Heißes Eisen
ihm in die Nase stieg. »Wie ich sehe, hast du einen Klienten. Da gehe ich besser.« Das alles äußerte er in einem einzigen, langen Ausatmen und war fast schneller an der Tür als ich. Er warf mir einen Blick zu, der besagte, daß er gern die ganze Geschichte gehört hätte. Später. Viel später, nachdem die Luft wieder rein war.
»Sorg dafür, daß Dean die Haustür abschließt.« Ich zwinkerte ihm zu.
»Mein Gott, was für'n häßlicher Knabe«, verkündete Kläffer. »Hat'n Rüssel wie'n Mammut, oder?«
Noch ein Missionar, Garrett?
»Das ist Kropotkin Amato. Du erinnerst dich doch an die Vereinbarung, die wir getroffen haben?«
Du weißt genau, was ich meine. Willst du mich wieder quälen? Vielleicht erinnerst du dich noch daran, daß deinem vorherigen Versuch verhältnismäßig geringer Erfolg beschieden war.
»Ich? Natürlich nicht...«
Außerdem hast du dieses Arrangement auch nicht erwähnt, wenn ich auch die Einzelheiten deinem Verstand entnehme. Wir hatten nicht vereinbart, daß der Mann sich selbst beobachten soll.
»Wir haben sowieso nichts vereinbart, Lachsack.«
Kläffer war vom Donner gerührt. Mir wäre es kaum anders ergangen, wenn ich nur die eine Hälfte des Gesprächs gehört hätte. Ich wechselte das Thema. »Du verstehst sicher, warum ich es getan habe.« Ich wollte Amatos Gefühle nicht verletzen. Der Tote Mann konnte seine Gedanken lesen und verstehen, warum wir keinen großen Feldzug veranstalten mußten.
Du hast recht, Garrett. Diesmal wenigstens. Aber er glaubt an seine Theorien, so unwahrscheinlich sie auch sein mögen. Überflüssig zu erwähnen, daß sie daher die Wirklichkeit bilden, in der er lebt. Du solltest unseren Auftraggeber aufsuchen und versuchen herauszufinden, warum er es für so wichtig hält, Mr. Amato überwachen zu lassen.
Die Ratte wollte nur die Arbeit wieder auf mich abwälzen.
»Ehm ... Hallöchen.« Kläffer Amato fehlten die Worte. Mir kamen Zweifel, ob er es wirklich selbst war.
Doch ein Atemzug durch die Nase reichte. Jede weitere Überprüfung war unnötig. »Hör mal, alter Komiker, laß dir nicht einfallen ...«
Mr. Amato und ich haben einiges zu besprechen, Garrett. Ich schlage vor, daß du Mr. Hullar besuchst und versuchst, den Grund für sein Interesse an Kläffer herauszufinden.
»Genau, Garrett. Was machst du eigentlich noch hier? Du solltest doch eigentlich ...«
Ich floh, vernichtend geschlagen. Würde es Kläffer kümmern, daß ich ihn nur vernachlässigt hatte, weil ich TunFaire von einem bösartigen Serienkiller befreien mußte? Er war bestimmt überzeugt, daß sie mich bestochen hatten. Ungeachtet der Tatsache, daß er das Objekt war, das ich für sie beobachten sollte.
Ich warf einen sehnsüchtigen Blick auf die Treppe, die ins gelobte Land meines Bettes führte, zog meine Regenjacke an, sah nach, wieviel Taler ich dabeihatte. Vielleicht konnte ich mir ja ein Zimmer mieten und ein bißchen schlafen.
Bevor ich ging, machte ich noch einen überraschenden Ausfall ins Wohnzimmer, in der Hoffnung, Deans Katze zu erwischen und sie entsorgen zu können. Aber von ihr war nichts zu sehen, nur die Kratzer an den Möbeln zeugten von ihrer Anwesenheit.
Dann wurde mir klar, daß ich Hullar ja gar nichts zu berichten hatte. Ich trottete zurück und schnappte mir Kläffers Bericht. Der Tote Mann und er waren bereits dabei, eine wilde Verschwörungstheorie auszuspinnen.
23. Kapitel
Das Tenderloin ist der Stadtteil für den verborgenen Teil der menschlichen Seele. Hier im Pfuhl findet man jedes Laster, wird jede Sünde begangen und beinah jedes Verlangen gestillt. Die Bordelle, Drogenhöhlen und Spielhallen bilden nur die Oberfläche, den strahlenden Glimmer. Der Pfuhl glänzt, solange man ihn von der Straße betrachtet.
Es ist eine glitzernde Straße. Genaugenommen sind es mehrere. Das Viertel ist größer als die Werkerreihe. Und weit prosperierender. Nichts verkauft sich so gut wie die Sünde. Nach der Oberstadt ist es das blühendste, sauberste, sicherste und ordentlichste Viertel der Stadt. Einige sehr ungemütliche Herrschaften sorgen dafür, daß es so bleibt.
Im großen und ganzen gehört das Viertel zu Kain Kontamins Reich.
Krischtof Hullars Tanzpalast ist eine genauso zahme Spelunke wie alle anderen. Die Mädchen tun nichts weiter als tanzen und plaudern. Sie unterhalten sich mit einsamen Kunden und versuchen, diese dazu zu verführen, ihnen Drinks zu spendieren. Einige treffen vielleicht persönliche Verabredungen,
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