Heißer Winter in Texas
Schlitze,
und warf mir ein mißbilligendes Stirnrunzeln zu, weil
ich herumlärmte, während sie zu schlafen versuchte. Sie
gähnte, um dem Nachdruck zu verleihen. Ich griff mir
meinem Mantel und langte ins Bett, um sie für ihren
Morgenspaziergang einzusammeln. Wie ein Piranha
nagte sie an meinem Finger, bevor ich sie hochheben
konnte.
»Na, toll«, sagte ich, schleppte sie zur Haustür und
versuchte, ihr die Leine anzulegen. Sie schnappte mit
den Zähnen danach, biß sich fest und wirbelte solange
damit herum, bis von der Leine nichts mehr übrig war
und sie sich vollständig eingewickelt hatte. Dann linste
sie mich von schräg unten an, ob ich auch zusah.
»Okay, kleine wilde Frau. Ich sehe dich. Bist du jetzt
fertig?« Ich entwirrte Leine und Hündin. Sie versetzte
der Leine noch ein paar Stöße, um sicherzugehen, daß
sie tot war.
Wir gingen auf unseren Spaziergang, der heute
doppelt so lange dauern würde, denn Anice liebte es,
mich bei schlechtem Wetter auszuführen. Ein
schneidender
Wind
wehte,
während
wir
dahinschlenderten. Die Gefahrenzone befand sich drei
Häuser weiter. Dort lebte unsere Erzfeindin, Mrs.
Dantzler. Ich sah, wie sie mit ihren winzigen roten
Rattenaugen hinter dem Vorhang hervorspähte, als wir
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vorbeiflanierten. Sie duldete keine Hunde in ihrem Hof
(wie wir herausfanden, als wir vor zwei Jahren in diese
Gegend zogen. Eines Morgens, als ich schläfrig darauf
wartete, daß Anice ein braves Mädchen sein würde, war
Mrs. Dantzler schrill schreiend aus dem Haus gerannt.
Wie eine Berserkerin hatte sie mich angebrüllt, ungefähr
eine halbe Ewigkeit lang. Ich hatte vergeblich versucht,
sie zu beruhigen). Heute morgen winkte ich unschuldig
dem Vorhang zu, derweil Anice in dieselbe Richtung
nickte. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie der Vorhang
herabfiel, als wir den nächsten Hof erreichten. Mrs.
Dantzler ging jede Nacht um zehn Uhr schlafen, und
um halb elf schlichen Anice und ich schnurstracks in
ihren Hof, damit Anice ihr Geschäft erledigen konnte.
Ich war eigentlich nicht besonders stolz auf dieses
abendliche Ritual, aber ich konnte mich auch nicht
überwinden, damit aufzuhören.
Der Himmel war grau. Der Wind war eisig. Die
Bäume waren kahl. Der Tag war trübe. Mir gefiel das.
Etwa die Hälfte der Jahreszeit, die wir in Houston
»Winter« nennen, ist der Himmel wunderbar blau, und
die Temperaturen sind mild. Mir würde der echte
Winter nicht weiter fehlen, wenn nur die Bäume ihre
Blätter behalten würden. Aber es gibt nichts
Deprimierenderes als einen schönen, frühlingsmilden
Tag mit nackten, schwarzen Bäumen.
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Als wir nach Hause kamen, klingelte das Telefon.
Gelassen tigerte ich nach hinten ins Schlafzimmer.
Natürlich wieder Gael und Katherine. Sie wußten nie,
wann Schluß war.
»Hallo, Miss Carpenter?« sagte eine Männerstimme.
»Hier spricht Andrew Delacroix.«
Ich hätte fast in den Telefonhörer gebissen.
»Ja?« Ich hörte mich an, als wäre mein Hals ein
Luftballon, dessen Ende jemand so weit zudrückte, daß
die Luft nur quietschend daraus entweichen konnte. Ich
versuchte, mich leise zu räuspern, aber es klang
bedenklich nach entgleisendem Zug.
»Meine Sekretärin hat mir ausgerichtet, daß ich Sie
auf den Knien um eine Audienz bitten müßte, aber ich
dachte, ich versuche es zuerst telefonisch«, sagte er
höflich.
Ich fühlte, wie ich rot wurde, und fing an, eine
Erklärung zu stammeln, aber dann dachte ich, zur Hölle
mit ihm.
»Ich wüßte gern, ob Sie vielleicht heute abend zu mir
kommen könnten – auf ein paar Drinks mit meiner Frau
und mir?« fragte er.
»Heute?« fragte ich, um Zeit zu gewinnen und mir
darüber klar zu werden, was das alles zu bedeuten
hatte. Ich wußte, daß ich eine gute Journalistin war und
ein Gewinn für die Times, aber ich hatte nicht damit
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gerechnet, den Eigentümer persönlich an der Strippe zu
haben. Ich hatte erwartet, daß Kelly zwei, drei Tage
verstreichen lassen und mich dann anrufen würde, um
zu verhandeln. Oder vielleicht würde sogar JJ Mattox,
der Chefredakteur, bei mir anklingeln – nicht aber
Andrew Delacroix. Ich begann, mich höchst wichtig zu
fühlen.
»Ja, heute abend bitte«, bekräftigte er fast
entschuldigend. »Ich muß morgen zu einer Konferenz
nach New York und hatte sehr gehofft, vor meiner
Abreise mit Ihnen sprechen zu können.«
»Oh. Aha. Ja, ich schätze, es geht heute abend. Ich
brauche allerdings Ihre
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