Heißer Schlaf
zu töten, die sich seinem Willen nicht fügen.
Ich werde es nie tun, sagte Sara.
Andere werden es tun, sagte J, und ich fand, daß er traurig aussah, als er das sagte.
Dann verließ J das Haus und nahm mich mit sich. Es war kein Vollmond, aber doch hell, und die Sterne leuchteten, und wir konnten weit sehen. Wir konnten sogar die Berge im Süden sehen, die so weit entfernt sind, daß wir sie nie erreichen konnten.
J sagte zu mir: Alles, was du jetzt sehen kannst, ist nicht einmal der hundertste Teil der Welt.
Ich fragte ihn, was die Welt ist.
Er sagte zu mir: Die Welt ist rund wie eine Beere, und wir stehen auf ihrer Oberfläche. Und sie fliegt durch die Luft.
Ich sagte zu ihm: Gibt es deshalb den Wind?
Aber er machte ein trauriges Gesicht und sagte: Nein Kapock, wir bewegen uns mit ihr und spüren die Bewegung nicht. Aber das verstand ich nicht, denn wie können Dinge sich bewegen und nicht wissen, daß sie sich bewegen?
Aber ich stellte ihm eine Frage, weil er bereit schien, Fragen zu beantworten, und ich stellte die Frage, die mich schon lange beschäftigt hatte.
Ich fragte ihn: Wer macht alle diese Dinge? Wenn du jedes Jahr zur Erntezeit die Eisleute aus dem Sternenturm herbringst und wir sie füttern und ihnen das Laufen und Sprechen beibringen, woher kommen sie? Und wer hat den Sternenturm gemacht? Und die Wälder? Ich weiß, wer die Häuser und Felder macht, denn ich mache sie selbst. Und ich weiß, wer die Kinder macht und die neuen Lämmer und die Kälber. Aber ich weiß nicht, wer die Eisleute macht.
Da erzählte er mir eine Geschichte, und ich versuche, sie so aufzuschreiben, wie ich mich an sie erinnere.
Einst war J mit 333 von den Eisleuten im Himmel, und der Sternenturm flog wie ein Vogel, nur schneller. Dann kam ein Feind, und mit einer Hand tötete er 111 von den Eisleuten und ließ 111 weitere Eisleute schlafen, daß sie nie wieder aufwachen konnten, und mit seinem Speichel ließ er die letzten 111 Eisleute alle Dinge vergessen.
Dann tötete J den Feind und brachte den Sternenturm zu dieser Welt. Es gibt viele Welten mit vielen Leuten, aber diese Welt war leer, und er brachte die 111 Eisleute, die erwachen konnten, aus dem Sternenturm, und J sagte, daß Sara und ich und alle anderen diese Eisleute seien.
Aber wir sind keine 111, sagte ich.
Ihr werdet es sein, sagte er.
Aber ich bin ein Narr, und ich fragte ihn: J, wer hat die Eisleute gemacht? Und wer hat diese Welt gemacht, wenn du sie nur gefunden hast?
Da schüttelte J den Kopf und lachte leise und sagte: Gott hat es getan, Kapock.
Aber das ist keine Antwort, denn was ist Gott? Ich fragte ihn das, aber er wollte nicht mehr sagen, nur dies: Ich habe dir die Wahrheit gesagt, aber du kannst sie nicht verstehen, und die anderen können es auch nicht. Ich werde dir nur die Wahrheit sagen, die du verstehen kannst.
Und darum habe ich alles aufgeschrieben, was J gesagt hat, denn in dem, was J gesagt hat, muß irgendwo die Antwort auf meine Frage liegen, wer alle diese Dinge gemacht hat und was Gott ist.
Dann gingen J und ich wieder hinein, und J sagte, daß das Versprechen, das ich Linkeree und er mir gegeben habe, ein gutes Versprechen sei und daß es für alle Leute Gesetz sein solle: Was ein Mann mit seinen eigenen Händen herstellt, ist sein Eigentum; was viele Männer gemeinsam herstellen, gehört allen, die daran mitgearbeitet haben. Wenn ein Mann eine Sache hat, die ein anderer braucht, muß der andere dem Mann dafür etwas geben, was dieser braucht, und der Tausch muß fair sein, sonst ist es ein Verbrechen.
Das ist ein neues Wort, das ich alle Leute lehren will. Verbrechen. J sagte, es bedeute Dinge, die, wenn alle Leute sie tun, einem Mann die Lust nehmen, mit diesen Leuten zusammenzuleben.
J sagte noch viele Dinge, die ich nicht aufschreiben will, weil er sagte, daß ich es nicht solle. Ich schreibe diese Dinge, weil er nicht gesagt hat, daß ich es nicht solle, und sie sind wichtig.
Nach vielen Stunden in der Dunkelheit verließ J uns, und als er gegangen war, konnten Sara und ich nicht schlafen, und deshalb schreibe ich. Aber jetzt schläft Sara, und ich kann auch schlafen, und darum höre ich für heute mit dem Schreiben auf.
Wir pflügen drei Felder.
Das Pflügen ist getan, und wir haben drei Felder gepflügt. Zuerst das Feld bei Himmelsstadt, welches das erste und das größte ist. Dann das Feld, wo Linkeree und Batta jetzt leben, das nicht groß ist, aber schwarzen Boden hat und sich warm anfühlt und auf dem,
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