Heißer Zauber einer Nacht
Windeln ist, geh hinein!« Dann kam Georgie ganz plötzlich ein Gedanke. Schmutzige Windeln.
Sie waren die Lösung! Wenigstens für den Moment. Georgie blickte über den Gang zu Colin s Kabine. Zu ihrer Freude hatte sich der Wachtposten anscheinend entschlossen, oben mitzukämpfen, anstatt Wache zu halten.
»Den Geruch musst du ertragen«, sagte sie zu Kit, überreichte ihr wieder Chloe und drängte sie in ihre Kabine. »Außerdem bleibt Rafe bei dir.«
Kits Miene hellte sich auf, wie von Georgie schon vermutet. Ihre li ebeskranke Schwester ging glücklich in die Kabine und vergaß das Kanonenfeuer oder den Gedanken, dass jeder Moment ihr letzter sein konnte.
Rafe wirkte weniger begeistert von der Aussicht, seine erste Schlacht in einer Kabine mit einem von schmutzigen Windeln überfüllten Korb zu verbringen, doch das viel versprechende Zwinkern von Kit in seine Richtung brach seinen Widerstand.
Sie legten Mr Pymm auf Georgies Koje. »Meinst du, du kannst die Wunde an seiner Stirn behandeln?«
Kit nickte. »Ich werde sie mit meinem Unterrock säubern und verbinden.«
Georgie lächelte bei der Vorstellung, dass Mr Pymm aufwachte und feststellte, dass sein Kopf mit Damenunterwäsche verbunden war. Als ihre Schwester und Rafe begannen, sich um den bewusstlosen Mann zu kümmern, gab sie Chloe noch einen Kuss. Dann lief sie den Gang hinunter und in Colins Kabine.
Sie hoffte nur, dass er sie dieses Mal nicht für das umbringen würde, was sie vorhatte.
Es war von Anfang an eine Falle gewesen. Irgendwie waren ihm die Franzosen gefolgt, seit er nach Volturno gefahren war, um Pymm abzuholen, oder seit seinem Treffen mit Nelson in Neapel. Darauf wettete er. Und er konnte nur raten, wer dafür verantwortlich war ...
Georgie. Bitterkeit stieg in ihm auf. In seinem Wahn, in ihr nur das Gute zu sehen, hatte er seine Mission, seine Mannschaft und die Sybaris gefährdet.
Vermutlich hatte Pymm gestern Nacht Recht gehabt. Sie war an Deck gewesen, um ihren Komplizen Signale zu geben.
Die Kanonen der Gallia feuerten eine weitere verheerende Salve ab, und Colin wurde aus seinen düsteren Gedanken gerissen. Er wusste, dass Bertrand nur mit ihm spielte, seinen Fockmast zerschoss und ihn mit jeder Kugel kampfunfähiger machte, bis die Sybaris leichte Beute sein würde.
Die Gallia begann beizudrehen, kam näher, damit Bertrands Crew die Sybaris entern konnte.
Er hatte die Wahl. Bis zum letzten Mann kämpfen und mit seinem Schiff untergehen oder kapitulieren und verhandeln, um seine Crew zu retten.
Wenn er sich ergab, würde ihm das genügend Zeit verschaffen, um in seine Kabine zu gehen und Pymms Dokumente zu vernichten. Dann hatten die Franzosen wenigstens keinen schriftlichen Beweis, um seine gesamte Crew zu verdammen, sondern nur die verräterische Aussage ihrer schönen und verlockenden Agentin.
Und er konnte nicht die weiteren Gründe für ein Aufgeben vergessen.
Kit und Chloe.
Was Georgie anbetraf, so war es ihm jetzt gleichgültig, ob sie auf dem Meeresboden endete. Aber die anderen, besonders Chloe, waren unschuldig und konnten nichts für Georgies Täuschungen und ihre verräterische Art. Bertrand konnte er nicht trauen. Er würde nicht Georgies Schwester oder sein Kind opfern und bis zum Tod kämpfen, nur damit sie die Strafe bekam, die sie verdiente. Wenn er Georgie richtig einschätzte, dann würde sie Kit und Chloe bis zu ihrem letzten Atemzug schützen.
»Streicht die Flagge, Livett«, rief Colin.
»Was?« Der Erste Offizier starrte ihn entgeistert an.
»Ihr habt mich verstanden. Streicht die Flagge. Kapituliert und übergebt das Schiff, bevor wir noch mehr Menschenleben verlieren.«
Mr Livett nickte und gab*seine Befehle.
Als die Flagge der Sybaris fiel, jubelten die Franzosen über ihren Sieg und verspotteten den Feind. Colin konnte Bertrands nasale Rufe hören, als er befahl, zu entern und seine Beute zu sichern.
Colin ignorierte die Schmäh rufe der Franzosen. Er hatte noch nie ein Schiff verloren, und er betrachtete auch die Sybaris noch nicht als verloren. Er würde eine Möglichkeit finden, sie wieder unter sein Kommando zu bekommen, doch zunächst bahnte er sich hastig einen Weg durch die Trümmer auf dem Deck und stieg die Kajütstreppe hinunter zu seiner Kabine.
Seine Gedanken jagten sich mit Überlegungen, wo er die verdammten Dokumente verstecken sollte, damit es eine Chance gab, dass sie London erreichten, doch es fiel ihm kein Ort ein, an dem die Franzosen nicht danach suchen würden.
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