Heißes Eisen
Katzenhaar war zu sehen. Aber ich konnte sie riechen.
Dean trat verlegen von einem Fuß auf den anderen. Ich warf ihm meinen bösesten Blick zu, knurrte ihn an und machte eine Handbewegung, als wollte ich ihm den Hals umdrehen. Dann ging ich zum Toten Mann.
Der tat, als schliefe er.
Ich wußte, daß er es nur spielte. Er würde niemals einschlafen, bevor er nicht die neuesten Nachrichten aus dem Cantard gehört hatte. Er war besessen von Glanz Großmond und erwartete in jedem Augenblick Neuigkeiten von dem republikanischen General.
Dean huschte an mir vorbei ins Zimmer und warf ein Handtuch über meinen Stuhl, damit ich ihn nicht naß machte. Ich setzte mich und starrte den Toten Mann an. »Wie schade, daß er eingedöst ist, wo endlich Nachrichten aus dem Kriegsgebiet durchgekommen sind. Koch mir noch schnell einen Tee, Dean, bevor ich mich wieder auf die Socken mache.«
Was für Neuigkeiten aus dem Cantard? ...Du ... bist ein hinterhältiger Schuft, Garrett.
»Der hinterhältigste. Mindestens genauso schlimm wie der Kerl, der mich aus Spaß auf einen schwachsinnigen Fall angesetzt hat.«
Aus Spaß?
»Du kannst ruhig beichten. Ich bin nicht nachtragend. Im Gegenteil, ich muß sogar zugeben, daß es ein guter Scherz war. Ich bin stundenlang draußen im Regen rumgelatscht, bis ich endlich dahintergekommen bin.«
Ich muß dich leider enttäuschen, Garrett, aber wir sind tatsächlich dafür engagiert worden, die Schritte dieses Kläffers Amato zu überwachen. Der Klient hat einen Vorschuß von fünfzig Talern gezahlt.
»Nun komm schon. Ich habe doch zugegeben, daß es ein guter Witz war. Hör auf damit.«
Es ist wahr, Garrett. Obwohl ich selbst neugierig werde, jetzt, wo ich die Zweifel und Bedenken wahrnehme, die dir durch den Kopf gehen. Möglicherweise bin ich ja höchstpersönlich Opfer eines ausgefeilten Scherzes geworden.
»Hat wirklich jemand fünfzig Taler hingelegt, damit ich Amato beobachte?«
Sonst läge kein Beutel unter meinem Stuhl.
Ich war sicher, daß er den Scherz nicht so weit treiben würde. »Hast du keine Fragen gestellt?«
Nein. Jedenfalls nicht die, an die du denkst. Wäre mir klar gewesen, was für ein Typ Kläffer dieser Amato war, hätte ich sie sicherlich gestellt.
Jemand klopfte hartnäckig an die Haustür. Dean war offenbar zu beschäftigt, um zu öffnen. »Sekunde mal.«
Erst warf ich einen Blick durch das Guckloch. Das hatte mich die Erfahrung gelehrt. Ich sah zwei Frauen. Eine bibberte und rieb sich die Arme. Keine von beiden schien das Wetter zu genießen.
Ich öffnete. »Kann ich etwas für die Damen tun?«
Den Ausdruck »Damen« benutzte ich im rein poetischen Sinn. Die jüngere der beiden war sicherlich zwanzig Jahre älter als ich. Beide hatten sich aufgerüscht und trugen ihre besten Klamotten, die allerdings schon ziemlich fadenscheinig und vollkommen außer Mode waren. Genauso wie ihre Besitzerinnen, von denen die eine etwas Nicht-Menschen-Blut in den Adern hatte.
Beide lächelten mich nervös an, als hätte ich sie mit irgendwas erschreckt, was sie nicht vorhergesehen hatten. Die jüngere faßte sich schließlich ein Herz. »Seid Ihr errettet, Bruder?«
»Häh?«
»Seid Ihr wiedergeboren? Akzeptiert Ihr den Messias als Euren persönlichen Retter?«
»Äh ...« Ich hatte nicht den leisesten Schimmer, was hier los war, und begriff im ersten Moment nicht einmal, daß sie von Religion faselten. Die spielt in meinem Leben keine besonders große Rolle. Ich ignoriere die tausend Götter, deren Sekten TunFaire wie Eiterbeulen überziehen. Und bis jetzt wurde meine Hoffnung selten enttäuscht, daß die Götter mich dann ebenfalls links liegenlassen.
Anscheinend ermutigte es die beiden, daß ich ihnen nicht gleich die Tür vor der Nase zuschlug. Sie fingen gleichzeitig an zu plappern. Da ich ein höflicher Mensch bin, lauschte ich ihnen, bis ich begriff, worauf sie hinauswollten. Dann grinste ich, als mir eine Idee kam. »Kommen Sie herein, immer hereinspaziert!« Ich stellte mich vor, schüttelte ihnen die Hände und knipste den alten Garrett-Charme an. Sie fühlten sich sofort unwohl und wurden mißtrauisch. Ich fühlte ihnen nur soweit auf den Zahn, bis ich mitbekam, daß ihre Errettung nicht nur auf Menschen beschränkt war. Die meisten Kulte sind rassistisch, und die meisten nichtmenschlichen Rassen schenken sich den Luxus von Göttern.
»Ich bin leider nicht in der Lage, ein neues Glaubenssystem anzunehmen«, gestand ich, »aber ich habe da jemanden, den Sie
Weitere Kostenlose Bücher