Heißer Zauber einer Nacht
auf die Wasserlinie der Taursus , und sie versank schnell.«
»Du hast immer so eine Art, dir Freunde zu machen«, murmelte Georgie. Sie schaute wieder zu dem französischen Schiff, dessen Besitzer alles daranzusetzen schien, um sich zu rächen. »Vielleicht hat er das vergessen«, sagte sie und spähte ein letztes Mal durch das Fernrohr. Sie hoffte einen Blick auf Bertrand zu erhaschen, um den Mann selbst einzuschätzen, aber auf den Decks der Gallia herrschte die gleiche hektische Aktivität wie auf der Sybaris , und sie konnte den Captain inmitten der zahlreichen Männer in blauen Uniformen nicht entdecken.
Colin schnaubte. »Das bezweifle ich. Man vergisst niemals den Bastard, der einem das Schiff unter den Füßen wegschießt.«
Trotz der Morgensonne rann Georgie ein kalter Schauer über den Rücken. »Und jetzt hat er die Gelegenheit, sich zu revanchieren.«
Colin schüttelte den Kopf. »Nicht ganz. Er wird die Sybaris als Preis für sein verloren gegangenes Schiff haben wollen. Und mich wird er in das dreckigste Loch eines Hafens einsperren wollen, damit ich den Rest des Krieges in irgendeiner französischen Zelle verrotte. Oder er wird sich einfach die Mühe ersparen und mich wegen Piraterie auf der Stelle hängen lassen.«
»Oder wegen Spionage«, murmelte Georgie, der nicht bewusst war, wie laut sie es aussprach.
Colin grinste. »Danke dafür, dass du mich daran erinnerst. Vielleicht kannst du schon anfangen, eine Liste für ihn anzufertigen, damit er mich schneller verurteilen kann. Außerdem kenne ich ihn nicht gut genug, um zu wissen, was er mit deiner Schwester anstellen wird ... oder mit Chloe. Und allein deswegen kann ich es nicht riskieren, dass er das Schiff nimmt.«
Georgie war aufgefallen, dass er bei der Aufzählung seiner Sorgen ihr Wohlergehen nicht erwähnt hatte, doch bevor sie etwas dazu sagen konnte, feuerten die Franzosen eine zweite Salve.
Diesmal schlug eine Kanonenkugel in den Bug der Sybaris , und Trümmer flogen durch die Luft.
»Captain Danvers!« Pymm richtete sich hinter einem Wasserfass auf, wo er Deckung gesucht hatte. »Sie kommen immer näher. Wollt Ihr bitte etwas unternehmen?«
»Wenn Ihr nicht aufhört zu jammern, schicke ich Euch zu den Franzosen rüber«, sagte Colin. »Es geschähe Bertrand nur recht, wenn er Euch ertragen müsste.« Er stürmte an Pymm vorbei und schrie dabei Befehle.
»Ich protestiere ...«, begann Mr Pymm.
»Mr Livett!«, brüllte Colin. »Schafft diese Leute unter Deck oder werft sie über Bord.« Mr Livett wirkte bereit, das Letztere zu tun, und so lief Georgie über das Deck zur Kajütstreppe. Mr Pymm eilte hinter ihr her.
In diesem Augenblick schlug eine Kanonenkugel ein, und Georgie stürzte vornüber. Der harte Aufprall trieb ihr die Luft aus der Lunge. Einen Moment lag sie auf dem Deck und schnappte nach Luft. Etwas oder jemand war auf ihr gelandet und drückte sie nieder. Sie wälzte sich auf die Seite und sah, dass Mr Pymms reglose Gestalt auf ihr lag. Die klaffende Wunde an seiner Stirn blutete stark.
Georgie hatte das Gefühl, dass ihr nichts fehlte außer Luft. Sie rang um Atem.
Colin war im Nu bei ihr. Er strich ihr behutsam eine Haarsträhne aus dem Gesicht. »Bist du verletzt?« Der Zorn war aus seinem Gesicht abgewichen, seine Stimme klang besorgt.
Sie wollte etwas sagen, brachte jedoch noch keinen Laut heraus und schüttelte nur den Kopf. Colin half Georgie, sich von dem leblosen Körper des Mannes zu befreien. Sie setzte sich auf, legte eine Hand auf Pymms Brust und stellte fest, dass sie sich hob und senkte. Dann regte er sich plötzlich.
»Er lebt«, keuchte sie und blickte zu Colin auf. »Geh. Tu, was du tun musst. Ich kümmere mich um ihn.«
Colin nickte und rief nach Rafe. »Hilf ihr, Mr Pymm runter zu schaffen und bleib dort.«
Rafe setzte zu einem Protest an, doch sein Bruder warf ihm einen so wütenden Blick zu, dass selbst der rebellische Junge kein Widerwort mehr wagte.
Mit Hilfe des Jungen schaffte Georgie es, Pymm unter Deck zu bringen. Kit stand auf dem Gang, die weinende Chloe auf dem Arm.
»Was ist passiert, Georgie?«, fragte sie.
Georgie nahm Chloe auf den Arm, drückte sie an sich und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. »Die Franzosen haben uns angegriffen. Geh zurück in die Kabine.«
Kit rümpfte die Nase. »Aber es stinkt dort schrecklich. Chloe hat in die Windeln gemacht. Und der Korb mit schmutzigen Windeln ist fast voll.«
»Es ist mir gleichgültig, ob die Kabine voller schmutziger
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