Heißes Eisen
ich es abgeblasen. Es sah nicht aus, als könnten wir da noch etwas bewerkstelligen. Und soweit wir wissen, fanden die Morde immer vor Mitternacht statt.«
»Sie warten darauf, daß jemand ihre Leiche findet. Wie der Tote Mann vorausgesagt hat.«
Block zuckte gleichmütig mit den Schultern. »Ich bin offen für jeden Vorschlag. Es sei denn, Sie brauchen noch weitere tausend Taler, nur damit Sie den Schnabel aufmachen.«
»Diesmal geht es aufs Haus. Der Tote Mann läßt Ihnen ausrichten, daß das Mädchen noch lebt. Sie werden sie erst heute nacht erledigen. Der Mörder ändert seinen Zeitplan nie. Er hat sie nur schon gestern entführt, weil er wußte, daß wir später aufpassen würden.«
»Sie lebt noch?« Block massierte sich das Kinn, während er darüber nachdachte. »Sie lebt noch.« Dann verstummte er und brütete weiter. »Ich hab alle Leute gefragt, die Kormoran kannten, wo er sich verstecken und wen er um Hilfe bitten könnte.«
»Wahrscheinlich braucht er nur Reißer.«
»Vielleicht. Mühlenhorst!«
Ein Stabsfeldwebel tauchte aus dem Nichts auf. Er war ein typischer Vertreter seiner Gattung. Sein Hintern war doppelt so breit wie die Schultern. »Sir?«
»Irgendwelche Neuigkeiten über Kormoran oder Reißer?«
»Kormoran hat bisher weder zur Familie noch zu Freunden Kontakt aufgenommen, Sir. Sie überprüfen Reißer noch, aber bis jetzt ist es bei ihm auch negativ.«
Mir kam eine Idee, was gelegentlich tatsächlich vorkommt. »Vielleicht sollten wir von innen an den Fall herangehen.« Wenn so was passiert, erschreckt es die Leute meistens. Diese Idee überraschte sogar mich selbst. »Woran hat Kormoran gearbeitet?«
»Wie bitte?«
»Ich meine, an welchem Fall? Ich kenne Sie, Block, und weiß, daß Sie immer etwas weiter gehen, als Sie allen erzählen, außer dem Prinzen vielleicht. Egal. Es interessiert mich nicht. Aber einige Ihrer Jungs haben in letzter Zeit versucht, ernsthafte Polizeiarbeit zu leisten. Kormoran auch? Woran hat er gesessen? Vielleicht...«
»Jetzt verstehe ich Sie.« Block kämpfte mit sich selbst, und seiner Miene war zu entnehmen, daß er nur ungern die Katze aus dem Sack ließ. »Mühlenhorst! Holen Sie Daumenschrauber und Nagler her. So schnell Sie können.«
Mühlenhorst verschwand erstaunlich schnell für seine Körperfülle. Er hatte sich auf zwanzig Jahre verpflichtet und fürchtete jetzt um seine Pension.
»Daumenschrauber und Nagler haben mit Kormoran und Reißer an einer Ködergeschichte gearbeitet, die ich ausprobieren wollte. Sie sind keine Festangestellten und haben keinen Dienst. Deshalb kann es eine Weile dauern, bis wir sie finden. Ich bin nicht auf die Idee gekommen, die Hilfsbeamten zu überprüfen.«
Die Hilfsbeamten tauchten schneller auf, als Block erwartet hatte, und viel zu schnell, was meinen Seelenfrieden betraf. Die beiden waren nicht menschlich. Daumenschrauber war ein unglaublicher Mischling, halb Zwerg, halb eine Mischung aus allen möglichen anderen Rassen. Und häßlich! Außerdem wirkte er zu meiner Überraschung anständig und freundlich, und weniger gebeutelt von seinen obskuren Vorfahren und seinem Aussehen, als ich angenommen hätte. Er war der Aufgabe der neuen Wache vollkommen ergeben, ganz offenbar ein Fanatiker.
Wie Nagler, ein Rattenmann. Ich mag keine Rattenmänner. Meine Abneigung gegen sie grenzt schon an Vorurteil. Ich konnte nicht glauben, daß dieser Rattenmann echt war. Ein ehrlicher Rattenmann ist ein Widerspruch in sich, ein Oxymoron.
»Daumenschrauber und Nagler sind freiwillige Hilfskräfte, bis mein Budget angenommen wird. Ich habe bereits eine mündliche Zusage über Mittel, die ausreichen, vierhundert Geheimagenten einzustellen. Diese beiden werden eine Hundertschaft anführen und Sie zu Ihrem Ziel bringen.«
Diese Sache mit der Geheimpolizei beunruhigte mich etwas. Am Anfang dämmten sie das Verbrechen möglicherweise zwar großartig ein, aber wie lange würde es dauern, bis Blocks ehrgeiziger Prinz begreifen würde, daß sie möglicherweise auch mißliebige Personen des politischen Lebens beseitigen konnte?
Kompetent bis zu dem Tag ... »Dann wollen wir uns mal um unsere Jungs kümmern.«
Block befragte die beiden. Sie kannten einen Ort, an dem Kormoran und Reißer sich verstecken könnten. Es war ein Loch, das sie entdeckt hatten, während sie ihre Operation vorbereitet hatten. Sie hatten es damals nicht benutzt, aber das würde Kormoran jetzt sicher nicht abhalten.
»Garrett, Sie gehen mit den beiden«,
Weitere Kostenlose Bücher