Heißer Zauber einer Nacht
Erklärung, dass sie ihn nicht mehr heiraten wollte. Und die Tatsache, dass er sich seiner Wahl der Braut nicht mehr sicher war, spielte keine Rolle.
Colin wusste nur zu gut, dass ihre Familien Himmel und Hölle in Bewegung setzen würden, um den Bruch zwischen ihnen zu kitten, wenn erst das Missverständnis über seine Verurteilung aufgeklärt sein würde. Das bedeutete, dass er die Verlobung nicht als wirklich beendet betrachten konnte.
Andererseits ...
Verflixt, er begann sogar zu bezweifeln, dass es zwangsläufig eine Versöhnung geben würde.
All dies war Temples Schuld. Er war es, der Zweifel an dem gesät hatte, an das Colin stets felsenfest geglaubt hatte - seine Ehe sollte ein Zusammenschluss von gutem Stand und ein politischer Gewinn sein, kein »Vergnügen«.
Und wenn Temple seine fest gefügten Ansichten über Liebe und eheliche Verpflichtungen ins Wanken gebracht hatte, dann hatte Georgie ihn nun in ein Chaos von Zweifeln und Widersprüchen gestürzt.
Es war so, wie er es Temple gesagt hatte. Er und Lady Diana waren eine perfekte Partie, ein passendes Paar für eine Vernunftehe zwischen einem Gentleman mit Titel und einer Lady von vornehmem Stand.
Und Georgie? Sie war gewiss keine Lady - der Haken, den sie Paskims' Nase versetzt hatte, war ein Beweis dafür. Nicht, dass er unverdient gewesen war, nachdem der Bastard sie so übel beschimpft hatte.
Dennoch sagte sich Colin, dass er über ihre ungehobelten Manieren, ihre forsche Art und ihre Fähigkeiten zu boxen, die mit denen der meisten Männer konkurrieren konnten, schockiert sein sollte. Solch unerhörtes Verhalten sollte ihn entsetzen und abstoßen.
Stattdessen war er fasziniert.
So viel Spaß bei einem gesellschaftlichen Londoner Ereignis hatte er noch niemals gehabt. Das Chaos im Saal, die Flucht mit ihr vom Hurenball, ihre Feinde dicht auf den Fersen, Georgies mutwilliges Funkeln in den Augen, das ihn zu locken schien - all das war erfrischend und amüsant gewesen.
Und das Mädchen hatte es ebenso genossen, davon war er überzeugt.
Der alte Colin , wie Temple ihn genannt hatte, hätte sich Sorgen gemacht, wie er den Schein hätte wahren und das Richtige tun können. Gewiss hätte er sich niemals auf einem Ball in eine Schlägerei verwickeln lassen, die sicherlich in der kommenden Ballsaison und darüber hinaus für Gesprächsstoff sorgen würde.
Er hätte die Schuld an seinem neu gewonnenen schlechten Ruf gern auf Georgie geschoben, doch das wäre unfair gewesen. Vielleicht hatte Lamden Recht gehabt - tief in Colin schlummerte der wahre Danvers. Wie sein skandalumwitterter Vater, wie seine schurkischen Brüder. Natürlich hatte sein Vater mit zwei Ehen und fast dreißigjähriger Arbeit für das Außenministerium bezahlt, um seinen Ruf ein wenig aufzupolieren.
Colins Welt auf den Kopf zu stellen, waren nur ein paar Stunden auf dem Hurenball nötig gewesen, wo er eine schöne, kleine Nervensäge kennen gelernt hatte.
Er blickte sie an und korrigierte diesen Gedanken.
Eine verlockende, bezaubernde Frau.
Wenn er sie doch nur nicht geküsst hätte! Aber bei dem Sprung in die Kutsche und Eltons überstürzter Abfahrt waren sie gegeneinander geworfen worden und dann ... nun, dann war es eben zwangsläufig passiert.
Er versuchte sich einzureden, dass er nur zu ihr zurückgekehrt war, um ihr aus der schlimmen Lage zu helfen. Um dafür zu sorgen, dass sie sicher nach Hause gebracht wurde, wo sie hingehörte - um sie zu retten.
Er hatte gewiss nicht vorgehabt, sie zu küssen - genauso wenig wie ihr verlockendes Angebot anzunehmen. Aber ihre dunklen und geheimnisvollen Augen funkelten so verführerisch.
Nein, das konnte er nicht. Nein und nochmals nein. Absolut nicht.
»Da spricht der alte Colin« würde Temple vermutlich sagen und traurig den Kopf schütteln.
Und wenn er ihren Vorschlag annahm? Er wusste nicht, ob er es wagen sollte, denn er ahnte, dass der Preis höher als nur ein paar Münzen sein würde.
»Wo wohnt Ihr?«, fragte er, entschlossen, seinen besten Absichten zu folgen und dafür zu sorgen, dass die Dame sicher nach Hause gebracht wurde. »Elton wird Euch ohne weitere Verzögerungen dorthin bringen.«
»Wa-was?«, stammelte sie und fuhr von ihrem Sitz auf. Ihr zerzaustes Haar fiel in einem Durcheinander honigfarbener Locken bis über ihre Schultern. »Das könnt Ihr mir nicht antun. Nicht jetzt!« Ihre Empörung äußerte sich mit der gleichen Leidenschaft, die ihr Kuss ausgedrückt hatte. Ihr Körper wölbte sich ihm
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