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Heißes Eisen

Heißes Eisen

Titel: Heißes Eisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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kennenlernen müssen. Mein Partner ist die gottloseste Kreatur, die Sie sich nur vorstellen können. Er braucht... Aber ich will Sie warnen. Er ist vollkommen starrsinnig in dieser Verruchtheit. Ich habe es immer und immer wieder versucht ... Sie werden selbst sehen. Bitte, folgen Sie mir. Möchten Sie vielleicht einen Tee? Mein Haushälter setzt sofort Wasser auf.« Sie plapperten während meiner kleinen Rede unablässig weiter, so daß ich mein Sprüchlein immer nur in kurzen Brocken einschieben konnte, wenn sie Luft holen mußten.
    Sie folgten mir, und ich schaffte es kaum, ernst zu bleiben, als ich sie dem Toten Mann auf den Hals hetzte. Allerdings verzichtete ich darauf, mir anzusehen, wie die Fetzen flogen.
    Als ich in den Regen hinaustrat, fragte ich mich, ob er wohl jemals wieder mit mir reden würde. Aber wer brauchte mehr geistliche Anleitung? Immerhin war er schon tot und unterwegs auf dem Pfad in den Himmel oder die Hölle.
    Trotzdem grinste ich nicht aus Selbstzufriedenheit über meinen genialen Einfall. Mir war noch eine andere Idee gekommen. Ich wußte, wie ich diese Sache mit Kläffer so deichseln konnte, daß wir beide glücklich wurden.
    Der Mann konnte immerhin lesen und schreiben. Er schrieb seine eigenen Pamphlete und Handzettel. Außerdem war er harmlos. Und brauchte Geld. Sein Äußeres sprach Bände. Warum sollte ich ihn also nicht auf sich selbst ansetzen? Ich konnte meinem Klienten Kläffers Tagebuch übergeben, würde mir das Honorar mit Amato teilen und ersparte es mir so, im Regen herumzulatschen.
    Je mehr ich darüber nachdachte, desto besser gefiel mir die Idee. Wer sollte schon was merken?
    Zum Teufel mit Kirschtof Hullar. Mit dem mußte ich mich nicht einlassen, sondern konnte in Deckung bleiben, außer, um zu kassieren. Gesagt, getan. Ich schlug eine andere Richtung ein.
    Und machte mich auf, um Kläffer zu verkaufen. Es würde sicher keine Probleme geben, wenn ich an seinen Verschwörungswahn appellierte.
    Ich bin ein schöner Held, was? Unser strahlender Ritter: nichts weiter als ein drittklassiger Betrüger.
    Aber ich hatte kein besonders schlechtes Gewissen. Die Krischtof Hullars dieser Welt bekamen nur, was sie verdienten. Noch bevor ich Kläffers Hütte erreichte, mußte ich bei dieser Vorstellung bereits kichern.
     
     

 
8. Kapitel
     
    Einige von uns hängen der Vorstellung an, daß wir nur zu dem werden, was die Welt uns vorgibt, und folglich Bilder erschaffen, die diesen Vorstellungen entsprechen. Man sieht das vor allem bei den Kindern. Wenn man ein mieser Vater ist, sein Kind immer nur anschreit, ihm sagt, daß es nichts taugt und blöd ist, erzieht man in Null Komma nichts sein Gör zu einem blöden Taugenichts. Das ist die Einbahnstraßenversion. Ich aber rede davon, wie man sich selbst erschafft.
    Ich arbeite an diesem Bild, wenn auch nicht immer bewußt, sobald ich will, daß die Welt mich für schlecht hält. Ich mache mein Bett nicht. Ich wechsle meine Socken nur einmal die Woche. Ich habe meine Bude nur einmal im Jahr gereinigt, ganz gleich, ob es nötig war oder nicht. Und wenn ich richtig fies sein will, dann putze ich mir nicht die Zähne.
    Kläffer Amato mußte seit etwa tausend Jahren in diesen zwei Zimmern gehaust haben, ohne auch nur ein einziges Mal sauberzumachen. Man hätte aus dieser Bude ein Museum machen können, in dem Mütter ihren Kindern zeigen konnten, was aus ihnen wird, wenn sie nicht aufräumen.
    Der Gestank ließ vermuten, daß es der einzige Ort in TunFaire war, den die Insekten mieden. Der Geruch war zweifellos der von Kläffer Amato, mit der Zeit gereift und verstärkt und intensiviert von der Feuchtigkeit. Kläffer hatte anscheinend seine Hygiene nicht im Griff.
    Gott sei Dank war er eine Zeitlang nicht hier gewesen.
    Ich hatte noch nie soviel Papier gesehen, nicht mal in den Büros irgendwelcher Beamter. Sobald Kläffer die beiden Seiten eines Flugblattes vollgekritzelt hatte, warf er es zusammengeknüllt über die Schulter. Papier, in das Lebensmittel verpackt waren, leistete den übriggebliebenen Flugblättern Gesellschaft. Überall lagen tönerne Scherben von zerbrochenen Weinkrügen herum. Auf die wenigen unversehrten Krüge gab es offenbar Pfand.
    Hier war die ganze Geschichte von Kläffer Amato in verschiedenen Ablagerungen verewigt und wartete darauf, von einem Archäologen ausgegraben zu werden, dem die Natur keinen Geruchssinn mitgegeben hatte.
    All das nahm ich mit einem Blick in mich auf, nachdem Amato mich hereingelassen

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