Heißer Zauber einer Nacht
hatte und trotzdem nicht gegen die Wasserfässer in der Ecke, den Eimer für die Notdurft und den Korb voller schmutziger Windeln stieß, die darauf warteten, gewaschen werden zu können.
Es überraschte sie, wie gut Colin die Sybaris führte. Die Besatzung war ein bunt zusammengewürfelter Haufen, der sie an Captain Tafts Bande von Schmugglern und Matrosen erinnerte. Aber es gab einen entscheidenden Unterschied. Es schien Vorschriften für die allgemeine Organisation zu geben, die ... nun, fast etwas vom Drill der Kriegsmarine hatten.
Colin s Fähigkeit als Captain nötigte Georgie Bewunderung ab. Sein Schiff war sauber, seine Männer wurden offensichtlich gut bezahlt und ernährt. An der guten Takelung und der sorgfältigen Arbeit an Bord konnte sie erkennen, dass Colin ein engagierter Seemann war. Es freute sie, zu sehen, dass die Sybaris in so guter Hand war, und sie war Colin dankbar und fühlte sich fast ein wenig in seiner Schuld, weil er Captain Tafts Vermächtnis weiterführte.
Weil alles so wohl geordnet und sauber war, fragte sie sich, wie Colin es hinnahm, wenn sie auf seinem Schiff Wäscheleinen spannte und Windeln aufhängte. Wenn er protestierte, blieb ihr nur das Argument, dass die Besatzungen französischer Schiffe, die nach der Sybaris suchten, sich wundern würden, was ihnen da mit Windeln signalisiert wurde.
Georgie blickte auf den Saum eines Nachthemdchens, das sie für Chloe nähte, und musste feststellen, dass er schief war. Sie seufzte. Sie hätte ihre schlechten Nähfähigkeiten gern damit entschuldigt, dass sie durch ihre Gedanken an Colin abgelenkt war, doch sie war noch nie sehr geschickt im Nähen gewesen.
»Ich weiß nicht, warum wir nicht bleiben konnten, wo wir waren«, beklagte sich Kit, als sie in die kleine Kabine gestürmt kam und sich auf ihre Koje fallen ließ. Sie warf ihren Skizzenblock und den Be h älter mit Zeichenkohle und Wasserfarben auf den Boden und blickte zur Decke empor. Ihre Wangen waren gerötet, und die Nadeln waren fast alle aus ihrem Haar gefallen. Das war nicht überraschend, denn sie war auf Deck gewesen, dennoch stimmte es Georgie nachdenklich.
Sie hatte Kit das Versprechen abgenommen, nicht in der Takelage herumzuklettern; nicht aus Sorge um Kits Sicherheit - sie wollte Colin nicht erklären müssen, weshalb ihre junge Schwester zu solchen Taten fällig war.
Sie hoffte, dass Kits zerzaustes Äußeres nur auf den Wind zurückzuführen war.
Nach einer Weile rollte sich Kit auf die Seite und sagte: »Warum erzählst du ihm nicht einfach, wer wir sind, und bestehst darauf, dass wir besser behandelt werden? Besonders da er unser Vormund ist.«
Georgie fuhr herum und legte einen Finger auf die Lippen. »Pst. Erwähne das niemals, während wir an Bord dieses Schiffes sind.«
»Also wirklich, Georgie, er scheint gar nicht so schlimm zu sein. Überhaupt nicht so, wie wir gedacht haben. Ich finde, er ist sogar ziemlich nett. Er hat von mir alles über Chloe wissen wollen, als ich oben war.« Kit griff nach ihrem Skizzenblock und schlug ihn auf. »Mrs Taft hat immer gesagt, dass ein Mann, der Babys mag, vertrauenswürdig ist. Und er scheint sich sehr für Chloe zu interessieren. Ich habe ihm meine Zeichnungen von ihr gezeigt, und er fand sie bemerkenswert lebensecht.«
Georgie wappnete sich gegen Colins Einmischung in Chloes Leben. Bei jedem Interesse, jeder Freundlichkeit von ihm, musste bedacht werden, dass er ihr Vormund war, derselbe Mann, der eine Klausel in ihre Heiratspapiere eingebaut hatte, die besagte, dass Kit an ihre Stelle treten konnte, wenn sie, Georgie, nicht in der Lage war, Lord Harris zu heiraten.
Sehr nett, wirklich!
»Ich will nichts mehr über dieses Thema hören, Kit. Hast du vergessen, was Captain Taft zu sagen pflegte?«
»Ein Schiff hat keine Geheimnisse«, zitierte Kit gehorsam.
»Genau«, bestätigte Georgie. »Wenn wir unsere Geheimnisse bewahren sollen, dann dürfen wir nicht über unseren Vormund sprechen, nicht hier. Nirgendwo. Erst wenn wir von der Sybaris runter sind.«
Kit seufzte. »Das wird lange dauern, denn Raphael sagt, wir fahren nach London.«
»Raphael?« Georgie blickte von ihrer Näharbeit auf. Seit sie an Bord waren, hatte sie ihre Schwester kaum aus den Augen gelassen, doch Kit schien bereits mit einem Seemann aus der Crew auf Du und Du zu stehen.
»Ja, Lord Danvers' Bruder.« Kit seufzte wieder, und dies Mal klang es eindeutig wehmütig nach weiblicher Sehnsucht. »Er sieht ziemlich gut aus, weitaus
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