Heißer Winter in Texas
Ich
kniff die Augen zusammen, und meine rechte
Augenbraue schoß in die Höhe. Meine Lippen fühlten
sich schmal und hart an. Seine Augen weiteten und sein
Mund schloß sich. Meine Hand krallte sich noch fester
um seine Schulter. Er sah mir unentwegt in die Augen.
Zum ersten Mal seit fünfzehn Jahren schloß sich die Tür
sanft, und wir fuhren in tiefem Schweigen ins
Erdgeschoß. Ich fragte mich, ob ich den Platz im
Himmel verloren hatte, den ich mir am Morgen
verdient hatte, als ich freundlich zu ihm gewesen war.
Ich dachte etwa eine Zehntelsekunde über diese Frage
nach, bevor ich beschloß, daß es mich einen Dreck
scherte.
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Ich erwachte am nächsten Morgen mit steifem Hals und
Gliedmaßen verspannt wie Spiralfedern von dem
Versuch, an ungefähr fünfzehn Zentimeter Bett
geklammert zu schlafen. So wache ich jeden Morgen
auf. Wenn ich einschlafe, liege ich in der Mitte des
Bettes und meine Hündin rollt sich an meiner linken
Seite zusammen. Die Nacht über schubst und schiebt sie
so lange, bis ich direkt an der Kante liege und ihr das
restliche Bett gehört. Ich weiß nicht, wie sie das macht –
oder warum –, sie wiegt nämlich kaum fünfzehn Pfund.
Den Winter über gestattet mir sie einen Zipfel Bettdecke
von der Größe eines Damentaschentuchs, und im
Sommer strampelt sie so lange herum, bis sie mich
unter der gesamten Bettdecke begraben hat. Seit sie bei
mir ist, habe ich keine einzige erholsame Nacht gehabt.
Ich drehte langsam meinen Kopf zur Seite und spürte
ihren warmen Atem auf meiner Wange, konnte ihre
Kinnhaare fühlen, die geheimnisvollerweise immer nach
heißen Maisfladen rochen. Ich versuchte, sie etwas
beiseite zu schieben, damit ich genug Platz hatte, um
auf dem Rücken zu liegen. Ihre Beine versteiften sich
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sofort, und ihre kleinen spitzen Krallen gruben sich wie
Speere in meinen Rücken. Ich seufzte und gab auf.
Meine Zähne klapperten, als ich mich aus dem Bett
wälzte und ins Badezimmer schlurfte.
Ich drehte die Gasheizung an der Wand auf, knipste
das Licht an und sah versehentlich in den Spiegel.
Unwillkürlich stieß ich einen Schrei aus und griff nach
dem Waschbecken, um mich zu stützen. Als ich vor
einigen Jahren dreißig geworden war, hatte ich einen
Pakt mit mir geschlossen, nämlich daß ich erst in einen
Spiegel sehen durfte, wenn ich eine Stunde wach war.
»O Gott! Ich sehe aus wie Gertrude Stein!« Zur Strafe
starrte ich mich weiter an. »So ist‹s recht, sieh nur hin.
Sieh dir dieses erbärmliche Wrack an. Hilf Himmel, ich
kriege ein Doppelkinn! Das ist ja ganz was Neues.«
Als ich gerade erwog, nach dem Rasiermesser zu
greifen und diesem Trauerspiel ein Ende zu machen,
schrillte das Telefon. Ich schleppte mich ins
Schlafzimmer zurück und schnarrte »Wer ist da?«,
obwohl ich wußte, wer es war. Die weltweit einzigen
Menschen, die mich um diese Uhrzeit anrufen, sind
Gael und Katherine. Am vorigen Abend war ich noch
bei ihnen vorbeigegangen, um ihnen von dem Fiasko in
Sachen Arbeit zu erzählen, und am Ende des Abends
hatten wir mehrere Flaschen von dem mordsteuren
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französischen Wein zur Strecke gebracht, den Gael für
besondere Anlässe bereithielt.
»Hallo Miss Carpenter, hier spricht die Sekretärin
von Mr. Andrew Delacroix.« Gael sprach betont
gewählt und geschäftsmäßig und versuchte ihre Stimme
zu verstellen, indem sie sie ein paar Oktaven höher
schraubte. Hah – ihre Darbietung wäre glaubwürdiger
gewesen, wenn sie mit ihrer normalen Stimme
gesprochen und sich eine Sonnenbrille aufgesetzt hätte.
Meine Augen wurden schmal, und ich grinste dreckig,
gab aber keinen Ton von mir.
Schließlich ließ sich die Stimme erneut vernehmen.
»Miss Carpenter? Mr. Delacroix möchte gerne, daß Sie
ihn heute abend bei sich zu Hause aufsuchen«,
quietschte sie wenig überzeugend.
»Ha! Sagen Sie Ihrem Mr. Delacroix, daß ich nicht
mehr für ihn arbeite und darum auch nicht mehr hüpfe,
wenn er ›Frosch‹ sagt. Richten Sie ihm aus, daß er auf
seinen Knien anrutschen und um eine Audienz bitten
kann, wenn er mich sehen will. Vielleicht lasse ich mich
dann herab, mit ihm zu sprechen. Vielleicht auch nicht.
Und ich wünsche noch einen schönen Tag!« Mit einem
boshaften Grinsen ließ ich den Hörer möglichst laut auf
die Gabel scheppern. Ich konnte fast vor mir sehen, wie
die beiden sich vor Lachen am Boden wälzten.
Spaßvögel.
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Anice hob den Kopf, ihre Augen schmale
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