Heißes Blut: Anthologie (German Edition)
Professor Hinkle ein. »Bevor du irgendetwas löschst.«
»Und was tun wir?«, rief Mike.
»Du befragst mit Toby noch einmal die Einheimischen. Versucht herauszufinden, was sie über den loup garou gehört haben. Und nehmt die Antworten auf Tonband auf, damit ihr nicht versehentlich etwas auslasst, das uns nützlich sein könnte«, trug ihm Jenny auf.
»Und was haben Sie sich für heute Morgen vorgenommen, Professor Rose?«, wollte Hinkle wissen.
»Ich werde in den Wald gehen, um nach Anzeichen für eine unbekannte Spezies zu suchen. Sie können gern mitkommen, Professor, aber Sie werden gute Wanderschuhe und einen Rucksack für Geräte und Proviant benötigen. Ich will so tief wie möglich in den Wald hinein, und das wird kein Spaziergang werden«, warnte sie.
»Fern der Behausungen der Menschen? «, zitierte er schmunzelnd.
»Genau.«
Das war natürlich eine glatte Lüge. Jenny wollte in den Wald entlang der Straße gehen, auf der sie gestern Nacht dieser Kreatur begegnet war. Bei Tageslicht würde sie vielleicht Hinweise entdecken, die sie im Dunkeln übersehen hatte. Sie wollte jedoch nicht, dass Hinkle ihr dabei über die Schulter blickte, jede ihrer Aktionen voraussah und permanent nach irgendetwas suchte, das er gegen sie verwenden konnte.
Es würde ihm sehr recht sein, wenn ihr Vorschlag zur Einrichtung eines kryptozoologischen Instituts an der Dunkirk University – das sie selber leiten wollte – so bald wie möglich zurückgewiesen würde, denn Hinkle hasste die Idee.
Die Idee und sie .
»Kommen Sie also mit?«, fragte sie mit einem Blick auf ihn.
»Natürlich nicht. Das müssten Sie doch wissen. Ich werde bleiben und mir Ihre Aufzeichnungen ansehen.«
Sie lächelte, als beunruhigte sie der Gedanke nicht. Und das musste er auch nicht. Wie Al Capones Buchhalter führte Jenny zwei verschiedene Berichte, sodass niemand ihre privaten Schlussfolgerungen und Gedanken zu Gesicht bekam.
»Gut, dann sehen wir uns später«, sagte sie und wandte sich zum Gehen.
»Vergessen Sie nicht das Katzenfett«, rief Hinkle ihr hinterher und lachte über seinen eigenen lahmen Witz, und Toby und Mike, die Schleimer, stimmten mit ein.
Welpen, dachte Jenny. Sie hätte sie Wer-Welpen genannt, aber das würde darauf hindeuten, dass sie zur Hälfte menschlich waren, und sie fand nicht, dass sie die Bedingungen dazu erfüllten.
Jenny lief die Treppe hinauf zu ihrem Zimmer, um sich umzuziehen, bevor sie dorthin zurückkehrte, wo sie gestern Nacht gesehen hatte … was auch immer sie gesehen hatte.
In ihrem Zimmer traf sie Mamma Louisa an, die, von Kopf bis Fuß in makelloses Weiß gekleidet und mit einem ebenso weißen Turban auf dem Kopf, das Bett machte. Das strahlende Weiß ihrer Kleidung stand in auffallendem Kontrast zu ihrer dunklen Haut.
Frauen ihrer Größe trugen oben im Norden nicht viel Weiß, was Jenny schade fand, denn Mamma Louisa sah wirklich gut aus darin, groß, schön und stolz, und wirkte majestätisch wie eine Königin.
Sie blickte auf, als Jenny hereinkam, und schenkte ihr ein Lächeln. »Ich kann später wiederkommen«, sagte sie mit ihrem breiten Südstaatenakzent.
»Nein, nein, machen Sie ruhig weiter. Ich packe nur schnell ein paar Sachen ein und bin gleich wieder weg.«
»Na gut. Wie kommen Sie mit Ihren Forschungen voran?«
»Gut. Sogar noch besser als gut.« Jenny trat vor die Kommode, öffnete eine der Schubladen und nahm ein T-Shirt heraus. Dann zog sie die Bluse über den Kopf und blickte in den Spiegel.
»Osé, osé, osé«, flüsterte Mamma Louisa beschwörend, und als Jenny im Spiegel ihrem Blick begegnete, sah sie, dass er auf den Verband an ihrer Brust geheftet war. »Was ist Ihnen gestern Nacht passiert, ma chère? «
Verdammt, wie hatte sie nur so unvorsichtig sein können? Schnell zog Jenny das Hemd über den Kopf. »Nichts – das ist nur ein Kratzer. Ich habe mich an einem Dornenstrauch verletzt.«
»Ach, tatsächlich?« Die Frau betrachtete die Bluse, die auf dem Boden neben dem Bett lag – und deren weißer Stoff mit Tränenspuren und getrocknetem Blut befleckt war. Mamma Louisa machte einen Schritt darauf zu, aber Jenny war schneller und erreichte die Bluse zuerst, hob sie auf und knüllte sie zusammen.
»Ist da was, was ich nicht sehen soll, Kind?«
»Ach was. Ich bin es nur nicht gewohnt, bedient zu werden, Mamma Louisa. Es ist mir unangenehm, wenn jemand hinter mir aufräumt.«
»Wäre es Ihnen lieber, sich von jetzt an selbst um Ihr Schlafzimmer zu
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