Heißes Geld
Riesensumme nicht vorrätig.« Zufrieden mit seinem Kombinationssinn setzte er hinzu: »Du wirst am Montag noch einmal kommen, und dann schwer an deiner Tasche tragen.«
»Du Hellseher. Wenn du schon als solcher auftrittst, hättest du wissen müssen, daß man einen Linsenbusch nicht hängt. Hättest du das gewußt, würdest du ihn nicht verpfiffen haben«, fuhr er im bewussten Konjunktiv fort: »Da du es aber getan hast, gehst du jetzt leer aus. Wer bezahlt schon einen Verräter?«
»Freiwillig keiner«, räumte Saumweber ein. »Aber unter bestimmten Umständen jeder. Wenn zum Beispiel die Gefahr besteht, daß man alles verliert, tritt man recht gerne einen nicht unerheblichen Teil der Beute ab.«
»Erpressung?« fragte Linsenbusch, als wüsste er es nicht längst.
»Von mir aus kannst du es so nennen«, erwiderte das Milchgesicht mit den kleinen, schlauen Augen. »Ich würde es eine Beschaffungsaktion für versprochene und unterschlagene Provisionen nennen. Ich weiß nicht, wie gut sich dein Gedächtnis erhalten hat, aber aus unseren alten Zeiten wissen wir doch, daß gegen – na ja – Erpressung nichts hilft, außer zahlen.«
Linsenbusch nickte, eher nachdenklich als zornig. »Das ist leider nicht ganz abwegig.«
»Du bist zwar nicht jünger geworden, aber dein Verstand ist frisch geblieben«, lobte Saumweber giftig: »Wieviel würdest du denn unter diesen Umständen freiwillig abtreten?«
Linsenbusch überlegte sichtbar, er sah sich um, als suchte er im Trubel unter den Arkaden Verfolger zu erkennen. Er kannte Saumweber. Der Mann hatte nicht einmal vor dem Militärgericht über die verschwundenen DEWAKO-Gelder gesprochen. Er würde der Polizei frühestens einen Wink geben, wenn er das Geld ergaunert und in Sicherheit gebracht hätte.
»Das«, antwortete Linsenbusch langsam, »hängt von der Sicherheit ab, die du mir bieten kannst, daß keine weiteren Erpressungen erfolgen werden.«
»Aber du kennst mich doch, Horst.«
»Eben«, erwiderte Linsenbusch. »Sag mir wieviel du willst und welche Garantien du bietest, und wir reden über die Sache von Mann zu Mann.« Er betrachtete ihn so verächtlich, daß Saumweber seinem Blick ausweichen mußte. »Und noch etwas«, setzte er hinzu, »entweder wir einigen uns vor Montag früh, oder nie.«
»Aber das ist doch Bluff«, entgegnete der Waffenhändler. »Du hast doch gar keine andere Wahl als mein Wohlwollen zu bezahlen.«
»Meinst du?« Linsenbusch lächelte schräg. »Und wenn ich wiederum verschwände? Willst du dir noch einmal 17 Jahre lang die Beine in den Bauch …«
»Gib nicht so an«, erwiderte der Semmelblonde. »So alt wirst du nicht mehr.«
»Aber dich werde ich überleben«, versetzte Linsenbusch, ohne sich anmerken zu lassen, wie ernst er es meinte. »Ich habe vielleicht keine andere Wahl, als mich mit dir zu arrangieren. Aber eines sage ich dir gleich: Ohne Kompromiss kein Geld. Weder für dich, noch für mich.«
»Na also«, entgegnete Saumweber. »Habe doch gewußt, daß du vernünftig sein wirst, Horst.«
»Nenn mich nicht Horst«, fuhr ihn sein Exchef an.
»lass uns die Sache in Ruhe aushandeln«, besänftigte Saumweber.
»Nicht hier, und nicht heute, und nicht in der Öffentlichkeit.«
»Gut«, ging der Waffenhändler auf den Vorschlag ein: »Am besten kommst du zu mir: ›Villa Favoritas Muralto‹, ganz leicht zu finden, nur ein paar Minuten von hier. lass uns einen Cognac miteinander trinken und den Deal dabei freundschaftlich regeln.«
»Eine Bedingung voraus«, versetzte Linsenbusch: »Ab sofort darf uns niemand mehr zusammen sehen. Keine Zeugen, wenn du mit mir sprechen willst, keine Ehefrau, kein Hausmädchen, keinen Gärtner, keinen Leibwächter, keinen Chauffeur, keine Nachbarn, und auch keine Zufallsbesucher.«
»Ich weiß, wie man diskrete Geschäfte abwickelt«, antwortete Saumweber. »Oder hältst du mich für einen Anfänger?«
Linsenbusch würgte das Gespräch ab, stand auf, warf sich das Bordcase um.
»Bis morgen also«, kam der erpresserische Exkomplize zum Ende. »Ich bereite alles vor. Ich rufe dich gegen Mittag im ›La Palma‹ an.«
Es überraschte Linsenbusch nicht, daß der Mann, der ihm aufgelauert hatte, wußte, in welchem Hotel er wohnte. Daraus ergab sich die Frage, wie viele Mitwisser es noch geben könnte. Aber Helfer kosteten Geld, und Saumweber war viel zu gierig, um nicht geizig zu sein. In der Position, in der er saß, traute er sich wohl zu, den Griff nach dem Linsenbusch-Geld allein zu
Weitere Kostenlose Bücher