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Heißes Eisen

Heißes Eisen

Titel: Heißes Eisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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kannte ihn flüchtig, was schon zuviel war. Er wußte, wer ich bin. Wir mochten uns nicht. Aber ich respektierte ihn mehr als die meisten anderen Wachmänner. Wenn er ein Bestechungsgeld annahm, blieb er konsequent und wechselte nicht die Seite. Er war nicht zu gierig.
    Ich machte auf. »Hauptmann! Ich hätte Sie ohne Uniform fast nicht erkannt.« Höflich, höflich. Manchmal kann ich es. Ich sah mich um. Er war allein. Verblüffend. Seinesgleichen lief normalerweise nur im Dutzend herum. Das gehört zu ihren Überlebensstrategien.
    »Können wir uns unterhalten?« Er war klein, dünn, mit kurzem braunem Haar, das an den Schläfen und am Rand grau wurde. An ihm war nichts Bemerkenswertes, außer daß er besorgt aussah. Und sich beinah zuvorkommend benahm. Er war noch nie höflich zu mir gewesen. Es weckte sofort mein Mißtrauen.
    Eine gesunde Portion Paranoia kann nicht schaden, wenn man es mit Wart Block zu tun bekommt.
    »Ich hab Besuch, Hauptmann.«
    »Dann gehen wir eben um den Block. Und nennen Sie mich bitte nicht Hauptmann. Ich will nicht, daß jemand erfährt, wer ich bin.« Er riß sich wirklich zusammen. Normalerweise redet er wie ein Hafenarbeiter.
    »Es regnet aber.«
    »Ihnen kann keiner was vormachen, was? Kein Wunder, daß Sie einen derartig guten Ruf haben.«
    Es war einfach nicht mein Tag. Ich schloß die Tür, ohne erst lange nach Dean zu rufen. Worüber hätte ich mir auch Sorgen machen sollen? Ich hatte schließlich einen erleuchteten Hausgast als Wachhund. »Warum genehmigen wir uns nicht ein Bierchen? Mir ist danach.« Und zwar ungefähr nach einem Stiefel. Den ich in einem Zug hätte leeren können.
    »Es ist mir lieber, wenn wir einfach nur Spazierengehen.« Seine kleinen blauen Augen wirkten hart wie Eis. Er mochte mich nicht, aber er bemühte sich sehr, mich nicht zu beleidigen. Anscheinend hatte er wirklich etwas Dringendes auf dem Herzen. Ich bemerkte, daß er sich einen Schnurrbart zugelegt hatte, wie Morpheus einen trug. Anscheinend war das der letzte Schrei.
    »Gut. Ich bin ein zivilisierter Bursche. Können Sie mir trotzdem einen kleinen Hinweis geben?«
    »Sie haben es schon rausgekriegt, Garrett. Ich kenne Sie doch. Sie müssen mir einen Gefallen tun, und es geht mir gegen den Strich, darum zu bitten. Es ist ein großer Gefallen. Ich habe ein Problem. Und ob es mir gefällt oder nicht:
    Sie sind der einzige, den ich kenne, der damit wahrscheinlich fertig werden kann.«
    Das sollte wohl ein Kompliment sein. »Wirklich?« Ich schwoll vor neugewonnener Macht an. Sie erreichte beinah die Größe meiner Paranoia. Ich bin einer dieser Burschen, die richtig nervös werden, wenn Gegner ihnen Honig um den Bart schmieren.
    »Ja.« Er knurrte etwas, offenbar in einer Fremdsprache, denn kein Gentleman würde Worte benutzen, wie ich sie im ersten Augenblick zu hören glaubte. Und die Offiziere der Wache sind Gentlemen. Man braucht sie nur zu fragen. Sie setzen es einem ausführlichst auseinander, während sie einem die Brieftasche klauen.
    »Was?«
    »Ich sollte es Ihnen am besten zeigen. Es ist nicht weit.«
    Ich zwickte mich hier und da, um sicherzugehen, daß ich nicht träumte.
    Wir gingen einen Block weit, und während der ganzen Zeit führte er nur Selbstgespräche. Schließlich sagte er: »Wir haben einen Machtkampf an der Spitze ins Haus stehen, Garrett.«
    »Sonst noch was Neues?« Wir hatten uns zwar ein paar Jahre lang über keinen nennenswerten Umsturz oder einen geköpften König freuen dürfen, aber alles in allem wechseln wir unsere Herrscher häufiger als Kläffer Amato seine Lumpen.
    »Eine Splittergruppe von Reformern formiert sich.«
    »Ah.« Schlechte Nachrichten für seine Leute. »Übel.«
    »Sie verstehen, was ich meine?«
    »Klar.« Ich hatte selbst Gerüchte gehört. Aber hier unten in der wirklichen Welt nahmen wir sie nicht sonderlich ernst. Gehörte alles zur Politik. Keiner will wirklich einen Wechsel. Zu viele Leute haben zuviel zu verlieren.
    »Da bin ich aber froh. Weil da nämlich etwas auf uns zukommt, um das wir uns kümmern müssen. Und zwar schnell. Wir haben bereits eindeutige Andeutungen zugesteckt bekommen. Scheitern wir, spannt man unsere Eier in einen Schraubstock.« Er konnte sogar fast wie ein Gentleman reden.
    »Wo passe ich da ins Bild?«
    »Ich gebe es nicht gern zu, aber keiner von uns weiß, was wir tun sollen.« Mist. Er steckte tatsächlich in der Klemme. Und er hatte wirklich Angst. Anscheinend hatten sie ihm einen glühenden Schraubstock mit

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