Heißer Winter in Texas
Joes Beerdigung an. Gael kam
vorbei, um mich zum Bestattungsinstitut und
anschließend zum Friedhof zu fahren. Ich hatte bereits
um Joe geweint, jetzt war ich wütend auf ihn. Aber
früher oder später würde ich ihm wohl verzeihen
können und ihn ruhen lassen.
Gael und Katherine gingen stellvertretend für mich
zu Delacroix‹ Beerdigung. Ich ging davon aus, daß
meine Anwesenheit etwa so passend und
geschmackvoll gewesen wäre wie Kameldung in einer
Punschschale aus Bergkristall, zumindest, was Lilys
Freunde und Familie anging.
Am Nachmittag nach Andrews Begräbnis rief Lily an
und sagte, ihre Mutter halte es für eine gute Idee, wenn
sie eine Zeitlang aus der Stadt hinauskäme, und habe
für den selben Abend einen Flug nach Mexiko gebucht.
Lilys Eltern besaßen eine Villa am Stadtrand von
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Mexico City, und sie würden alle zusammen für eine
Weile dorthin gehen, anschließend vielleicht nach
Europa. Sie mußte über alles, was geschehen war, in
Ruhe nachdenken. Ich sagte, daß ich das verstand.
Ich verstand es. Ich war die Unglücksbotin – die alten
Griechen richteten solche Leute hin. Ich hatte Blut und
Häßlichkeit in ihr Leben getragen, und jetzt wurde ich
innerlich hingerichtet.
Frank Brumfield rief am nächsten Tag an und
berichtete, daß die Kugeln aus Wades Waffe identisch
mit dem Geschoß waren, das Joe getötet hatte.
Außerdem erzählte er, daß sie in Wades Kofferraum
den Polizeiknüppel gefunden hatten, der benutzt
worden war, um Colette den Schädel einzuschlagen.
Anice und ich gingen in den folgenden Wochen
ziemlich vor die Hunde. Wir schlichen jämmerlich
durchs Haus und lebten hauptsächlich von Kuchen und
Schokolade. Ich zog nie was anderes als einen
Bademantel an, und Anices Bärtchen wurde glanzlos
und verfilzte. Wie ich aussah, weiß ich nicht, weil ich
nicht in den Spiegel sah – ich war zwar verrückt, aber so
verrückt auch wieder nicht.
In der Zeitung las ich, daß die aus der
Beweisaufnahme entwendeten Waffen sichergestellt
werden konnten, als das Schiff, das sie an Bord hatte, in
Südamerika anlegte. In Washington war eine
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Untersuchung im Gange, bei der verschiedene
Abgeordnete der Vereinigten Staaten durchleuchtet
wurden, die vermutlich mit Delacroix unter einer Decke
gesteckt hatten – was die Abstecher nach Washington
und die Limousine am Flughafen erklärte. Fein – das
hatte mir noch Kopfschmerzen gemacht –, nun konnte
ich in Frieden sterben.
Als etwa zweieinhalb Wochen vergangen waren, zog
ich mich an, und Anice und ich schleppten uns hinaus
zum Wagen und rollten die Woodhead Richtung South
Boulevard hinunter, zu Bill Oswalds Heimstatt.
Der Leibwächter in Cowboykluft führte mich ohne
Voranmeldung in Bills Büro. Vermutlich hatte er
besondere Anweisungen erhalten. Bill umarmte mich,
dann nahm er Anice hoch und umarmte auch sie. »Du
siehst aus wie ein Stück Scheiße«, bemerkte er galant.
»Ich fühl‹ mich wie ein Stück Scheiße.«
»Also, setz dich her und erzähl mir, was los ist.«
So setzte ich mich hin und erzählte ihm von Lily. Er
nickte und knurrte passende Kommentare und
verabreichte mir ein wunderbares Mittagessen, das ich
trotz meines gebrochenen Herzens verputzte. Anice aß
sogar noch schneller als ich und rülpste hörbar, als sie
fertig war. Ich kam schließlich zum Grund meines
Besuchs.
»Fährt
nicht
einer
von
deiner
Totschlägertruppe einen grünen Chevrolet, Bill?«
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»Ich glaube schon – warum?«
»Hast du ein paar von deinen sogenannten
Stallknechten an meine Fersen gepflanzt, um mich zu
beschützen?«
»Du hast so eine blühende Phantasie, Hollis.« Er
kicherte und schlürfte seinen Wein.
»Erzähl das mal Cotton Peeples.«
»Wer zum Donner ist denn Cotton Peeples?«
»Der Ganove, den ein oder mehrere unbekannte
Totschläger vor ein paar Wochen vor dem Rice Hotel
über den Haufen geschossen haben.«
»Ach, ja. Ich meine mich zu erinnern, daß ich sowas
in der Zeitung gelesen habe.«
»Darauf wette ich. Hast du auch gelesen, daß Tully
Kirk
von
einem
Kerl
in
Cowboykluft
zusammengeschlagen worden ist? Hast du einen deiner
Jungs raufgeschickt, damit er ihn überredet, mit mir zu
kooperieren, Bill?«
»Also wirklich, Hollis!« Er war ausgesprochen
entrüstet, was hieß, daß ich auch damit richtig lag.
»Bill, ich hab‹ dir schon mal gesagt, ich kann selbst
auf mich aufpassen.«
Er grinste. »Habe ich dir je gesagt, daß du wie
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