Heißes Eisen
Donnerechsen. Wären letztere klug genug, sich an die Elendsviertel zu halten, hätte es dieses haßerfüllte Gerede gar nicht gegeben.
9. Kapitel
Die einzige Warnung war Deans kindlich boshaftes Grinsen. Ich wußte sofort: Irgendwas stinkt.
Garrett!
O-Oh. Ich hatte vergessen, daß ich ihn mit den Missionarinnen allein gelassen hatte.
Sollte ich mich aus dem Staub machen? Warum eigentlich? Schließlich war es mein Haus! In meinem Schloß bin ich der Boß! Ich betrat das Zimmer des Toten Mannes. »Was?«
Setz dich.
Mißtrauisch gehorchte ich. Er war viel zu gelassen.
Hast du in letzter Zeit über den Zustand deiner unsterblichen Seele nachgedacht?
Ich glaube, ich habe geschrien. Als ich wieder zu mir kam, rannte ich durch den Flur und sah ungläubig zu seiner Tür zurück. Irgendwo miaute eine Katze. Das konnte doch nicht wahr sein! Es war nicht real. Ich wurde verrückt. Wenn das so weiterging, würde ich noch zusammen mit Kläffer Amato den Himmel anheulen.
Es wurde sogar noch schlimmer. Als ich in die Küche stürmte, wo ich mir ein Bier zapfen wollte, stieß ich auf Dean. Er saß mit den beiden Missioneusen am Küchentisch und schlürfte Tee. Eine hatte ein Katzenjunges auf dem Schoß. Dean war vollkommen von dem Gequatsche gefesselt, mit dem die andere ihn überschüttete. »Wollen Sie uns nicht Gesellschaft leisten, Mr. Garrett?« schlug die Katzenfrau vor. »Wir teilen gerade Dean die wundervollen Nachrichten mit. Wollen Sie dieser Freude nicht auch teilhaftig werden?«
Freude? Sie war so freudvoll wie ein Zaunpfahl. Vermutlich kannte sie nicht mal die Bedeutung dieses Wortes. Diese Betrügerin. Sie lächelte, aber das war nur eine Maske. Dahinter war sie säuerlich und frömmelnd bis zum Abwinken. Sie litt so lange unter Verstopfung, so lange sie den Verdacht hegte, daß sich irgendwo irgend jemand irgendwie amüsierte. »Tut mir leid. Ein andermal. Ich schnapp mir nur einen Keks und verdufte wieder.« Ich kannte die Sorte. Sie war wie Kläffer Amato nach einem Bad, nur daß ihre Phantasie den harten, metallischen Beigeschmack von Gewalt hatte. Kläffer Amato war wild entschlossen, irgendwelche imaginären Teufel zu entlarven. Sie wollte sie am liebsten mit Feuer und Eisen ausmerzen. Trotzdem war sie im Moment noch peinlich korrekt und höflich. Wenn ich auch nur einen Augenblick zur Ruhe kam, würde sie mich festnageln und kurz darauf meine Beherrschung überstrapazieren. Sie würde nicht aufhören, bis ich mich so rüde benahm, daß ich mich noch einen Monat dafür schämen würde.
Ich schnappte mir meinen Keks und floh in mein Büro. »Du spinnst mich doch nicht auch noch voll, oder?« fragte ich Eleanor.
Sie antwortete mit ihrem rätselhaftesten Blick.
Ich setzte mich hinter meinen Schreibtisch. Um mich herum drohte alles in die Brüche zu gehen. Ich mußte die Verantwortung an mich reißen, bevor das Chaos uns alle erfaßte, und dieses sturmgebeutelte Schiff wieder auf den alten Kurs bringen.
Es war schließlich mein Fehler gewesen zu versuchen, dem Toten Mann mal kurz eins auszuwischen.
Ich stöhnte. Kaum hatte ich es mir gemütlich gemacht, hämmerte jemand gegen die Haustür. Niemand kommt einfach so bei mir vorbei. Jeder, der an meiner Tür auftaucht, will, daß ich arbeite. Und zwar immer nur dann, wenn ich es mir gerade gemütlich gemacht habe. Plötzlich schoß mir ein Gedanke durch den Kopf, und meine Laune besserte sich schlagartig. Vielleicht waren es ja noch mehr Missionare. Die konnte ich dann auf die beiden hetzen, die mein Haus besetzt hielten. Dann würden sie sich auf der Stelle in den theologischen Boxring begeben. Und ich konnte es mir in der ersten Reihe bequem machen, während sie ihre unlogischen Streitereien Nase an Nase austrugen.
Ich bin eben ein unverbesserlicher Optimist. Wer hat denn behauptet, ich würde immer nur schwarzsehen? Ich selbst? Stimmt. Immerhin, wenn man so pessimistisch ist, hält das Leben wenigstens gelegentlich erfreuliche Überraschungen bereit. Außerdem wird man nur selten enttäuscht.
Als ich die Tür öffnete, erwartete mich eine dieser seltenen Enttäuschungen.
10. Kapitel
Ich linste natürlich erst durch das Guckloch und wußte schon, daß es mir keinen besonderen Spaß machen würde zu öffnen. Aber ich hatte keine Wahl.
Sein Name war Wart Block. Er verkörperte das Gesetz. Soweit es in TunFaire Gesetze gibt. Er war Hauptmann ebendieser Wache, die niemand Gefährlicheren schnappen konnte als Kläffer Amato. Ich
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