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Heißes Eisen

Heißes Eisen

Titel: Heißes Eisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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stopfte mich voll, bis ich kurz vorm Platzen war. Dann schlenderte ich in den Flur, blickte die Treppe hoch und wartete auf einen Anfall von Ehrgeiz. Es war ein langer, mühsamer Aufstieg in ein einsames, kaltes Bett.
    Das wäre der richtige Moment für melancholisch schluchzende Geigen. Nur, daß in meinem Fall das Orchester vermutlich eine Ouvertüre spielen würde.
    Genau. Es war keine Musik, die ich hörte. Sondern: Garrett! Ich erwarte Bericht! Nicht direkt eine Ouvertüre. Aber dicht dran.
    Widerstand war zwecklos. Je schneller ich fertig war, desto eher konnte ich schlafen gehen.
    Schlafen? Als ich den Bericht über meinen Besuch bei Hullar beendet hatte, hörte ich: Ich will, daß du noch mal hingehst. Beobachte während der nächsten neun Nächte das Tenderloin. Und kümmere dich um diese Kandis.
    »Häh?«
    Etwas brütete am Rand meines rückwärtigen Hirns. Deine Bemerkung, daß Kandis fehl am Platze wirkte, hat es zur Blüte gebracht.
    »Häh?« Was war ich doch für ein geistreicher, kleiner Plattfuß. »Was ist mit den Recherchen? Den Nachforschungen über antike Übeltäter?«
    Erledige das tagsüber. Den Tenderloin kannst du dir nachts vornehmen. Du solltest nach Mädchen aus der Oberstadt Ausschau halten, die sich damit amüsieren, Rollen zu spielen, die normalerweise von Mädchen der Unterklasse ausgefüllt werden.
    Jetzt klickerte es bei mir. Kandis. Kains Tochter. Bürgerstöchter, die in Bordellen herumhingen. Um sich einen Kick zu holen? Aus Spaß? Das war nicht unwahrscheinlich. »Sollte das eine Mode ...«
    Ich werde Hauptmann Block bitten, noch einmal die Familien der ermordeten Mädchen zu besuchen. Vielleicht habe ich ja die falschen Leute befragt. Vielleicht wissen Schwestern und Freundinnen ja mehr als die Eltern. Die erfahren meistens als letzte, was ihre Kinder so tun.
    »Vielleicht liegst du da gar nicht so falsch.« Nur ein paar Opfer hatten sich gekannt, und das auch nur flüchtig. Aber wenn man statt dessen Schwestern und Freundinnen befragte und in Rechnung stellte, daß es sich um eine Mode handelte, fand man vielleicht ein Muster.
    Allerdings.
    »Wonach soll ich suchen?«
    Vor allem nach Mädchen, die dem Mörder gefallen könnten. Vielleicht können wir das nächste Opfer identifizieren, bevor er zuschlägt. Wir haben noch neun Tage, bevor der Mörder sein Bedürfnis wieder befriedigen muß. Sollte sich ein Muster herauskristallisieren und sollten die Mädchen tatsächlich Spiele gespielt haben, werden wir erfahren, wie und wo der Mörder seine Opfer auswählt. Mit Hilfe von Hauptmann Block können wir alle möglichen Opfer beobachten und unseren Mann fassen, wenn er zuschlägt.
    »Ich weiß längst, worauf du hinauswillst. Aber müssen wir heute damit anfangen?«
    WDHKBDVNAM, Garrett. Du leidest in letzter Zeit keineswegs unter mangelndem Schlaf.
    Das stimmte. Und ich war auch viel zu aufgedreht, um jetzt an Schlaf zu denken. Genausogut könnte ich Bier trinken und mir Mädchen bei der Arbeit ansehen.
    Immerhin. Ganz plötzlich hatte die ganze Schweinerei doch einen kleinen, interessanten Aspekt bekommen.
     
    Nachts verändert sich TunFaire. Vor allem, wenn es nicht regnet. Und es hatte aufgehört zu regnen. Jedenfalls für den Moment. Ich legte den Regenmantel über einen Arm und schlenderte durch die Nacht.
    Die Rattenmänner waren bei ihrer Arbeit: Sie räumten den Dreck weg und nahmen dabei alles mit, was nicht niet- und nagelfest war. Kobolde und Gnome und zahllose andere Vertreter des Kleinen Volkes schossen geschäftig überall umher. Manchmal frage ich mich, wie so viele Kreaturen auf so engem Raum mit so wenig Kontakt zusammenleben können. Manchmal glaube ich, TunFaire besteht aus mehreren Städten, die nur zufällig auf demselben geographischen Fleck liegen.
    Ich sah eine Trollfamilie, die die Aussicht bewunderte. Eine Gigantin mit üblem Ruf machte mich an; anscheinend litt sie gerade unter einer Geschäftsflaute. Dann rannte ich in eine Bande Goblins, die auf rotäugigen Hunden ritten, die auf mich mehr wölfisch als gezähmt wirkten. Ich hatte noch nie Goblins gesehen. Eine Weile ging ich neben ihnen her und plauderte.
    Sie waren Kopfgeldjäger, darauf spezialisiert, entlaufene Frauen aufzutreiben. Sie waren ein wilder, unerfreulicher Haufen, der grimmig einer alten Spur folgte. Die Koboldfrau, die sie suchten, war offenbar gerissener als die ganze Bande zusammen.
    Und sie hatten Pläne mit ihr, falls sie sie fassen würden. Sie zweifelten nicht daran, daß sie

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