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Heißer Schlaf

Heißer Schlaf

Titel: Heißer Schlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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der Hierarchie gestanden, um jeden zu kennen.
    »Warum sind sie noch hier. Sagten Sie nicht, ich sei der Letzte?«
    »Sie sind nicht noch hier«,antwortete Jazz. »Sie sind wieder hier. Diese Leute haben sich als die schöpferischsten und fähigsten herausgestellt. Sie weisen die besten Führungsqualitäten auf. Ich habe sie hierher zurückgebracht, um sie wieder benutzen zu können.«
    »Sie halten noch Leute unter Somec«, sagte Stipock. »Das ist in den Kolonien streng verboten.«
    »Ausgerechnet Sie reden von Recht und Gesetz?« fragte Jazz. »Sie sind der Mann, der die Sonde erfunden hat, Garol Stipock.«
    Wieder wurde Stipock rot, und wieder ärgerte er sich, daß man ihm seine Wut so deutlich ansah. »Ich habe auch die Vermessungsgeräte erfunden, die Sie gewiß zur Erforschung der Planeten verwenden.«
    »Natürlich. Im übrigen brechen in besonderen Situationen auch gesetzestreue Bürger die Gesetze. Sie müssen zugeben, daß es sich in der Tat um eine besondere Situation handelt.«
    »Wenn das Reich das nächste Schiff entsendet, werden wir sehen, was die Leute davon halten.«
    »Es wird kein Schiff des Reiches kommen«, sagte Jazz. »Wir haben Capitol vor über tausend Jahren verlassen.«
    Wieder eine Information, die kaum zu verdauen war. »Vor über tausend Jahren! Dann müssen wir –«
    »Wir haben die Grenzen jeder menschlichen Ansiedlung weit hinter uns gelassen. Und das Reich weiß nicht, wo wir sind.«
    »Wieso?«
    »Spielt das eine Rolle? Wir sind ganz einfach hier. Ich werde Ihnen jetzt etwas genau erklären, und Sie werden genau zuhören. Dann werden wir sehen, was passiert. Dr. Stipock, diese Leute waren völlig unbedarft. Wie Kleinkinder. Sie waren von Capitols Kultur nicht geprägt. Sie wußten nichts von Somec.«
    »Wenigstens wissen sie das jetzt«, unterbrach Stipock.
    »Ich hatte Sie gebeten, mir zuzuhören. Vom Universum wissen sie nur, was ich ihnen erzählen konnte. Von Gesetzen verstehen sie nur so viel, wie ich ihnen beibrachte. Und bei alledem stieß ich immer wieder an die Grenzen ihres Verständnisses. Auf Capitol waren die Kinder von den Produkten der Zivilisation umgeben. Von all den kleinen Hilfsmitteln, die uns am Leben erhielten und die uns das Leben angenehm machten. Wie viele Leute auf Capitol wissen denn tatsächlich, wie diese Dinge funktionieren?«
    Stipock schnaufte. »Fast keiner.«
    »Nur die Spezialisten. Wenn aber Leute, die diese Dinge kennen und sie jeden Tag benutzen, keine Ahnung haben, wie sie funktionieren, wie sollte ich dann diesen Kolonisten etwa einen Laser erklären, den sie noch nie gesehen haben?«
    »Daran hatte ich gar nicht gedacht. Ihnen ist also nicht einmal ein Bruchteil der wissenschaftlichen Entwicklung der letzten viertausend Jahre vertraut«, sagte Stipock. »Was haben Sie unternommen?«
    »Ich habe nicht versucht, es ihnen beizubringen.«
    »Aber sie sollten es wissen! Sie müssen es wissen …«
    »Warum? Auf einem Planeten, wo sie mit Hilfe der Technologie, die ihnen und ihren Kindern zur Verfügung stehen wird, niemals Eisen oder Aluminium gewinnen können? Auf einem Planeten, wo Kohle unzugänglich und Erdöl noch schwerer zu erlangen ist? Sollte ich ihnen von Sternenflügen und Telefonen erzählen, von Life-Shows und Lebensmittelprozessoren und U-Bahnen und Toiletten? Soll ich ihnen erzählen, daß sie in Elend und Ignoranz leben, damit sie ihr Leben hassen?«
    Stipock schüttelte den Kopf. Er saß auf einem leeren Sarg und betrachtete seine Hände. »Aber ihnen gar nichts zu erzählen, Captain Worthing. Das würde ich nicht fertigbringen.«
    »Sie würden es«, sagte Jazz. »Ich habe sogar versucht, es ihnen zu erzählen. Aber sie haben es nicht verstanden. Ich habe ihnen erzählt, daß ich sie mit einem Schiff vom Himmel heruntergebracht habe, und sie waren überzeugt, daß ich übermenschlich sein müsse. Wie könnte ich ihnen die Konstruktion eines Schiffsantriebs erklären? Sie brauchen keine höhere Mathematik – es wäre für sie nur ein Spiel, und ein verdammt schweres dazu. Keiner von ihnen hat Zeit, Dinge zu lernen, die er nicht gebrauchen kann – sie brauchen ihre ganze Zeit von morgens bis abends, nur um am Leben zu bleiben.«
    »Das hört sich wie die Hölle an.«
    »Sie sind sehr glücklich.«
    »Das ist schwer zu glauben.«
    »Nur weil Sie sich an das Reich erinnern, Stipock. Wenn Sie das Reich vergessen könnten, würden Sie wie die anderen leben und ebenfalls glücklich sein.«
    »Was halten sie denn zum Beispiel von

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