Heißer Zauber einer Nacht
Kopf, um einen besseren Blick auf sie zu bekommen.
Sie konnte Falten um seine dunklen Auge sehen, sein ganzes Gesicht war runzlig. Nach dem Klang seiner Stimme hatte Georgie ihn jünger geschätzt, doch jetzt, als er sie ansah, fand sie ihn viel älter. Er mochte so alt wie Onkel Phineas sein, hatte jedoch eine bessere Figur.
»Ich wollte Euch gerade das Gleiche fragen«, sagte Georgie, nahm wieder Platz und suchte in ihrer Erinnerung, wo sie ihn schon gesehen haben konnte.
Er schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht, dass wir uns schon begegnet sind, denn Ihr wärt mir in Erinnerung geb li eben. Ich vergesse nie ein Gesicht.«
Bertrand setzte sich und winkte mit der Serviette dem jungen Knaben, der abseits des Tisches stand. Der Junge eilte herbei und schenkte Wein ein. »Madame Saint-Antoine, erlaubt mir, Euch Monsieur Mandeville vorzustellen. Er kommt von ...«
»Na, na, Capitaine Bertrand«, fiel Mandeville ihm ins Wort, »die Dame interessiert sich nicht für unsere Geschäfte. Heute Abend dinieren wir als Freunde. Ist das nicht angenehm, Madame?«
»Ja, sehr«, erwiderte Georgie und wünschte, sie könnten tatsächlich über Geschäfte reden. Sie musste wissen, wie weit die Franzosen gehen würden, um die Informationen zu finden, die Colin in dem Geheimfach bewahrt hatte, und wer dieser gefährliche Mann zu ihrer Linken war. »Ich hoffe nur, Eure Geschäfte hier, werden unsere Reise nach Frankreich nicht verzögern.«
»Nein, Madame, denn ich breche morgen auf, um meine eigenen Geschäfte fortzusetzen.«
Ich breche morgen auf...
Georgies Hand zitterte, als sie nach ihrem Weinglas griff, und etwa Wein schwappte auf den Tisch. Sie stammelte eine Entschuldigung und sagte: »Ich befürchte, ich werde es nie schaffen, an Bord eines schwankenden Schiffes zu essen.«
Die Männer lachten. Sie akzeptierten ohne Verdacht zu schöpfen ihre Entschuldigung und Erklärung.
Ich breche morgen auf...
Warum zitterten ihr bei diesen Worten die Hände, während ihr gleichzeitig der Atem stockte? Sie hätte schwören können, sie schon einmal gehört zu haben, gesprochen von genau diesem Mann. Aber das konnte nicht sein.
Capitaine Bertrand schenkte ihr in ein anderes Glas ein. »Vorhin habt Ihr gelacht, Madame Saint-Antoine, als ich behauptete, die Sybaris sei das Schiffeines Spions.«
»Ich fand die Vorstellung amüsant, dass ihr Captain intelligent genug sein soll, um ein Spion zu sein. Ich befürchte, er ist ein ziemlich dummer, ungebildeter Mann. Kaum schlau genug, um jemanden zu täuschen.«
Mandeville hatte zu essen begonnen, doch jetzt hielt er jäh inne. »Warum sagt Ihr das?«
»Seine Manieren, seine Redeweise. Sein Französisch ist miserabel. Er ist kein Spion. Nur ein Opportunist.«
Der Capitaine schnitt ein Stück Brot von dem duftenden Laib ab. »Solche Typen sind oftmals die besten Spione. Aber ich befürchte, Euer Geschlecht täuscht sich leicht in diesen Dingen.«
Mandeville neigte sich über seinen Teller. »Vielleicht irrt Ihr Euch, mon capitaine. Die Dame hatte eine einmalige Gelegenheit, unseren Feind intim zu beobachten.«
»Kaum intim«, protestierte Georgie und bemühte sich, empört zu klingen.
»Verzeiht mir«, sagte Mandeville. »Aber Eure Nähe zu dem Mann könnte uns vielleicht einige Hinweise auf das geben, was wir suchen.«
»Ich habe mir die größte Mühe gegeben, dem Mann aus dem Weg zu gehen, Monsieur.« Wie sehr, würdest du niemals raten, hätte sie am liebsten hinzugefügt, doch stattdessen sagte sie: »Ich bezweifle, dass ich eine Hilfe sein kann.«
»Oh, aber das könnt Ihr. Sagt uns, zum Beispiel, wie lange seid Ihr auf diesem Schiff?«
Georgie legte wie überlegend einen Finger auf die Lippen. »Hm. Ich glaube, es waren mindestens zwei Monate. Ich habe immer wieder gebettelt, dass er uns gegen Lösegeld freilässt oder in einem anständigen Hafen absetzt, doch er weigerte sich und segelte stattdessen von einem Platz zum anderen, um die schäbigste Fracht an Bord zu nehmen.«
»Irgendwelche Passagiere?«, fragte Mandeville so beiläufig, wie er einen Bissen Fleisch aß. »Vielleicht in den vergangenen Tagen einen Mann? Er könnte ihn sehr spät in der Nacht abgeholt haben. Einen Engländer.«
Etwas an seiner Sprechweise fiel Georgie auf. Sein Französisch war nahezu perfekt. Zu perfekt. Er sprach nicht mit der flüssigen, angeborenen Aussprache eines Einheimischen. Mrs Taft hatte ihr Bestes getan, dafür zu sorgen, dass Georgies und Kits Französisch klang, als seien
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