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Heißer Schlaf

Heißer Schlaf

Titel: Heißer Schlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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Familie aufgenommen werden.«
    »Stipock ist keine Familie«, sagte Aven.
    »Ich werde eine sein«, sagte Stipock, »wenn dein Sohn bei mir lebt.«
    »Es erscheint mir sinnvoll, Aven«, sagte Noyock. »Stipock kann dem Jungen jetzt helfen – du kannst es nicht.«
    »Ich kann ihm helfen«, beharrte Aven.
    »Indem du ihn aus Fenstern stößt?« fragte Stipock ruhig.
    »Halt den Mund, Stipock«, sagte Noyock und bemühte sich, ruhig zu bleiben. »Ich werde Hoom noch ein einziges Mal fragen, und es wird keine Klage, keine weitere Diskussion und keinen Widerstand geben, oder ich schwöre dir, daß ich dich fesseln und in einen geschlossenen Raum sperren lassen werde, bis Jason wieder da ist. Nun, Hoom, willst du bei Stipock bleiben oder bei deinem Vater?«
    Hoom lächelte. Er empfand tiefe Genugtuung: Das gebrochene Bein war kein zu hoher Preis für die Chance, selbst die Wahl zu treffen. »Stipock ist mein Vater«, sagte Hoom. Und er empfand Avens schmerzerfülltes Stöhnen als eine Art Wiedergutmachung für die Schmerzen, die er selbst erlitten hatte. Bei diesem Gedanken schloß er die Augen und nickte ein.
    Aber ein paar Minuten später nahm er die Dinge wieder wahr. Noyock und Stipock schienen jetzt allein zu sein, und sie stritten sich.
    »Du siehst doch, daß das Unglück passiert ist«, sagte Stipock. »Das Gesetz gab dir nicht die Macht, diesen Jungen aus dem Haus seines Vaters zu nehmen. Dazu mußte sein Vater ihn fast umbringen.«
    »Gesetz ist Gesetz«, sagte Noyock, »und nur Jason kann es ändern.«
    »Das ist es ja gerade«, bohrte Stipock. »Das Gesetz muß geändert werden. Wenn Jason hier wäre, würde er es ändern, oder nicht?«
    »Vielleicht«, sagte Noyock.
    »Und warum können wir es denn nicht. Nicht nur du und ich, sondern alle. Eine Abstimmung. Die Mehrheit soll das Gesetz ändern.«
    Noyock seufzte. »Das wolltest du doch schon die ganze Zeit, Stipock. Daß die Leute von Himmelsstadt mit Mehrheit jedes Gesetz Jasons ändern, das sie ändern wollen.«
    »Nur dieses Gesetz«, sagte Stipock. »Nur das Gesetz, das Vätern gestattet, ihre Kinder zu schlagen.«
    »Nur dieses Gesetz? Ich bin kein Narr, Stipock, obwohl du zu glauben scheinst, daß alle Leute in Himmelsstadt dümmer sind als neugeborene Schweine. Wenn wir erst einmal auf diese Weise ein Gesetz geändert haben, wird es weitere Gesetze geben, die zu ändern sind, und die Leute werden anfangen zu denken, daß alle Gesetze geändert werden können.«
    »Können sie es denn nicht?« fragte Stipock. »Warum fragst du die Leute nicht einfach! An Jasons Tag, wenn sie sich in Erstfeld versammeln, solltest du dich mit ihnen beraten und sie darüber abstimmen lassen, ob Abstimmungen erlaubt sein sollten. Warte ab, wie sie sich entscheiden.«
    »Ich sagte schon, Stipock, daß ich kein Narr bin. Wenn ich sie über irgend etwas abstimmen lasse, wird das zur legalen Methode, Entscheidungen zu treffen.«
    »Du wirst also das Gesetz nicht ändern?«
    »Ich muß darüber nachdenken, Stipock.«
    »Ich bitte dich darum. Glaubst du wirklich, daß die Mehrheit der Leute in dieser Kolonie dumme Entscheidungen treffen wird? Traust du ihnen nicht?«
    »Ich traue ihnen, Stipock. Aber dir traue ich nicht.« Noyock verließ das Zimmer, und seine Schritte hallten in Hooms Ohren.
    »Stipock«, flüsterte Hoom.
    »Hmmm? Du bist wach? Haben wir dich geweckt?«
    »Das macht nichts.« Das Sprechen fiel Hoom schwer. Seine Stimme war so heiser. Hatte er vor Schmerzen so laut geschrien? Er konnte sich nicht daran erinnern, überhaupt geschrien zu haben. Aber seine Stimme war so rauh, als habe er den ganzen Tag auf den Feldern herumgebrüllt. »Stipock, was ist eine Kolonie?«
    »Was? Ach ja, das Wort habe ich wohl gebraucht – es ist immer noch schwer, selbst nach all diesen Monaten …«
    »Was ist eine Kolonie?«
    »Das ist ein Ort, wo – das ist, wenn Leute ihre Wohnungen verlassen und an einen anderen Ort gehen, um dort zu leben. Himmelsstadt ist eine Kolonie, weil die – äh, Eisleute – sie verließen das Reich und kamen durch den Raum zwischen den Sternen, um hier zu leben.«
    Hoom nickte. Er kannte die Geschichte schon – Stipocks Wundergeschichten, wie sie sie hinter seinem Rücken nannten. Wix glaubte sie nicht, und Hoom hatte seine Zweifel.
    »Dann werden wir eine Kolonie sein, wenn wir jenseits des Flusses leben, nicht wahr?«
    »Ja, ich denke doch.«
    »Stipock.«
    »Ja.«
    »Bring mich über den Fluß.«
    Stipock lachte. »Wenn du wieder gehen

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