Heißer Zauber einer Nacht
fand. »Großvater wäre hingerissen, aber du hast Lamden gehört. Der alte Knabe würde nie etwas davon hören wollen. Er will nicht, dass jemand wie ich, der zu viel in Schottland jagt oder sich auf Partys herumtreibt, seine kostbare Tochter heiratet.«
»Sag ihm die Wahrheit. Erzähl ihm, was du wirklich machst, wenn du angeblich in Schottland auf der Jagd bist.«
Temple hob eine Augenbraue. »Warum hast du ihm nicht gesagt, was du mit diesem erfundenen Urteil des Kriegsgerichtes im Schilde führst? Du würdest ebenso wenig einen direkten Befehl missachten und eine Schlacht verlassen, wie ich in einem kalten schottischen Sumpfgebiet herumlungern und auf verdammte Vögel schießen würde.« Er verharrte und wies auf die geschlossene und vermutlich verriegelte Tür des Hauses von Lamden. »Na los, sag ihm die Wahrheit. Und wenn du mit ihm fertig bist, würde es dir dann etwas ausmachen, auch m ich zu erleuchten?«
Colin hätte es nicht überraschen sollen, dass sein Cousin Nelsons große Täuschung durchschaute. Wenn jemand das eine oder andere über die Täuschung der Öffentlichkeit wusste, dann Temple. Und obwohl Colin wusste, dass er seinem Cousin die Wahrheit anvertrauen konnte, war er gezwungen, über die Sache zu schweigen.
Zu viel stand auf dem Spiel. Und deshalb sagte er nichts.
»Ich dachte mir, dass du dich in Schweigen hüllst,«, meinte Temple und nickte wissend. Er blickte über die Schulter zum dreistöckigen Haus der Lamdens. »Trotzdem ist es ein Jammer, dass keiner von uns beiden sie bekommt. Diana ist ein seltenes Prachtstück. Das ist sie immer gewesen.«
Temple trat an den Bordstein, um seinen wartenden Fahrer, Elton, herbeizuwinken. Colin verharrte und blickte zurück, immer noch schockiert über die schroffe Abfuhr seiner Verlobten.
Zu seiner Überraschung sah er, dass Lady Diana von einem Fenster herabspähte, mit einer Leidenschaft, die er noch nie an ihr gesehen hatte. Sie wirkte nicht wie eine Frau, deren Herz gebrochen war.
Aber ihr Blick galt nicht ihm. Er war auf den Rücken des burgunderfarbenen Jacketts seines Cousins gerichtet.
Colin schluckte hinunter, was von seinem Stolz übrig geblieben war.
O Gott. Diana hatte ihn nie geliebt.
Die Erkenntnis traf ihn härter, als er sich eingestehen wollte. Sie ergab auch einen Sinn. Wie leicht hatte sie es all diese Jahre hingenommen, dass ihre Hochzeit aufgeschoben wurde. Und wie vehement hatte sie sich heute geweigert, ihn zu heiraten.
Seine Verurteilung vor dem Kriegsgericht war nur ein Vorwand gewesen. Sie hatte ihm einen Korb gegeben, weil sie ihn nicht liebte.
Er wusste nicht, weshalb es ihm plötzlich etwas ausmachte, dass sie ihn hätte heben sollen. Es war ja nicht so, dass er verhebt in sie gewesen wäre.
Aber als er jetzt Zeuge von Dianas glühendem Blick wurde, wusste er plötzlich, dass eine Frau ihren Ehemann lieben sollte.
Aufrichtig und ohne Einschränkung.
»Willst du hier den ganzen Abend wie ein verirrtes Hündchen herumstehen?«, fragte Temple. »Zuerst eine Verurteilung vor dem Kriegsgericht, dann einen vergeudeten Nachmittag, bei dem dir die Braut eine Abfuhr erteilt hat. Komm mit mir, denn ich möchte nicht, dass dein Tag so endet.«
Colin sah seinen grinsenden Cousin an und seufzte. Nur Temple konnte eine solch katastrophale Entwicklung der Ereignisse so locker hinnehmen. Statt noch einen Blick zu Lady Diana hinaufzuwerfen, stieg Colin in die Kutsche, und Elton fuhr an.
Temple lehnte sich in die Lederpolster zurück und seufzte. »Was für ein trauriger Anblick wir sind. Dabei haben wir uns mit unserer Garderobe so viel Mühe gegeben.« Er nestelte an seiner kunstvoll gebundenen Krawatte herum, während er aus dem Fenster schaute. »Lass mich überlegen ... Ich weiß, wo heute Abend etwas los ist. Wo war das noch?«
»Spar dir die Mühe«, sagte Colin. »Ich bin kaum in Stimmung für eine deiner Orgien.«
Temple setzte sich auf. »Orgien! Das ist es! Die perfekte Möglichkeit, dein gebrochenes Herz zu heilen.«
Colin schüttelte den Kopf. »Ich finde nicht, dass ich leide.«
»Oh, du kannst mich nicht täuschen. Du warst schon immer zu ernsthaft. Ich kenne dich, du hattest die nächsten zwanzig Jahre verplant. Binnen eines Jahres hätte Diana dir deinen Erben geboren, und von da an hättest du sie zwei Jahre verschont. Wenn du auf See gewesen wärst, hätte sie sicher in diesem Herrenhaus in Devonshire, das dein Vater dir vermacht hat, wohnen können. Und wenn du es schließlich leid geworden
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