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Heißer Winter in Texas

Heißer Winter in Texas

Titel: Heißer Winter in Texas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Powell
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gewesen, und er hatte seinen
    Job, weil er unvergleichliches Geschick darin besaß, sich
    zu bücken und die Arschfalte jedes beliebigen
    Vorgesetzten zu küssen, der sich im Umkreis von drei
    Metern blicken ließ. Als ich eintrat, schrak er auf, griff
    nach einem Stapel Papier und tat, als würde er lesen.
    Ich ging die Sache ohne Umschweife an: »Ich will
    eine Gehaltserhöhung, Kelly. Ich habe seit über einem
    Jahr keine mehr gehabt. Ich bin die beste
    Kriminalreporterin
    bei
    dieser
    Zeitung
    und
    wahrscheinlich in der ganzen Stadt. Vorige Woche
    wurde Richard The Rabbi Goldfein wegen vorsätzlichen
    Mordes verurteilt, und zwar fast ausschließlich
    aufgrund von Informationen, die ich über ihn
    gesammelt habe. Diese Zeitung hat exklusiv darüber
    berichtet. Die Associated Press hat letzte Woche ein
    15
    Feature über mich gebracht, in dem ich als ›brillante
    Journalistin‹ bezeichnet wurde.« Ich hielt inne, um Luft
    zu holen und mir rasch noch ein paar Gründe
    auszudenken, warum ich eine Gehaltserhöhung verdient
    haben könnte.
    »Sie haben recht, Hollis. Sie können eine
    Gehaltserhöhung haben«, antwortete Kelly mit
    strahlendem Gesicht.
    Mein Herz schlug schneller, aber ich war verwirrt. Ich
    hatte einen Kampf erwartet. Es konnte doch nicht so
    einfach sein? Ich rutschte vorsichtig von meinem Stuhl,
    drauf und dran aus dem Zimmer zu verschwinden,
    bevor er es sich anders überlegte. Dann bemerkte ich
    sein Lächeln. Ich habe bei Männern, die in
    orangefarbenen
    Karoanzügen
    auf
    Gebrauchtwagenmärkten herumlungern, ehrlichere
    Gesichter gesehen. Dazu kam die sichtlich
    schuldbewußte Miene. Ich fühlte, wie sich meine Haut
    über Stirn und Wangen zusammenzog. Das Pochen
    wanderte vom Herz in den Magen. »Schön, Kelly. Wo
    ist der Haken?«
    »Wovon reden Sie? Da ist kein Haken. Sie haben
    großartige Arbeit geleistet, und JJ und ich, wir waren
    beide der Meinung, daß Sie dafür belohnt werden
    sollten«, sagte er mit weinerlichem Unterton.
    16
    Das hörte sich völlig falsch an. Und er war so nervös
    wie Konfuzius in einer Nikolausmontur. Ich überlegte,
    ob ich ihn richtig in die Mangel nehmen sollte – Folter
    in bester Polizeimethode, bis er auspackte –, aber er war
    mir so schon zu sehr in der Defensive. Also versuchte
    ich eine andere Taktik.
    »Entschuldigung, Kelly, ich weiß auch nicht, was mit
    mir los ist.« Ich grinste dümmlich. »Sagen Sie JJ bitte auf
    alle Fälle vielen Dank von mir. So, nun will ich mal
    schleunigst an meinen Schreibtisch zurück. Ich muß an
    der Story arbeiten, von der ich Ihnen letzte Woche
    erzählt habe. Sie wissen schon, die Waffen, die aus der
    Beweisaufnahme verschwunden sind. Das gibt
    bestimmt Schlagzeilen. Also, ich geh‹ dann mal.« Ich
    drehte mich um und wollte mich davonmachen.
    »Warten Sie mal, Hollis, eine Sekunde. Ich hab‹ noch
    mehr gute Nachrichten für Sie.« Sein Lächeln sah
    allmählich wirklich klebrig aus. »Diese Geschichte
    können Sie vergessen. JJ und ich haben darüber
    gesprochen und uns entschieden, sie fallenzulassen. Sie
    werden einen besseren Auftrag kriegen. JJ will, daß Sie
    über die Hundertjahrfeiern in Dallas und Houston
    berichten.« Ich starrte ihn schweigend an. Nach ein paar
    Sekunden unter meinem Blick begann er sich zu winden
    und rot anzulaufen. Sein Gewissen war so rein wie der
    Boden eines Affenkäfigs.
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    »Mr. Delacroix hat gestern JJ angerufen und ihm
    gesagt, wir sollten unseren besten Reporter auf diese
    Sache ansetzen. Er ist persönlich daran interessiert. Sein
    Ururgroßvater hat in der Schlacht von San Jacinto
    gekämpft, Hollis. Außerdem, Himmel, das Blatt gehört
    ihm, und er kann damit machen, was er will. Und er
    kann auch mit Ihnen machen, was er will. Wenn er
    Ihnen sagt, daß Sie sich eine Glühbirne in den Hintern
    stecken und jedesmal aufleuchten sollen, wenn Sie
    ›Yellow Rose of Texas‹ hören, dann werden Sie das tun.
    Verstehen Sie, Hollis?«
    »Lassen Sie mich das mal klarstellen, Kelly«, sagte ich
    ruhig. »Im Buffalo Bayou treiben jeden Tag mit Zement
    beschwerte Leichen, die so viele Einschußlöcher
    aufweisen, daß ein Sieb dagegen wie ein Festkörper
    wirkt. Fünf Gangster teilen die Stadt untereinander auf,
    Gangster, denen es einerlei ist, ob sie wen anschauen
    oder wen abknallen. In jedem Café, in jedem
    Lebensmittelladen, in jeder Eisdiele und in jedem
    Billardsaal in dieser Stadt stehen Spielautomaten aller
    Art, die dreißig zu eins auszahlen, wenn man gewinnt.
    Was

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