Heißer Trip ins Glueck
Finger von ihr zu lassen, und an diesen Schwur würde er sich auch halten.
Nachdem sie ihr Essen bestellt hatten, entschuldigte sich Jacob und zog sich für kurze Zeit zurück. Clair atmete erleichtert auf und nahm einen großen Schluck von ihrem Wein. Die Wirkung ihrer neuen „Verpackung” war nicht gerade die, die sie sich erhofft hatte. Jacob schien nach wie vor grässlicher Laune zu sein. Zum ersten Mal in ihrem Leben war sie richtig froh darüber, dass man ihr von klein auf an beigebracht hatte, Haltung zu bewahren. Sonst hätte sie nicht gewusst, wie sie diesen Augenblick durchstehen sollte. Das Unternehmen, sich ein neues Image zu geben, war ihr anfangs so mutig und abenteuerlich vorgekommen. Jetzt fand sie es nur noch dumm und albern.
Vielleicht bin ich auch nur zu ungeduldig, überlegte Clair, während sie einen weiteren Schluck Wein trank. Vielleicht machte er sich Sorgen um sein Auto oder war einfach nur missgelaunt, weil er den ganze Tag noch nichts gegessen hatte. Wahrscheinlich hatte sie das alles falsch angefangen. Es genügte eben nicht, sich eine neue „Verpackung” zuzulegen. Sie hatte einfach nicht das Selbstvertrauen, das andere Frauen besaßen.
Jacob kehrte zurück, und es wurde serviert. Schweigend begannen sie zu essen.
Clair nahm einen Bissen von ihrem Huhn. „Hm, sehr gut. Das Fleisch ist ganz zart. Wollen Sie einmal kosten?”
Jacob blickte von seinem Steak auf. „Nein, danke.”
„Sind Sie sicher?” fragte sie. „Ich sage Ihnen, Sie verpassen etwas.”
„Na schön. Ich koste.”
Sie spießte ein Stück Hühnerfleisch auf ihre Gabel und hielt sie ihm hin. Während sie ihn beobachtete, begann ihr Herz schneller zu schlagen. Zuzusehen, wie er den Bissen in den Mund nahm, wie seine Lippen sich um die Gabel schlössen, hatte für sie etwas sehr Erotisches. Es war so intensiv, dass sie glaubte, die Berührung seiner Lippen zu spüren. Jacob hatte die Augen sekundenlang geschlossen gehabt. Als er sie nun anblickte, konnte sie ihm ansehen, dass er sich der Erotik dieses Moments ebenfalls bewusst war.
„Na, wie finden Sie es?” fragte sie und wunderte sich, dass sie überhaupt ein Wort herausbrachte.
„Nicht übel.”
„Ist das alles?” Sie beugte sich ein wenig näher zu ihm. „Mehr nicht?”
„Okay. Sagen wir, ziemlich gut.”
Etwas Stureres als ihn hatte sie selten erlebt. Was sollte sie noch anstellen, um ihn aus der Reserve zu locken? Sich die Bluse vom Leib reißen und auf dem Tisch tanzen? Nein, so dumm war sie nicht, wenn sie sich auch manchmal so benahm. Für dieses Mal war es genug.
„Es war nett mit Ihnen heute Abend, Jacob.” Clair rang sich ein Lächeln ab. „Aber jetzt müssen Sie mich bitte entschuldigen. Ich bin ein wenig müde und möchte mich hinlegen. Ich gehe zurück ins Motel.”
Jacob starrte sie einen Moment verwundert an. Dann schob er seinen Teller zurück.
„Nein, nein”, wehrte Clair ab. „Bleiben Sie ruhig hier und essen Sie in Ruhe zu Ende. Ich komme schon allein hin. Wir sehen uns dann morgen früh.”
Mit diesen Worten stand sie auf und wandte sich zum Gehen. Anders als bei ihrem Eintreten vorhin waren ihre Schritte jetzt sicher. Ihre Aufregung hatte sich gelegt. Ja, trotz ihrer Enttäuschung fühlte sie sich sogar ein wenig erleichtert.
Clair war fast schon an der Tür, als eine Frau sie rief. Sie wand te den Kopf und entdeckte an einem Tisch, der etwas versteckt in der Ecke stand, Bridgette, die junge Inhaberin des Frisiersalons, in dem sie heute gewesen war. Bridgette war mit einigen anderen zusammen und winkte ihr, an ihren Tisch zu kommen.
Warum nicht? dachte Clair. Die sonstige Alternative für die sen Abend wäre ein ödes Motelzimmer, ein leeres kaltes Bett und der Fernseher. So entschloss sich Clair, sich Bridgettes Clique anzuschließen, die einen fröhlichen Eindruck machte.
Wo steckt sie nur? überlegte Jacob.
Unruhig wanderte er im Motelzimmer auf und ab und schaute ein ums andere Mal auf die Armbanduhr. Nachdem Clair gegangen war, hatte er sein restliches Essen schnell heruntergeschlungen und war keine zehn Minuten später als sie vom Tisch aufge standen.
Dass sie sich auf dem Weg vom Steakhaus ins Motel verlaufen hatte, war ausgeschlossen.
Beide lagen an derselben Straße und waren höchstens vierhundert Meter voneinander ent fernt.
Jacob blieb stehen und sah erneut zur Uhr. Und wenn jemand sie auf der Straße angesprochen hatte? So wie sie aussah, erregte sie Aufmerksamkeit und konnte leicht in
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