Heißer Trip ins Glueck
ihrem Zimmer angerufen hatte, sondern bei Jacob. Oliver war überrascht gewesen, ihre Stimme zu hören. Offensichtlich hatte er nicht damit gerechnet. Und er hatte auch als Erstes verlangt, Jacob zu sprechen. Was hatte das zu bedeuten? Wollte er Jacob dazu überreden, sie zurückzubringen? Wollte er ihm dafür Geld anbieten?
Es ist egal, dachte Clair und registrierte dankbar, dass das Klingeln aufgehört hatte. Was sollte sie sich den Kopf darüber zerbrechen, was Oliver von Jacob gewollt haben könnte?
Sie war sich sicher, dass Jacob bald wieder nach New Jersey zurückkehren würde.
Vielleicht würde er sogar zurückfahren, sobald er sie in Wolf River abgeliefert hatte. Sie war nicht so töricht zu glauben, dass die letzte Nacht daran etwas geändert haben könnte. Sie war auch nicht so töricht, ihn wissen zu lassen, dass sie sich in ihn verliebt hatte. Sie wusste, sobald sie das auch nur andeutete, würde sie von ihm nur noch eine Staubwolke sehen.
Sie blickte zum Nachttisch auf die Uhr. Es war jetzt neun Uhr und drei Minuten. Nein, sich die Zeit, die ihnen noch blieb, mit düsteren Gedanken an den bevorstehenden Abschied zu verderben, war bestimmt das Verkehrteste, was sie tun konnte. Sie war fest entschlossen, jede Minute mit ihm auszukosten, so gut es eben ging.
Clair schlüpfte aus dem Bett und eilte in ihr Zimmer. Dort suchte sie aus ihrem Koffer den Tanga mit dem Leopardenmuster heraus. Dann ging sie lächelnd unter die Dusche.
Zwei Stunden später kam Jacob schweißgebadet und ölverschmiert zurück und fand ein verlassenes Motelzimmer vor. Er konnte seine Enttäuschung darüber nicht unterdrücken, Clair nicht genau dort wieder anzutreffen, wo er sie zurückgelassen hatte - in seinem Bett.
Aber vielleicht war es besser so. Wenn sie heute noch ein Stück weiterkommen wollten, wurde es wirklich Zeit aufzubrechen.
Er knöpfte sein Hemd auf und steckte den Kopf durch die Verbindungstür in Clairs Zimmer. „Clair?”
Keine Antwort. Der Raum nebenan war genauso verlassen wie seiner. In seine Enttäuschung mischte sich Ärger. Wo, zum Teufel, steckte sie? Das Bett war unbenutzt, der Nachttisch leer, auch ihr Koffer fehlte. Jacob wurde mit einem Schlag kreidebleich. Oliver, dieser Schweinehund!
Er hätte während ihres Telefonats nicht einfach so hinausrennen sollen. Erst recht nicht nach einer Nacht, wie sie sie ge rade erlebt hatten. Clair war so schwach und verletzlich.
Wahrscheinlich hatte Oliver ihr ein schlechtes Gewissen eingeredet und sie beschwatzt, nach Charleston zurückzukehren. Er hätte diesen Bastard auf der Stelle erwürgen können. Warum, zum Teufel, hatte er gezögert, Clair die Augen über ihn zu öffnen, und ihr nicht von dessen Abenteuer im Motel „Wanderlust” eine Nacht vor ihrer geplanten Hochzeit erzählt?
Mit wutverzerrtem Gesicht ging er weiter zum Badezimmer, um nachzusehen, ob nicht dort noch etwas lag, das ihr gehörte. Aber hier fand er genauso wenig. Selbst das kleine Seifenstückchen steckte noch unberührt in seiner Packung. Natürlich, sie war ja bei ihm drüben gewesen und hatte auch seine Dusche benutzt. Trotzdem beschlich ihn ein ungutes Gefühl. Es sah fast so aus, als sei sie niemals hier gewesen.
Und da war noch etwas: Es hatte ihn erwischt. Verdammt, noch keine Frau hatte ihn derart an der Angel gehabt. Und jetzt war sie weg! Er hatte sich eingebildet, dass sich hinter ihrer ganzen Wohlerzogenheit und vornehmen Zurückhaltung eine im Grunde starke, entschlossene Frau verbarg. Jetzt stellte sich heraus, dass so eine Flasche wie Oliver nur ein bisschen Süßholz zu raspeln brauchte, und schon…
Aber, bitte, - Jacob fluchte still in sich hinein und riss sich ungeduldig das Hemd auf, während er umkehrte und in sein Zimmer zurückstapfte - sollte sie doch tun, was sie nicht lassen konnte. Sollte sie doch selig werden mit ihrem Oliver und seinem Blondchen als Zugabe.
Er hatte von dieser Gurkerei über die Nebenstraßen schon lange die Nase voll. Also gute Reise! „Hasta la vista, Baby”, brummelte er halblaut vor sich hin.
„Mit wem redest du denn?”
Jacob erstarrte beim Klang der Stimme, die von der Tür kam. Er drehte sich so heftig um, dass er sich den Ellbogen am Tür pfosten stieß, und fluchte laut.
„Was ist denn los mit dir?” Clair stand immer noch, den Schlüssel in der Hand, in der Tür.
Jacob starrte sie an, als hätte er eine Erscheinung. Draußen war ein heißer Tag, und entsprechend luftig war sie angezogen: ein leichtes Top, knappe
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