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Heißer Schlaf

Heißer Schlaf

Titel: Heißer Schlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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wollte ihnen sogar weismachen, daß Jason mit einem großen Schiff zwischen den Sternen umherflöge. Was stimmte denn nun? Stipock schien sich selbst nicht schlüssig zu sein, ob Jason nun Gott ist, wie die alten Leute behaupten, oder ganz einfach nur ein Mensch.
    »Und es geht nicht nur um Jason. Wer von euch hat eine Kuh?«
    Keiner hatte eine.
    »Oder eine Axt? Oder überhaupt irgend etwas?«
    »Ich habe meine Werkzeuge«, sagte Wix, aber er war der älteste von den Leuten, die Stipock begleitet hatten, und fast alle anderen waren noch nicht vierzehn, also noch nicht erwachsen.
    »Reichen deine Werkzeuge aus, eine Stadt zu bauen?«
    Wix schüttelte den Kopf.
    »Dann sind wir wieder da, wo wir angefangen haben, nicht wahr? Denn du kannst dich erst dann von Himmelsstadt befreien, wenn du Himmelsstadt nicht mehr brauchst. Immerhin lohnt es, darüber nachzudenken. Es lohnt sich vielleicht, in dieser Richtung zu planen. Findet ihr nicht auch?«
    »Vielleicht«, sagte Hoom so feierlich, daß es ihm auf dem Weg ans Ufer zurück von den anderen einige Rippenstöße und dumme Bemerkungen eintrug. Aber als er auf der Heimfahrt wieder am Ruder saß, mußte er immer wieder zu dem Ufer hinüberschauen, das sie eben verlassen hatten. Das Land war mindestens so gut wie das um Himmelsstadt. Aber die jungen Leute, die, wie Hoom und Wix, wenig auf die Meinung der Alten gaben, für die jedes Wort Jasons unverrückbare Wahrheit bedeutete, könnten dort vielleicht eine Stadt errichten. Eine Stadt, die sich auf den Willen aller gründete und nicht auf den der Herrschenden.
    Als sie jetzt den Fluß wieder überquerten, war die Strömung tückischer und trieb sie weit vom Kurs ab. Auch der Wind wehte ungünstig, aber als sie die Flußmitte hinter sich hatten, machten sie im ruhigeren Wasser wieder bessere Fahrt, erreichten Linkerees Bucht, umrundeten die Felszunge und trieben langsam in das seichte Wasser.
    An der Stelle, wo sie das Boot gebaut hatten, sprangen alle an Land (außer Hoom, der am Ruder blieb) und banden das Boot an drei Bäumen fest. Sie scherzten noch miteinander und machten alberne Bemerkungen über die alten Leute, zu denen sie jetzt zurückgingen. Dann trennten sie sich.
    Weil Dilna mitten in der Stadt wohnte, hatten sie und Hoom den gleichen Weg, was Hoom nur recht war. Er wollte ohnehin mit ihr sprechen. Seit sie sich vor Monaten in der Gruppe getroffen hatten, die sich regelmäßig versammelte, um Stipock zuzuhören, wenn er über Sterne und Planeten und über die Milliarden von Menschen in anderen Welten sprach (als ob sich jemand für das interessierte, was es im Himmel gab), hatte er schon mit ihr sprechen wollen. Während sie durch den dichten Wald hindurch dem freien Feld zustrebten, hielt Hoom ihre Hand, sie packte ihn nur noch fester, wenn er ihr höflich über Hindernisse hinweghalf. Als sie ebenes, offenes Gelände erreicht hatten, ließ sie ihn los.
    Das war für Hoom Ermutigung genug. »Dilna«, flüsterte er, als sie über das Feld gingen. »Dilna, in einem Monat werde ich vierzehn.«
    »Und ich werde in zwei Wochen vierzehn«, sagte sie.
    »An dem Tage verlasse ich meines Vaters Haus«, sagte Hoom.
    »Ich würde auch ausziehen«, antwortete sie, »wenn ich nur wüßte, wohin.«
    Hoom schluckte. »Ich werde dir ein Haus bauen, wenn du darin mit mir leben willst.«
    Sie warf den Kopf zurück und lachte leise. »Ja, ich werde dich heiraten, Hoom! Warum hätte ich dir sonst in den letzten Monaten immer wieder solche Andeutungen gemacht?«
    Und dann küßten sie sich, ungeschickt zwar, aber doch so zärtlich, daß es für sie zu dem Erlebnis wurde, das sie sich erhofft hatten. »Wie lange werde ich warten müssen?« fragte Dilna.
    »Bis zu Jasons Tag wird es fertig sein.«
    »Glaubst du, daß er wiederkommt?«
    »In diesem Jahr?« Hoom schüttelte den Kopf. »Nein, in diesem Jahr kommt er nicht mehr. Weil Großvater Aufseher ist, erübrigt sich das.«
    »Ich hatte gehofft, daß er uns trauen wird«, sagte Dilna. Noch einmal küßten sie sich, und dann rannte sie in Richtung Noyocks Weg davon, auf dem sie in das Innere der Stadt gelangen konnte. Keinem von ihnen fiel die Ungereimtheit auf, die darin lag, daß sie von Jason selbst getraut werden wollten, während sie sich andererseits von der Stadt, die er beherrschte, trennen wollten. Vielleicht hatte Stipock doch recht, der ihnen immer gesagt hatte, daß Jason kein Gott sei. Aber Jason blieb immer noch Jason, und jeder wußte, daß er in den Herzen der

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