sind die meisten«, sagte Stipock. »Wenigstens zuerst.«
    »Dieser wird es bleiben«, sagte Jazz. »Fossile Brennstoffe liegen zu tief im Boden, als daß man sie ohne Metallwerkzeuge fördern könnte. Nur Kupfer und Zinn sind mit Holzwerkzeugen zu schürfen. Eisenerz gibt es nur mitten in einer unbewohnbaren Wüste, und es liegt bis zu drei Kilometer unter der Oberfläche. Dieser Planet wird es sehr schwerhaben, aus seiner Bronzezeit herauszukommen.«
    Jazz Worthings Einstellung überraschte Stipock. »Haben Sie denn kein schweres Gerät?«
    »Doch«, sagte Jazz.
    »Was reden Sie denn da von der Bronzezeit?«
    Jazz lächelte. »Kaum drei Minuten wach, und schon wissen Sie mehr als der Captain.«
    Stipock wurde rot vor Wut, und noch wütender war er über sich selbst, denn er wußte, daß seine blasse Haut sich immer rötete, wenn er wütend war. Deshalb sah man es ihm immer an, wenn er sich aufregte.
    »Was soll ich tun? Wo sind die anderen?«
    »Die anderen sind alle draußen. Sie sind der letzte.«
    Stipock wußte nicht, wie er das verstehen sollte. »Warum der letzte? Und warum hier? Ich dachte, Kolonialschiffe hätten Aufzeichnungsgeräte.«
    »Sie haben«, sagte Jazz. »Unseres ist außer Betrieb.«
    »Warum bin ich allein hier im Schiff?«
    »Weil Ihre Situation einzigartig ist, Dr. Stipock.«
    »Wieso? Ich war nicht einmal einer der Anführer der Rebellion. Ich werde Ihnen keine Probleme machen.«
    Jazz lachte. »Im Augenblick ist Ihre bloße Existenz schon ein Problem. Eines, das ich mir selbst bereitet habe, ich weiß es, aber ich muß sehen, was geschieht. Ich muß experimentieren, wissen Sie.«
    Stipock wurde übel. Er hatte die gestohlene Aufzeichnung gesehen und wußte, daß Jazz Worthing eine Rebellion der Flotte anführte, die das Ziel hatte, die Kontrolle über Somec zu erlangen. Aber wenn seine Rebellion erfolgreich gewesen war – »Was machen Sie denn hier? Ich war der Ansicht, daß sich berühmte Raumschiffpiloten um Aufgaben in den Kolonien nicht gerade reißen.«
    Jazz seufzte. »Das ist das Problem, wenn man beim Wecken alte Bänder benutzt. Sie haben keine verdammte Ahnung. Folgen Sie mir.« Und Jazz drehte sich auf dem Absatz um, marschierte ganz nach hinten in den Kontrollraum, öffnete eine Tür und ging hinein. Stipock folgte ihm und sagte sich, daß er diesen Mann bei Laune halten mußte, aber dabei wußte er, wie auch immer sich die Situation entwickeln würde, er würde es verabscheuen.
    Sie gingen durch einen großen Lagerraum, in dem viele große und kleine Särge standen, die meisten leer und zur Seite gerückt. Einige waren noch angeschlossen. »Für Ozelots besteht in der Ökologie einfach kein Bedarf«, erklärte Jazz lässig, »und ich fand, daß auch die Stinktiere im Moment überflüssig sind. Man muß alles vermeiden, was unangenehm ist, verstehen Sie?«
    Stipock folgte dem Piloten bis zum Ende des Lagerraums, wo er eine Tür öffnete. Jazz Worthing beobachtete Stipock, als sie beide durch die Tür traten. Stipock schaute sich um – um drei Türen gruppiert sah er drei Anlagen mit Meßvorrichtungen und Kontrollinstrumenten. Er widerstand dem Impuls, Fragen zu stellen, obwohl ihm kein guter Grund dafür einfiel. Er wollte sich einfach nicht mit einem Mann unterhalten, den er lange gehaßt hatte (aus der Entfernung) und der jetzt eine beträchtliche Macht über ihn hatte (aus der Nähe).
    Jazz löste die Versiegelung an der mit A bezeichneten Tür, öffnete sie und trat zurück. Stipock ging an die Tür und schaute

Weitere Kostenlose Bücher