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Heißer Schlaf

Heißer Schlaf

Titel: Heißer Schlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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Menschen lesen konnte. Und dadurch war er mehr als jeder andere. Gott oder nicht Gott, Jason war kein gewöhnlicher Mensch.
    Hoom erreichte das Haus und kletterte an den waagerechten Balken nach oben. Das Fenster ließ sich leicht öffnen. Er schlüpfte hindurch und verriegelte das Fenster hinter sich.
    Seine Talglampe flackerte, aber sie brannte noch. Er löschte sie und zog sich im Dunklen aus. Das Zimmer war kalt, und die Wolldecken waren noch kälter. Zitternd zog er sich die Decken über den nackten Körper – aber er war müde und schlief rasch ein.
    Er erwachte, als die Tür krachend aufflog und sein Vater brüllte: »Hoom!« Der Junge richtete sich im Bett auf und hielt die Decken um sich fest, als würden sie ihn schützen. »Vater – ich …«
    »Vater!« sagte Aven mit hoher Stimme, und es war grausamer Spott. »Vater.« Und dann brüllte er: »Nenn mich nicht Vater, Junge! Tu das nie wieder!«
    »Was ist denn? Was habe ich getan?«
    »Wie unschuldig sind wir heute morgen wieder. Hatte ich dir nicht verboten, das Fenster auch nur zu öffnen? Und ganz gewiß habe ich dir verboten, das Zimmer zu verlassen! Weiß du noch, warum ich dir das verboten habe?«
    »Weil«, sagte Hoom, »weil ich dir nicht gehorcht habe und auf den Fluß gegangen bin …«
    »Und hast du mir gehorcht, als ich dir befahl, zur Strafe eine Woche lang im Zimmer zu bleiben?«
    Jetzt wußte Hoom, daß es Prügel geben würde. Er wußte schon lange, daß es besser war, nicht zu lügen, wenn man ihn erwischt hatte. Dann waren die Schläge nicht so schlimm, und das Geschrei war bald vorüber.
    »Ich habe dir nicht gehorcht«, sagte Hoom.
    »Komm ans Fenster, Junge«, sagte Aven ganz leise, und es klang um so drohender. Unsicher stand Hoom vom Bett auf. Die Herbstluft war kühl, und als sein Vater das Fenster aufriß, traf die Kälte seinen nackten, unausgeschlafenen Körper wie ein Schock. »Schau aus dem Fenster!« befahl Aven, und Hoom hatte jetzt wirklich Angst – so wütend hatte er seinen Vater noch nie gesehen.
    Der Boden unten vor dem Haus zeigte deutlich Hooms Fußspuren, die vom Gras bis zur Wand führten. In zwei Stunden wären sie nicht mehr aufgefallen, aber die tiefstehende Sonne warf Schatten auf die Fußabdrücke im dunkelbraunen Sand.
    »Wo warst du?« fragte Aven leise und drohend.
    »Ich bin – ich bin …« Hoom sah einige seiner Brüder und Onkel und Vettern vorbeigehen, die Werkzeuge trugen, mit denen sie Zäune reparieren wollten. Sie blieben stehen. Sie starrten zum Fenster hinauf. Hatten sie Aven schreien hören?
    »Du bist am Fluß gewesen«, half ihm Aven auf die Sprünge. Hoom nickte, und wieder brüllte Aven los. »So gehorcht man mir also! Du bist nicht mein Sohn! Ich bin mit einem wilden Tier geschlagen, das man nicht zähmen kann! Ich dulde dich nicht mehr in meinem Haus! Du wirst hier nicht mehr wohnen!«
    Hoom sah einige seiner Vettern, und er hatte das Gefühl, daß sie auf ihn zeigten, lachten und sich über ihn lustig machten. Er fuhr herum und schrie so laut er konn te zurück, wobei seine junge Stimme zweimal überschnappte. »Das ist keine Strafe, du altes Schwein! Ich habe mich nach dem Tag gesehnt, an dem ich von hier weggehe, und du hast mich schon früher freigelassen.« Mit diesen Worten ging Hoom zu dem Stuhl, auf dem seine Kleider lagen. Aber sein Vater packte ihn hart und böse am Arm und riß ihn zurück.
    »Du willst deine Kleider, was? Nichts da! Mein Schweiß und der deiner Mutter hat dir die Kleidung verschafft.«
    »Auch ich habe gearbeitet«, sagte Hoom trotzig, aber er hatte entsetzliche Angst, als sein Vater die Finger in seinen Arm krallte.
    »Du hast gearbeitet!« schrie Aven. »Du hast gearbeitet! Gut, aber dafür bist du bezahlt worden. Du hast mein Essen gegessen und in meinem Haus geschlafen! Aber ich schwöre dir, wenn du gehst, gehst du so nackt wie du gekommen bist! Und jetzt raus mit dir, und komm mir nie wieder unter die Augen!«
    »Dann laß mich los, damit ich gehen kann«, sagte Hoom, und ihm wurde ganz schlecht bei dem Gedanken, vor aller Augen nackt hinausgehen zu müssen und nicht zu wissen, wohin.
    »Ich lasse dich los«, sagte Aven. »aber du wirst nicht die Tür benutzen. Du wirst den Weg nehmen, auf dem du dich in der letzten Nacht hinausgeschlichen hast, in der Hoffnung, deinen Vater zu täuschen! Du wirst zum Fenster hinaustanzen, Junge.« Und Aven stieß ihn gegen das geöffnete Fenster.
    Hoom stand am Fenster und schaute zum Boden hinunter. Er schien

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