Heißer Zauber einer Nacht
Spitzentüchlein über die Augen, als sie diesen neuesten erfundenen toten Ehemann erwähnte. »Aber noch wichtiger, ich habe Informationen, die für das Wohlergehen Frankreichs unheilvoll sind.«
»Ich hätte dich über Bord werfen sollen, du verlogene ...« Colin konnte nicht aussprechen, denn Bertrand nickte einem seiner Handlanger zu, und der Mann trat Colin in die Rippen.
»Ist das wirklich nötig?«, fragte Georgie. »Ich würde mir wünschen, dass er lange genug lebt, damit General Bonaparte ihn für seine zahlreichen Verbrechen bestrafen kann.« Sie hielt Bertrand ein Blatt Papier hin. »Ich werde Euch eine vollständige Liste für den nächsterreichbaren Magistrat so bald wie möglich anfertigen.«
Bertrand nahm das Papier, warf einen Blick darauf und seufzte. Selbst aus Colins begrenzter Perspektive war zu sehen, dass ihm Georgies Theatralik auf die Nerven ging. »Dies erklärt kaum, warum der Erste Konsul diesen Mann haben will.«
»Der Erste Konsul? Mein Napoleon ist befördert worden?« Georgie lächelte und nickte vor sich hin. »Natürlich ist er das. Er hat große Pläne für Frankreich.«
»Ja, Madame«, erwiderte Bertrand und wippte mit den Stiefeln auf dem Plankenboden auf und ab. »Aber Ihr habt meine Frage nicht beantwortet. Warum will Bonaparte diesen Mann haben?«
Georgie blickte ihn aus großen Augen an. »Ist das nicht offenkundig?«
»Non. Nicht für mich.« Bertrand wirkte, als wollte er Colins frühere Anregung aufnehmen und Georgie über Bord werfen.
Sie seufzte und schob sich näher an ihn heran. »Zum einen hat dieser englische Hund mich, meine Zofe und mein Kind von dem Transportschiff entführt, das mon eher General nach Alexandria geschickt hat, um mich heimzuholen.«
»Der Erste Konsul hat ein Schiff nach Ägypten geschickt, um Euch heimzuholen?« Die ungläubige Frage hallte durch die Kabine. »Warum sollte er das tun?«
Georgie ließ sich nicht beirren, neigte sich sogar noch näher zu ihm und senkte die Stimme zum Flüsterton. »Deshalb sollten wir unbedingt unter vier Augen sprechen, Capitaine. Es ist eine so heikle Sache, dass ich sie nicht vor aller Ohren preisgeben kann.« Sie warf einen Blick zu Colin hinüber und rümpfte angewidert die Nase.
Doch Bertrand war die Tändelei leid. »Heraus damit, Madame. Warum würde der Erste Konsul ein Schiff zu einem von den Briten kontrollierten Hafen zu Euch, der Witwe seines stellvertretenden Verwalters, schicken?«
Georgie errötete. Ihre Wangen wurden tatsächlich eine Spur dunkler. Die Frau war unverbesserlich.
Colin empfand fast so etwas wie Stolz über ihre vollendete Schauspielkunst. Wenigstens war er nicht der einzige Dummkopf, der sich von ihrem schönen Getue und ihren Bitten um Hilfe hatte hereinlegen lassen.
Sie strich glättend über Chloes dunkle Härchen. »Ihr seht, dass der General nach dem Tod meines Mannes, der an Fieber starb, großes Interesse an meinem Wohlergehen hatte. Es war auch für ihn eine schwierige Zeit, bei all den Gerüchten, die über seine Frau kursierten ... nun ... er suchte meine Gesellschaft.«
»Ist das alles? Ihr wart die Geliebte des Generals?« Bertrand lachte herzhaft, sein dicker Bauch wackelte. »Und Ihr wollt mir weismachen, dass er sich so sehr bemühte, nur, um eine ehemalige Geliebte heimzuholen? Madame, das ist nun wirklich unglaublich.«
Georgie nahm Haltung an, und Colin entging nicht, dass sie hochmütig den Kopf hob und ihre Nasenflügel empört bebten.
Er überlegte, ob er Bertrand vor ihrem rechten Haken warnen sollte, entschied sich jedoch, dass der Franzose ihre Boxqualitäten selbst herausfinden sollte.
»Es mag sein, dass er nicht mehr meine Gesellschaft sucht, Capitaine«, sagte Georgie, und ihre Worte klangen distanziert wie bei einer Königin. »Aber ich versichere Euch, dass er sehr interessiert am Wohlergehen seines Sohnes ist.« Sie streckte Bertrand Chloe entgegen.
Capitaine Bertrand starrte das Baby entgeistert an. »Sein - was?«
Georgie zog Chloe wieder an ihre Brust. »Sein Sohn. Dieses Kind ist die liebliche Nachkommenschaft von Napoleon Bonaparte, und da Ihr uns jetzt gerettet habt, Capitaine, bin ich überzeugt davon, dass Euch der General ewig dankbar sein wird.«
Colin konnte sie nur anstarren, als ob sie den Verstand verloren hätte. Der uneheliche Sohn von Napoleon? Nur ein Idiot würde eine solche Behauptung glauben. Ganz davon zu schweigen, dass es ein Mädchen war, das sie auf dem Arm hielt.
Doch anscheinend schätzte Georgie den
Weitere Kostenlose Bücher