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Heißer Schlaf

Heißer Schlaf

Titel: Heißer Schlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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Strömung überwunden hatten und in die leichten Strudel auf der anderen Seite des Flusses hineinsegelten, gab es unterdrückte Freudenschreie. Sie waren deshalb so leise, weil Stipock ihnen gesagt hatte, daß sich der Schall über dem Wasser besser ausbreitete als im Wald.
    Vor ihnen ragte der höchste Hügel des gegenüberliegenden Ufers empor, und ein Stück westlich davon lag ein Strand. Sie zogen die Ruder hervor und holten das Segel ein. Dann ruderten sie gemächlich ans Ufer. Alle außer Hoom sprangen aus dem Boot ins Wasser und zogen das Fahrzeug an Land. Dann stieg auch Hoom aus. Als er vom Bug absprang, schlug er mit der Hand auf das feste Holz der Konstruktion.
    »Hmm«, meinte Dilna, »der Sand fühlt sich nicht sehr viel anders an als auf der anderen Seite.«
    »Was hast du denn erwartet?« fragte Stipock. »Gold?«
    »Was ist Gold?« fragte Hoom, und Stipock schüttelte den Kopf und lachte. »Lassen wir das. Wir steigen jetzt auf den Hügel und betrachten uns die Welt einmal von der anderen Seite des Wassers.«
    Sie kletterten also nach oben. Wix nahm absichtlich den steileren Weg, und Hoom schloß sich ihm an. Oben warteten sie auf die anderen. Stipock lächelte, als er sie erreichte, und als sie zusammen im Wind standen, lachte er und sagte: »Nur noch wenige Jahre, meine Freunde, und ihr werdet genauso froh sein wie ich, einen nicht ganz so steilen Weg zu finden!«
    »Der Hügel ist ziemlich hoch«, sagte Hoom, als er sah, wie winzig ihr Boot von hier oben wirkte. Der Vollmond stand hoch am Himmel, und ohne Bäume um sie herum glaubten sie, in eine unendliche Ferne sehen zu können.
    »Nun«, sagte Stipock, als sich alle gründlich umgeschaut hatten, »was seht ihr dort drüben?« Und er zeigte zu dem Ufer hinüber, von dem sie gekommen waren.
    »Ich kann unser Haus sehen«, sagte Hoom sofort, denn das Haus stand auf einem Hügel über den Feldern. In der Nähe standen natürlich noch weitere Häuser, aber das seines Großvaters war das höchste.
    »In meines Vaters Haus brennt Licht«, sagte Wix und zeigte auf die vielen Häuser, die Linkerees Bucht säumten, wo Wix mit seinem Vater, Ross, immer noch in dem Haus lebte, das dessen Vater, Linkeree, gebaut hatte.
    »Meine Familie lebt mitten in der Stadt. Das ist von hier aus nicht zu erkennen.«
    Stipock, der hinter ihnen stand, lachte leise. »Und ist das alles, was ihr seht?«
    Cirith sagte: »Hauptsächlich sehe ich Bäume. Verglichen mit dem Wald, sehen die Häuser verdammt klein aus.« Stipock tätschelte ihren Arm.
    Hoom fragte sich, was in aller Welt er denn sehen sollte, wenn er über den Fluß schaute. Natürlich sah alles von weitem kleiner aus, aber das wußte doch jeder. Stipock wollte, daß sie etwas Bestimmtes sahen, aber was?
    Wix stieß mit dem Fuß einen Felsbrocken in die Tiefe und drehte sich zu Stipock um. »Hör auf, uns raten zu lassen. Du willst uns doch etwas zeigen. Zeig es uns.«
    »Gut«, sagte Hoom. »Alles, was wir von hier sehen, ist Wald und Himmelsstadt.«
    »Und das ist die Antwort«, sagte Stipock und klopfte Hoom auf die Schulter. »Das dort drüben ist Himmelsstadt, nicht wahr?«
    »Wo sollte es sonst sein?« fragte Cirith.
    »Schaut euch diese Seite an. Liegt Himmelsstadt hier?«
    »Natürlich nicht«, sagten alle.
    »Nun dann. Was wäre, wenn ein Mann mit seiner Frau herüberkäme und ein Haus baute? Würde das Haus in Himmelsstadt liegen oder nicht?«
    Und jetzt begriffen sie langsam seine Idee. »Es müßte nicht unbedingt zu Himmelsstadt gehören«, sagte Dilna.
    Und Hoom fügte hinzu: »Und wenn die Leute, die hier lebten, die Boote hätten, könnten sie entscheiden, wer kommen darf und wer nicht.«
    »Sie könnten den verdammten Aufseher mit seinen dummen Gesetzen zwingen, auf der anderen Seite zu bleiben«, sagte Wix. »Wir könnten über alles selbst abstimmen, wie du schon sagtest.«
    Aber die allgemeine Begeisterung wurde sofort gedämpft.
    »Könntet ihr auch Jason zwingen, auf der anderen Seite zu bleiben?« fragte Stipock.
    Sie zuckten die Achseln. Sie traten von einem Fuß auf den anderen. Sie wußten es nicht. Man wußte schließlich nie, wozu Jason imstande war.
    »Dann will ich es euch sagen«, fuhr Stipock fort. »Ihr könnt Jason nicht fernhalten. Denn er hat Maschinen, mit denen er fliegen kann.«
    Fliegen! Hoom starrte Stipock verblüfft an. Ein seltsamer Mann – stundenlang erzählt er ihnen, daß Jason auch nur ein Mensch wie alle anderen sei; und dann plötzlich redete er so etwas. Er

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