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Heißer Schlaf

Heißer Schlaf

Titel: Heißer Schlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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diesem Sternenschiff?« fragte Stipock. »Wenn sie schon nichts von Technologie verstehen, was halten sie denn von der Tatsache, daß Sie nach fünfzig und mehr Jahren noch jung sind und daß die Leute, die Sie hier im Schiff haben, nicht älter werden?«
    »Sie glauben«, sagte Jason, »daß ich Gott bin.«
    Stipock lachte brüllend. »Na, ich hoffe, das haben Sie ihnen ausgeredet!«
    »Ich habe es nicht einmal versucht«, antwortete Jason und zuckte mit den Achseln.
    »Sie scherzen«, sagte Stipock und erkannte dann, daß das nicht der Fall war. »Wie kommen Sie dazu, sich hier als örtliche Gottheit zu etablieren? Welches Recht haben Sie, die Leute in Aberglauben und Ignoranz zu lassen?«
    »Die Ignoranz ist unvermeidlich. Und auf den Gedanken, daß ich Gott bin, sind sie von allein gekommen.«
    »Sie hätten ihnen sagen können, daß es nicht stimmt.«
    »Und was hätte ich damit erreicht? Sie sind Ihr Leben lang verwöhnt gewesen, Stipock, genau wie alle anderen im Reich. Aber diese Leute führen ein hartes Leben. Sie wissen nichts von früher. Sie haben keine Eltern und keine Lehrer. Für sie bin ich Elternersatz. Ich bin ihr Lehrer und ihre Verbindung mit der Vergangenheit. Sie brauchten einen Rückhalt, und dieser Rückhalt bin ich. Was denken Sie, warum die Leute sonst an Gott glauben? Sie können ohne Glauben nicht leben.«
    Stipock schwieg. Er sprach nicht, aber er sagte sich, dieser Mann ist wahnsinnig. Er spielt im Leben dieser Menschen Gott. Ich muß ihn irgendwie stoppen.
    »Garol Stipock«, sagte Jazz. »Sie können meinetwegen versuchen, mich zu stoppen. Solange Sie sich aufs Reden beschränken und die Gesetze befolgen.«
    »Die Gesetze? Sie sind doch das Gesetz, nicht wahr?«
    »Ich habe sie geschrieben. Aber jetzt sind die Leute auf sich gestellt, und die Regierung liegt ganz in ihren Händen. Ich besuche sie hin und wieder, um einen neuen Aufseher einzusetzen und um Leute, die sich ausgezeichnet haben, zum Schlafen ins Schiff zu bringen. Das werden Sie wohl nicht so bedrückend finden.«
    Stipock stand auf und verließ die Röhre. Er schaute nicht zurück, um zu sehen, ob Jazz ihm folgte – die Schritte hinter ihm verrieten es schon bald. Er ging in die Kommandozentrale zurück und trat an die Tür, die nach draußen führte. Er wollte sie öffnen, aber die Versiegelung bewegte sich nicht.
    »Tut mir leid, Stipock. Nur mit meinem Daumenabdruck zu öffnen. Und, falls Sie irgendwelche Ideen haben, es geht nur mit meinem lebenden Daumenabdruck. Die falsche Temperatur, kein Puls und keine körpereigene Elektrizität, und die Tür öffnet sich nicht. Mehr noch, wenn ich tot bin und dann den Knopf berühre, fliegt die Kommandozentrale in die Luft. Das kleine System der Flotte, mit dem eine Gefangennahme verhindert wird.«
    »Heißt das, daß ich Ihr Gefangener bin?«
    »Das hängt davon ab, was Sie zu tun beabsichtigen, wenn Sie hier rauskommen.«
    »Ich beabsichtige«, sagte Stipock böse, »allen zu erzählen, was für ein verlogener, verrückter Hund Sie sind.«
    »Immer noch Rebell«, sagte Jazz. »Denken Sie, die Leute werden Ihnen glauben?«
    Und Stipock beruhigte sich. Er sank in sich zusammen, als ihm klar wurde, wie dumm sein Impuls gewesen war. Er wäre für diese Leute ein Fremder. Warum sollten sie ihm glauben?
    »Garol«, sagte Jazz, »es mag Ihnen seltsam vorkommen, aber ich weiß, was in Ihnen vorgeht. Einst hat ein Mann in meinem Leben Gott gespielt, und ich habe ihn dafür eine Zeitlang gehaßt. Aber später erkannte ich, daß er etwas Gutes plante. Ich hatte immer noch keine Wahl, außer ihm zu gehorchen – aber ich war auch an einer anderen Wahl nicht mehr interessiert. Seine Vision war großartig.
    Was diese Welt betrifft, habe ich eine Vision, Garol. Ich stelle sie mir als einfachen, friedlichen Ort vor, wo die Leute im großen und ganzen glücklich sind. Auf jeden Fall will ich dieser Welt einen guten Start geben. Und wenn das bedeutet, ihnen eine Gottheit zu geben, die sie verehren können, bis sie keine mehr brauchen, dann gebe ich ihnen eine Gottheit.«
    »Warum haben Sie mich überhaupt geweckt?« sagte Stipock. »Und warum haben Sie dazu das Band benutzt?«
    »Wenn Sie mit mir nicht zusammenarbeiten wollen, werde ich Sie wieder einschläfern und, wie die anderen, ohne Band wecken. So oder so: Sie werden Teil der Kolonie.«
    Stipock lachte bitter. »Dann schläfern Sie mich wieder ein. Wie ich die Sache jetzt sehe, werde ich verdammt nicht mit Ihnen zusammenarbeiten.«
    »Sie

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