Heißer Zauber einer Nacht
was ich jemandem schulde. Und ich nehme an, ich schulde Euch einiges für das, was Ihr heute Abend verloren habt.«
Noch habe ich gar nichts verloren, glaubte er, sie murmeln zu hören, aber er war sich nicht ganz sicher.
Sie seufzte und holte tief Luft, wie um äußerste Geduld aufzubringen und ihm nicht etwas auf den Kopf zu schlagen. »Ihr denkt, Ihr schuldet mir Geld?«
»Ja«, sagte er. »Eure Gebühr für die Nacht. Ich glaube, ich habe Euch um Eure Einnahmen gebracht an diesem Abend.«
»O ja, meine Einnahmen«, sagte sie und fing das Thema auf, als hätte er ihr einen Rettungsring zugeworfen. »Ja, ich nehme an, das habt Ihr getan.« Dann legte sie ihren bestrumpften Fuß auf seinen Schoß und wackelte mit den Zehen. »Und meinen Schuh schuldet Ihr mir. Wie ich mich erinnere, habt Ihr mir einen Laden voll versprochen.«
»Das habe ich nicht«, wandte er ein.
Sie hob wieder ihre zarten Augenbrauen. Die, die ihn warnten, nicht haarspalterisch zu sein. Sie hatte Recht.
»Ihr habt nur einen Schuh verloren«, sagte er und tat sein Bestes, um zu ignorieren, dass die Ferse ihres Fußes über seinen Oberschenkel fuhr und ihr Kleid hochrutschte, sodass sein Blick auf ihre wohlgeformte Wade fiel.
»Aber es war mein bester«, erwiderte sie und hob das andere Bein mit dem verbliebenen Schuh an, als wollte sie es als Beweis präsentieren.
Ich verstehe, was du willst, dachte er, und die Gedanken an weniger ehrenvolle Absichten meldeten sich wieder.
Er musste ihr zahlen, was sie verlangte, und sie dann nach Hause schicken.
Dann würde er endlich Ruhe haben und den ganzen Abend vergessen können.
Bei diesem Gedanken glaubte er Temples selbstgefälliges Lachen zu hören. Man kann nie wissen, wo man seine Liebe findet, hatte sein Cousin gescherzt. Wenn du sie erst siehst, wirst du für dein ganzes Leben verzaubert sein.
Liebe auf den ersten Blick.
Seit wann schenkte er Temples weisen Sprüchen über Frauen Glauben?
Die Antwort kam ihm bei einem Blick auf die sonderbare Frau, die ihm in der Kutsche gegenübersaß. Ihre haselnuss-braunen Augen schienen bis in seine Seele zu blicken und seine geheimsten Gedanken zu erraten. Ihr Blick war sehnsüchtig, voller Erwartung und Verlangen.
Augen? Er kam auf poetische Gedanken über die Augen einer Frau?
Es beunruhigte ihn, dass er beim besten Willen nicht genau sagen konnte, welche Augenfarbe Lady Diana hatte, während die Georgies sich in nur ein paar Stunden unauslöschlich bei ihm eingeprägt hatten.
Plötzlich erkannte er, dass seine gelöste Verlobung nicht die Katastrophe war, die jemanden traf, der wirklich verhebt war.
Er wusste nicht, was er glaubte, aber eines stand für ihn fest: Wenn er bei Verstand bleiben wollte, musste er so viel Distanz wie möglich zwischen sich und dieses verlockende kleine Biest bringen.
»Wie viel wollt Ihr?«, fragte er. »Ich werde Euch zahlen, was Ihr verlangt und Euch dann nach Hause bringen.«
Georgie hatte Mühe, ihre Enttäuschung zu verbergen. Er wollte sie einfach mit ein paar Münzen abspeisen und sie dann fortschicken?
Unter all den Schuften und gemeinen Kerlen Londons, in einem Saal voller Tunichtgute und Herumtreiber, musste sie ausgerechnet den Mann finden, dessen Küsse so viel versprechend waren, dessen Ehrgefühl jedoch unerschütterlich war!
Es würde niemals klappen!
Georgie blickte Colin verstohlen an und sah, dass er sie ebenfalls betrachtete.
Sie hatte keine Ahnung, was eine Hure für einen Abend berechnete, und so nannte sie die erste lächerlich hohe Summe, die ihr in den Sinn kam. Sie bezweifelte, dass er so viel Geld bei sich hatte. Vermutlich musste er die Summe erst bei sich zu Hause holen.
Er hustete und prustete. »Für diesen Preis, Mylady, müsstet Ihr glatt eine Jungfrau sein.« Dann lachte er wie über einen guten Witz.
Aber ich ... hätte sie fast bestätigt, doch sie konnte sich gerade noch rechtzeitig zurückhalten. Stattdessen versuchte sie, in sein Gelächter einzustimmen.
Colin schüttelte den Kopf. »Selbst wenn ich eine solche Summe hätte, würde ich sie Euch gewiss nicht geben, nur um für Eure Sicherheit zu sorgen.«
»Ich werde mich mit keinem Penny weniger zufrieden geben«, erklärte sie stur.
Georgie argwöhnte, dass dieser Mann nicht oft Widerspruch hörte, denn jedes Mal, wenn sie sich widersetzte, blickte er so ungläubig drein, als glaubte er, sich verhört zu haben.
So wiederholte sie sich.
»Ich kann nicht ohne die volle Summe heimkehren«, sagte sie. Wenn er sein
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