Heißer Zauber einer Nacht
hinauftrieb, verfiel Georgie in eine Litanei von Frauenkrankheiten, eine Liste von Leiden, die ausreichte, um jeden Mann in die Flucht zu schlagen.
Colins einziger Trost war, dass seine Crew wenig Französisch sprach. So blieb ihr eine medizinische Geschichte erspart, bei der selbst der abgebrühte Mr Pymm krebsrot wurde.
Als sie von ihren monatlichen Beschwerden anfing, hatte Brun genug gehört, um Bertrands Befehle zu ignorieren. Er murmelte hastig »Ich bin gleich wieder da« und flüchtete die Leiter hinauf.
»Du meine Güte!«, sagte Georgie. »Ich dachte schon, er würde niemals gehen. Mir gingen schon die Ideen aus.«
»Gott im Himmel, Madame«, stotterte Pymm. »Habt Ihr keinen Anstand? Ich bitte Euch, erspart mir weitere Einzelheiten über Eure Leiden, denn ich befürchte, mir wird schlecht.«
»Ihr seid mir ein schöner Schiffsarzt«, sagte sie. »Das heißt, wenn Ihr überhaupt irgendeine medizinische Ausbildung habt.«
»Keine, auf die du dich verlassen würdest«, sagte Colin. »Nun fang schon an. Du hast dir große Mühe gegeben, hier herunterzukommen, also was hast du vor? Ich möchte nicht, dass du ...«
»Captain Danvers, halt deinen Mund. Ich finde, du bist nicht in der Situation, um gr o ße Töne zu spucken. Aber wenn du es unbedingt wissen musst, ich bin hier, um dich zu retten.«
Colin warf die Hände hoch. »Du? Du willst uns retten?« Seine schlimmsten Befürchtungen bewahrheiteten sich also. »Weißt du, die meisten der Crew haben ihr Geld darauf verwettet, dass du der Grund bist, weshalb wir in dieser miesen Lage sind. Also tu bitte nichts, was uns gefährdet und unsere Lage noch verschlechtert.«
Georgie schritt zur Tür. »Denkst du immer noch, ich sei eine Spionin? Nun, ich bin es nicht. Ich bin keine Agentin der Franzosen.«
Er musste über ihren Ausbruch, ihr feuriges Temperament lächeln. Verdammt, er liebte diese widerspenstige Frau.
Ich li ebe sie. Bei dem Gedanken lief ein Schauer über seinen Rücken. Und welch ein verdammt dummer Zeitpunkt, um sich das einzugestehen!
»Ich weiß.« Mehr konnte er nicht sagen.
Doch selbst dieses Eingeständnis überraschte sie. »Was hast du gesagt?«
»Ich sagte, ich weiß, dass du keine französische Spionin bist, Miss Escott.«
Sie wich ein paar Schritte von der Tür fort. Er konnte ihr fast ansehen, dass sie überlegte, wie er ihre Identität hatte herausfinden können. Und sie zog den richtigen Schluss. »Rafe.«
»Ja. Rafe. Offenbar raubt er nicht nur Küsse von deiner Schwester.« Er schob seine Hand durch das Türgitter, durch das sie getrennt waren. »Georgie, was auch immer du geplant hast, tu's nicht. Rette dich. Rette Chloe."
Sie berührte zögernd seine Fingerspitzen, als fürchte sie sich vor dem Kontakt mit ihm. »Warum hast du meine Schuhe gerettet?«
»Das spielt jetzt kaum eine Rolle.«
»Für mich spielt es eine«, flüsterte sie und schloss ihre Hand über seiner.
Die Wärme ihrer Berührung breitete sich in ihm aus wie wohltuender Balsam. Hier war seine Kraft, seine Entschlossenheit. In dieser Frau. Aber er konnte das nicht zulassen - was auch immer sie vorhatte. Er würde es nicht ertragen, wenn sie weiteren Schaden erlitt.
Er hatte ihr bereits genug angetan.
»Georgie, dies ist kein Spiel. Dies ist kein Londoner Ballsaal. Hier kommt keine Rettung. Du musst tun, was du kannst, um dich, deine Schwester und unsere Tochter zu schützen.«
Sie zog ihre Hand von seiner fort und presste kurz die Lippen zusammen. »Das kann ich nicht. Nicht jetzt.«
Zum Teufel mit ihrem Eigensinn, dachte er und umklammerte die Gitterstäbe. Er rüttelte an der Tür und wünschte sich die Kraft von hundert Männern, um sie aufzureißen und Georgie zur Vernunft zu bringen. Aber die Tür hielt seinem Zorn stand, und so sagte er stattdessen: »Als dein Vormund befehle ich dir ...«
»Mein Vormund? Pah.« Sie stemmte die Hände auf die Hüften. »Allein dafür sollte ich dich von den Franzosen hängen lassen. Mich mit einem wie Lord Harris zu verheiraten. Lord Harris!«
Sie stieß den Namen voller Verachtung aus.
» M an hat mir gesagt...« begann er sich zu verteidigen.
»Man hat dir gesagt?« Georgie trat einen Schritt vor und schob ihre Nase näher an das Gitterfenster heran. »Hast du daran gedacht, mich zu fragen?«
Colin zuckte zusammen, u n d zum ersten Mal war er dankbar für das Eisengitter und das stabile Schloss, das sie davon abhielt, auf ihn loszugehen. Besonders, weil er nicht entschuldigen konnte, welche Fehler
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