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Heißer Schlaf

Heißer Schlaf

Titel: Heißer Schlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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das kann ich tun. Und für heute höre ich auf zu schreiben.

    Ich habe an J wie an einen Vater gedacht.
    Heute hat Ciel zu mir gesprochen und gesagt: Vater, nimm mich mit. Ich wollte die Schafe scheren, und er sagte: Vater, nimm mich mit.
    Als er das sagte, wußte ich, daß er eines Tages auch andere Dinge sagen würde, und ich hatte das Gefühl, daß Ciel so weise werden wird wie die Eisleute, und daß mein leiblicher Sohn vielleicht einmal mit mir spricht wie meine Freunde mit mir sprechen.
    Und als ich die Schafe schor, dachte ich an J und wußte, daß er für uns das ist, was ich für meinen Sohn Ciel bin. Er ist weise und kennt viele Dinge, alle Worte und alle Namen. Er weiß, was man tun muß und wann und warum man es tun muß und was geschieht, wenn man es nicht tut. Keiner von uns weiß diese Dinge, und wir sagen ihm nur die Dinge, die zu sagen er uns gelehrt hat. Wie ich es auch mit Ciel mache, der nicht alles sagen kann, was wir sagen können. Ich glaube, daß J sehr gern mit uns über Dinge sprechen möchte, die wir noch nicht verstehen.
    Ich habe versucht, Ciel zu erklären, warum er nicht zwischen den Schafen spielen darf. Sie könnten ihn verletzen, denn er ist noch klein, aber er hat es nicht verstanden.
    Ich lachte und schüttelte den Kopf. Das tat auch J, als ich nicht verstand. Er lachte und schüttelte den Kopf.
    J ist ein Vater mit all seinen Kindern. Er hat niemanden, mit dem er so reden kann, wie ich mit Sara. Er kann nur reden, wie ich mit Ciel rede, in einfachen Worten, die selbst dann nicht immer verstanden werden.
    J ist wie ein Vater, aber er hat weder eine Frau noch Freunde noch einen eigenen Vater. Oder geht er dorthin, wenn er uns verläßt? Gibt es im Sternenturm einen Vater für ihn? Ich glaube es nicht, denn mir ist aufgefallen, daß er immer so traurig und einsam aussieht und nicht glücklich wie ich mit meinem Sohn Ciel. Ich glaube, J hat nur uns, mit denen er reden kann, und wir verstehen ihn nicht.
    Aber ich will versuchen, zu verstehen, damit ich eines Tages, wenn J mit mir spricht, antworten kann.
    Dann wird er mich vielleicht in den Sternenturm mitnehmen und mir alle seine Geheimnisse zeigen, und er wird mich lehren, wie man Eisleute macht und die anderen Dinge, die er gemacht hat.
    Sara liest dies, und sie ist wütend. Sie sagt, daß ich wirklich ein Narr bin, wenn ich wirklich glaube, daß ich jemals soviel wissen werde wie er. Sie hat gewiß recht.
    Aber ich habe immer noch Hoffnung. Wenn der Sternenturm fliegen kann wie ein Vogel, wird J mich dann nicht mit sich in den Himmel nehmen? Wenn Ciel alt genug ist, werde ich ihn überallhin mitnehmen und ihn alles lehren, was ich weiß.
    Und wünscht sich J das nicht auch für uns? Und darum sage ich, wie Ciel zu mir gesagt hat, Vater nimm mich mit.
    Aber vorläufig will ich nur versuchen, weise zu sein und zu lernen, mich nicht mehr närrisch wie ein Kind zu verhalten. J wird es wissen, wenn ich bereit bin. Und für heute höre ich auf zu schreiben.

9

    Stipock erwachte mit dem Schlafhelm auf dem Kopf, und als er die Arme zur Seite bewegte, bemerkte er zu seiner Überraschung, daß er noch im Sarg lag. Das war ihm noch nie passiert. Durch die Weckdrogen war sein Körper klatschnaß vor Schweiß, und sein Verstand wollte noch nicht funktionieren. Vor seinen Augen tanzten helle Flecke. Er blinzelte. Die Flecke waren verschwunden.
    Er griff an die Seiten des Sargs, zog sich in sitzende Position und schaute sich um.
    Er wußte sofort, daß er sich nicht in einem Schlafraum befand. Bei den vielen Kontrollapparaturen in Reichweite eines Drehsessels konnte es sich nur um die Steuerkonsole eines Schiffs handeln. Es war eng hier. Garol Stipock war noch nie auf einem Kriegsschiff gewesen, aber er hatte Life-Shows gesehen, und er erkannte rasch, daß dies der Kommandostand eines Schiffs der Flotte war.
    Er erkannte auch den Mann, der am Kopfende des Sarges stand und leise fragte: »Ist alles in Ordnung, Dr. Stipock?«
    »Jazz Worthing«, sagte Stipock, und es überlief ihn heiß, als ihm schlagartig alles klar wurde: Er war in einem Sternenschiff aufgewacht, und Jazz Worthing, einer der Hauptfeinde des Volkes von Capitol, stand neben ihm.
    »Ich bin in einem Kolonialschiff«, keuchte er, und seine Stimme klang fremd.
    »Sehr gute Auffassungsgabe«, sagte Jazz Worthing.
    »Wieso? Ich habe mich nicht freiwillig gemeldet …«
    »Also doch nicht so gut?«
    »Nein«, sagte Stipock. »Wir müssen unseren kleinen Coup gestartet haben. Und wir

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